Berlin: Wirte versus öffentliche Meinung

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Nachdem das Bezirksamt Pankow am Montag seine Negativ-Liste mit Ekel-Gastronomen herausgegeben hat, kocht die Volksseele. Die Leser-Kommentare zu den Online-Berichten aus Tagesspiegel, Morgenpost, Berliner Zeitung und BZ sprechen eine ziemlich eindeutige Sprache: Anschlag auf die Gesundheit, am besten sofort dichtmachen!

Berlin Schönhauser Allee <br>foto:angermann/flickr

Berlin Schönhauser Allee foto:angermann/flickr

Auch die Votings in der Morgenpost und der BZ sind eindeutig: 96 Prozent der Befragten finden den Internet-Pranger richtig und ebenso viele finden regelmäßig veröffentlichte Listen als hilfreich. Die Zeitungen sind voll von Ekel-Bildern und Filmen. Es scheint, als habe das Bezirksamt doch auch Beweisfotos für die Presse freigegeben. Rattenfallen im Waschbecken, Gammelhühner in der Küche und verrottetes Gemüse und Obst. bild.de hat gleich einige der betroffenen Wirte besucht und nach ihrer Meinung gefragt. Eine Wirtin über die Liste: „Eine Schweinerei. Man kann es dem Amt nicht recht machen, die finden immer was.“

Da nicht alle Betriebe ständig und zum gleichen Zeitpunkt überprüft werden können, sieht die DEHOGA den Gleichheitsgrundsatz missachtet und will klagen, falls ein DEHOGA Mitglied betroffen ist. Auf der am Montag veröffenlichten Liste findet sich kein DEHOGA Gastronom, wohl aber drei Betriebe des größten deutschen Back-Filialisten. Schaut man auf Volkes Meinung, haben die Wirte schon verloren. Auch DEHOGA Chef Lengfelder lenkt im Berliner Kurier ein: „Saubere Lokale müssen eine Selbstverständlichkeit sein.“

Die meisten der beanstandeten Betriebe finden sich im Raum Schönhauser Allee und Weissensee. Für jemandem, der mit offenen Augen durch die Stadt geht und eine einigermaßen feine Nase hat, sicher keine Überraschung.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) kann sich vorstellen, daß das Pilotprojekt auch auf andere Bezirke ausgedehnt wird, wenn es sich als positiv herausstellt. Nach dem, was heute an Online-Kommentaren zu lesen war, dürfte sie bei einem solchen Vorhaben auf breite Zustimmung in der Bevölkerung stossen.

Beachten Sie auch meine Umfrage zum Thema:

Sollen Behörden zukünftig „unsaubere“ Gastronomen im Internet auflisten?

Der Hauptstadtblog hat sich heute ausführlich zum Thema geäußert.

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