Die Wein-Tageszeitung aus dem Netz

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Zeit zum Lesen

Mit RSS Reader die eigene Tageszeitung gestalten foto:Hamed Saber/flickr

Keine Zeit zum Lesen? An meinem allerersten Tag im Büro – ich kam geradewegs von der Uni – drückte mir mein Chef einen Stapel Zeitungen in die Hand: „Ihre Lektüre!“ sagte er. Von da an bekam ich jede Woche jede Menge Fach-Zeitschriften auf den Tisch. Beim Autofahren fragte mein Chef oft: „Haben sie das gelesen?“ Wohl oder übel mußte ich mich also durch den ganzen Papierwust arbeiten. Damals habe ich dann verstanden, wie wichtig Informationen, Hintergründe und Meinungen fürs tägliche Geschäft sind.

Eine gute Tageszeitung gehört zur Lektüre und natürlich die Fachblätter wie Lebensmittelzeitung, Weinwirtschaft, Wein+Markt und Absatztwirtschaft. Die bringt nach wie vor der Briefträger ins Haus.

Vor einigen Jahren habe ich dann die Segnungen der RSS-Feeds entdeckt: da stellt man sich seine eigene Tageszeitung zusammen. Selbst aus der Weinwelt gibt es soviel zu melden – dass man täglich hineinschauen kann. Auch die Blog-Kollegen lese ich per RSS – fast alle bieten einen Feed an. Mit einem Blick bin ich so auf dem Laufenden, welche neuen Artikel online sind. Das lästige Hin- und Herspringen zwischen den Seiten entfällt. Leider bieten viele deutsche Fachpublikationen kein RSS an.

Meine bevorzugten Quelle für Wein-Informationen aus Übersee ist WineIndustryInsight von Lewis Perdue, der täglich Meldungen aus den USA, UK und aus AUS/NZ bringt. In Deutschland lese ich gerne den Blog von Klaus Eck – die Morgenwelt des PR-Bloggers gehört zum Standard für Online-PR. Über den Online-Handel informiert excitingcommerce und dann sind da noch solche must have wie Decanter oder Horizont.net. Alles in allem sind es etwa 40 Quellen, aus denen sich meine tägliche Lektüre speist. Wer die Feeds einmal ausprobieren möchte: hier ist eine OPML Datei mit den Feeds, die sich problemlos in jeden Reader einlesen läßt. Das Durchsehen nimmt täglich ca. 15 Minuten in Anspruch.

Ich lese mit Feedreader3, einem kostenlosen Tool aus Estland. Ich denke, welchen Reader man einsetzt, ist eine Frage der persönlichen Vorliebe. Ich habe mich an meinen Reader so gewöhnt, daß ich richtig traurig war, dass es ihn nicht für mobil gibt. RSS ist schon oft tot gesagt worden: ganz so tot kann es noch nicht sein – von meinen eigenen Abonnenten klicken etwa ein Viertel täglich auf einen Link in einem meiner Artikel.

Eine Frage zum Schluss: aus der Fülle der Nachrichten habe ich in der Vergangenheit täglich einige kurz kommentiert und über Twitter verbreitet – dort gab es auch ganz positive Reaktionen. Auf Facebook gab es nur wenig Feedback und ich hatte den Eindruck, dass solche Links dort eher nerven. Besteht bei uns eine Nachfrage nach einem Newsticker, wie ihn Lewis Perdue anbietet, der nicht nur aus Pressemeldungen und Firmen-PR besteht?

5 Kommentare

  1. Hallo Michael,

    ich denke dass die Herangehensweise den „persönlichen“ Facebook Account mit einem Twitterfeed auszustatten einfach unpassend ist. Es wäre besser den dort abzuschalten und eine besondere „Feed Fan Page“ zu erstellen. Durch die Post Insights wird dann die Interaktivität auch gleich gemessen. Es fragt sich dann natürlich… füttert man diese Fanpage von Twitter aus oder füttert man die Twitterseite von der FB-Fanseite. Ich würde es von Facebook aus füttern, damit die Facebook Timeline Leser passende Vorschaubilder dazu erhalten…

    Ich habe das z.B. hier umgesetzt… http://twitter.com/winecentre Allerdings kann ich dann nicht messen, wieviele TwitterUser auf den Link nach Facebook klicken.

    Herzliche Grüße
    Patrick

    • Hallo Patrick,

      Twitter und Facebook sind einfach sehr verschieden – auf Twitter haben die Follower nichts dagegen 5 – 6 mal am Tag neue Updates zu bekommen. Facebooker reagieren leicht genervt wenn am Tag mehr als 2 – 3 Business Updates in der Timeline erscheinen. Eine eigene Page ist wahrscheinlich besser.

      Vielleicht realisiere ich das doch noch im Blog auf einer Unterseite – das gibt zwar tendenziell weniger Leser, aber dann kommen diejenigen, die sich wirklich interessieren.

  2. Einen solchen Service via Twitter oder Facebook zu organisieren, wie wir ihn mit dem „Newspool“ auf ENO WorldWine (http://www.enobooks.de/aktuelles/wwnewspool) ähnlich wie Purdue anbieten – allerdings filtern wir aus der Riesenmenge internationaler Quellen das heraus, was u. E. für deutsche Leser wichtig ist und beschränken uns nicht (!) auf englischsprachige Quellen, die die Weinwelt doch meist recht einseitig darstellen -, halte ich für problematisch, um nicht zu sagen kontraproduktiv. Denn immerhin macht ein solcher Service ziemlich viel Arbeit, eine Arbeit, die man weder über Twitter noch über Facebook in irgendeiner Form monetarisieren kann.
    Nur ein proprietäres Modell wie das von Purdue und von ENO WorldWine erlaubt es (wenigstens im Prinzip, wir alle wissen, dass die Realität hinterher hinkt), mit einer solchen Arbeit auch Einnahmen zu generieren. Und nur wenn man damit Einnahmen generieren kann, wird diese Arbeit nach meiner Erfahrung auch mittel- und langfristig anständig erledigt und nicht nur „nebenbei“ „mitgeschlampt“.

  3. Lieber Herr Pleitgen,

    die Idee ist gut, allerdings haben viele der RSS-Feeds nichts mit Wein zu tun. Zuviel PR, Sozial Media und Computer-News… Und die Google News zum Thema Wein sind halt auch nicht spannend… Somit ist der Titel etwas irreführend!

    Wie wäre es mit einer Zusammenstellung aller wichtigen amerikanischen, britischen, französischen, italienischen und auch deutschen Weinblogger bzw. Weinseiten?

    Lieben Gruß
    Michael Liebert

    • @Eckhard Supp Klasse! Das geht schon in die Richtung, die ich mir vorstelle. Natürlich gehören da Quellen auch aus F / I / ES und so weiter im Original dazu – trotz der Tatsache, dass English heute für die meisten die zugänglichste Sprache ist.

      Bezahlmodell: jemals wieder was von Appellation America gehört, nachdem die 2009 auf paid content umgestellt haben – simply gone.

      Dass dann jemand die Arbeit „umsonst“ machen muss, muss nicht unbedingt bedeuten, dass sie schlechter wird: anders halt, marktgerechter. Der Artikel von Tom Foremski dazu ist immer noch aktuell.

      @Michael Liebert Was Sie heute anschauen konnten ist mein ganz persönlicher Mix – die Wein-Tageszeitung müßte in der Tat anders aussehen. Mit Friendfeed könnte man das relativ einfach realisieren – Friendfeed hat sich aber nicht durchgesetzt. Eine von Zeit zu Zeit mit neuen Feeds aktualisierte OMPD Datei für die newsreader wäre doch eine Lösung oder?