Für eine breitere Perspektive

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Wein hat viele Facetten. Er gehört laut RaboBank Food-Analyst Arend Heijbroek „zumindest in der Mittelklasse zum festen Bestandteil des Lifestyle“. Bei der Prowein schien die Weinbranche überwiegend positiv gestimmt. Das Geschäft läuft. Überraschend ? Viele unserer Kunden durchleben, so wie wir selbst, den Alltag als eine Achterbahnfahrt.

foto: rolands.lakis/flickr

foto: rolands.lakis/flickr

Hier einige Themen der letzten Wochen:

Abwrackprämie, Notplan für Karstadt und Quelle, Ganztagsschule statt Kindererziehung, Menü beim Sternekoch zum 1/2 Preis,  McDonald’s wird zum Cafe, die Rückkehr des Gemüsebeetes, Kochshows dominieren Fernsehunterhaltung, Internet überholt Fernsehen, Weinfans informieren sich in Online Medien, Weingourmet eingestellt, Vinum wackelt und trotzdem: fast  70% bundesdeutscher Haushalte kaufen regelmäßig Wein. „Shift happens“ im Zeitraffer…

Wo geht die Reise hin? Wir gucken heute noch auf die Karstadt Vinothek, Kaufhof, den HAWESKO-Katalog und Mövenpick. Sind das noch die Flag-Ships von morgen vormittag? Wir orientieren uns an Feinschmecker und Essen&Trinken. Die Mehrheit unserer Kunden kocht vielleicht gar nicht mehr,  kennt warmes Essen hauptsächlich aus der Firmenkantine oder ist Stammgast bei McDo & Co?  Horrorszenario oder Chance?

Für unsere Kunden stehen wir auf der sonnigen Seite ihres Lebens, werden mit niveauvollem Genuss, werden mit Spaß und Freizeit assoziiert. Wir haben bei unseren Kunden ein offenes Ohr für unterhaltende Geschichten und nützliche Information. Wir haben die Chance, die Lifestyle-Spezialisten für Genuss zu werden. Wenn: – ja wenn wir uns mehr mit den Bedürfnissen und dem Lebensumfeld unserer Kunden beschäftigen. Wenn uns die Themen der Kunden nicht nur Mittel zum Zweck kurzfristiger Verkaufsförderung sind. „Wine und Dine“ am besten gleich mit Bestellzettel. Wenn wir die enge (manchmal fast bier-ernste) Weinwelt zugunsten einer breiteren Perspektive verlassen.

Zu dieser breiteren Perspektive gehören Starbucks und Burger King, gewandelte Medien-Nutzung und neues Eco- oder Ökobewußtsein. Die „Wieviel habe ich verkauft?“-Messlatte für unser Handeln wird zukünftig nicht mehr funktionieren. Eine Achterbahnfahrt verursacht nicht nur ein Kribbeln in der Magengegend, sie erzeugt Adrenalin pur und macht alle Sinne hellwach. Wir leben für den Wein. Unsere Kunden leben immer mehr von Tag zu Tag. Darauf müssen wir uns einstellen.

Worauf kommt es an? Rechts und links schauen, versuchen über den Tellerand zu blicken! Genau das ist der Grund, warum der Weinakademie Blog sich so oft mit „Randthemen“ befaßt.

Zwei Bemerkungen: „100 Bordeaux für alle“ war an einer solch breiteren Perspektive vielleicht schon näher dran als die aktuelle Kampagne des DWI. Und auch die Edition Fritz Keller ist näher am Kunden als sie meisten Premium-Pirouetten.

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2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Pleitgen,

    dieser Artikel spricht mir aus der Seele.

    Wir sind ein noch junges Unternehmen und möchten uns in dieser Richtung im Markt etablieren.

    Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns erlauben würden, diesen Artikel (natürlich mit Referenz zu der Weinakademie Berlin) auf unserer http://www.akademieanderburg.de für die Interessenten an unserem Franchise-System Aurovin, zu veröffentlichen

    Schön zu wissen, dass man mit seinen Gedanken nicht allein ist.

    Mit freundlichen Grüßen von der Burg

    Thomas Klumb

  2. Pingback: Mal über den Tellerrand schauen « WeinWorte