Handel: Thema Kartenzahlung bleibt brisant

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Ist das Lastschriftverfahren (ELV) ein Auslaufmodell? Seit letzter Woche hat als einer der großen Händler die REWE Group komplett auf das PIN-Verfahren bei der Kartenzahlung umgestellt. Hintergrund sind  wie REWE schreibtKundenreaktionen“ und die Abstimmung mit der Landesdatenschutzbehörde NRW zu „jüngst aufgetretenen datenschutzrechtliche Detailfragen“. Das Lastschriftverfahren ist seit einiger Zeit ins Visier der Datenschützer und Verbraucherverbände geraten, weil die Kunden bei der Lastschrift-Zahlung unter Zeitdruck eine sehr umfangreiche Vollmacht unterschreiben müssten.

Da die Kunden- und Kauf-Daten in der Regel von einem Dienstleister weiterverarbeitet werden, muß der Kunde mit seiner Unterschrift sogar die Weitergabe der Daten an einen Dritten absegnen. Der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert ermittelt gegen den Supermarktbetreiber familia. familia hatte vor vier Wochen als Reaktion auch komplett auf das PIN-Verfahren umgestellt. Der Weinakademie Blog berichtete.  Eigentlich geht es nur um die Frage der Gültigkeit der Willenserklärung beim Bezahlvorgang. In Teilen des Handels sieht man die Verbraucher bereits so verunsichert, daß man auf das preiswerte ELV zugunsten der teureren PIN-Lösung verzichtet. Auch REWE will erst wenn alle „Fragen vollständig und eindeutig geklärt sind …. die Wiederaufnahme des Unterschriften-Verfahrens prüfen.“ Das hört sich nicht sehr zuversichtlich an.

Für den Handelsverband Deutschland (HDE) ist „ELV seit vielen Jahren etablierter Bestandteil des Einkaufsalltages jedes Kunden in Deutschland, der bargeldlos mit seiner EC-Karte zahlen will. Es ist schon erstaunlich, warum dieses alltäglich genutzte Verfahren nun auf einmal am Pranger steht“ so Hauptgeschäftsfüherer Stefan Genth in einer Pressemeldung. Das EHI retail Institute hat ausgerechnet, daß jeder EC-Karten-Besitzer durchschnittlich 20 Mal pro Jahr mit seiner seiner Karte bezahlt.  15-17 Mrd. Zahlungsvorgänge mit durchnittlich40 und 45 Euro seien problemlos über das ELV-Verfahren abgewickelt worden. Hätte der Handel dafür das PIN-Verfahren eingesetzt, wären in den 20 Jahren seit der Einführung des ELV über 2,5 Mrd. Euro Mehrkosten nur für die Zahlungsvorgänge angefallen.

Den Banken dürfte die aktuelle Diskussion nicht unrecht sein: sie favorisieren ihr teureres EC-Cash Verfahren mit PIN und Bezahlgarantie. Sie hatten in der Vergangenheit versucht über eine Anhebung der Gebühren für das ELV den unliebsamen Wettbewerber für ihr EC-Cash auszubremsen. Wie die Lebensmittelzeitung vom 4.6.10 berichtet, wollen die Sparkassen durch eine Modifikation des EC-Cash zukünftig auch nicht abgesicherte Kartenzahlungen analog zum ELV anbieten. Wahlweise soll dabei eine Absicherung kostenpflichtig zugebucht werden können.

Die Diskussion um das ELV ist also noch nicht zu Ende: Datenschützer und Verbraucher auf der einen Seite und die Banken auf der anderen Seite werden dafür sorgen, daß das Thema Kartenzahlung in der Öffentlichkeit bleibt. Damit wird die Unsicherheit beim Verbraucher weiter wachsen.  Für den Weinhandel dürfte die Kartenzahlung überproportionale Bedeutung haben. Als Händler sollte man auf jeden Fall die eigenen Abläufe auf den Prüfstand stellen und für größtmögliche Transparenz für die Kunden sorgen.

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