Sud de France – Marketing-Offensive mit Weinwissen

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Stammplätze im Weinregal gibt es keine mehr – das haben auch die Süd-Franzosen verstanden. Für eine Region reicht es auch nicht mehr, viele verschiedene Weine unter vielen verschiedenen Etiketten und verschiedenen Qualitätsstufen in einen Markt zu verkaufen. Dauerhaft präsent ist man nur, wenn es einem gelingt, sich nachhaltig bei den Entscheidern im Handel und in den Köpfen der Verbraucher zu verankern. Die Franzosen versuchen das seit 2006 mit einer gemeinsamen Strategie unter der Dachmarke „Sud de France“.

Sud de France Masterclass in Frankfurt und Hamburg

Sud de France Masterclass in Frankfurt und Hamburg foto:Sud de France

Deutschland ist nach wie vor einer der wichtigsten Absatzmärkte für Weine aus Südfrankreich. Hier geht es darum, die Dachmarke „Sud de France“ im Zusammenhang mit Wein weiter bekannt zu machen. Auch in diesem Jahr sind zahlreiche Aktionen im Handel geplant. Schwerpunkt ist dabei das „Festival Sud de France“ im Raum Rhein-Ruhr: Wein- und Feinkosthändler sowie Importeure bieten mit Unterstützung von Sud de France zahlreiche Endverbraucher-Aktionen wie Verkostungen, Kundenabende und Menüs mit Produkten aus Südfrankreich an. 2011 beteiligten sich im September/Oktober mehr als 80 Unternehmen an den Aktionen. Jacques‘ Wein-Depot veranstaltete bundesweit bei der Nacht der guten Weine eine Stunde lang die „größte Weinprobe aller Zeiten mit Weinen aus der Region.

Bei der Prowein wurde eine neue Initiative vorgestellt, die helfen soll, das Wissen und die Kenntnisse über die Weine aus dem Süden bei Profis und Endverbrauchern zu vertiefen. Zusammen mit der French Wine Society und aus den USA und Matthew Stubbs MW wurde ein Sud de France Master Level Programm  entwickelt, das jetzt auch in Deutschland angeboten wird. Die French Wine Society ist für ihre anspruchsvollen Seminar-Angebote bekannt, sie hat bereits für Bordeaux, Burgund, die Rhône und die Provence ähnliche Programme entwickelt. Tutoren sind meist Master of Wine – die Kurse schliessen mit einer Prüfung und einem Zertifikat ab.

In den Vereinigten Staaten, Asien und Großbritannien hat Sud de France bereits sehr gute Erfahrungen mit dem Programm gemacht. Das zweitägige englischsprachige Seminar umfaßt 16 Stunden mit Matthew Stubbs MW, 50 verkostete Weine, umfangreiches Kursmaterial mit DVD und PPT-Vorlagen und kostet 300 Euro. Matthew Stubbs ist Gründer und Leiter von Vinécole, einer Weinschule in Limoux in Südfrankreich.

Die Seminare finden in Frankfurt (3. + 4. Juni 2012) und Hamburg (5. + 6. Juni 2012) statt. Die Teilnehmerzahl ist auf 30  beschränkt. Anmelden kann man sich über die Seite der French Wine Society.

Den besten Absolventen winkt ein fünftägiger Studienaufenthalt im Süden. Die Masterclass ist besonders für Weinreferenten und Ausbilder interessant, die Südfrankreich in ihr Seminar-Angebot aufnehmen möchten. Eine spätere Zusammenarbeit mit der French Wine Society und  Sud de France ist nicht ausgeschlossen.

Übrigens: in einem sind die Sud de France Leute schon wesentlich weiter, als so manche deutsche Weinregion. Während bei uns noch über Flächenbegrenzungen gestritten wird, fusionierten im September 2011  Sud de France Export, die Export und Marketing Agentur für Agrarprodukte und das Comite de Tourisme Sudfrance – nicht ganz freiwillig hatten vorher auch schon die verschiedenen Dachverbände der Weinwirtschaft zusammengefunden. Das war die Voraussetzung für weitere Förderung durch die Region Languedoc-Roussillon und für Struktur-Hilfen aus den EU-Töpfen. Die richtige Erkenntnis: ohne entsprechende Mittel für die Promotion kann man zwar die besten Weine der Welt produzieren – es weiss nur niemand.

3 Kommentare

  1. ja, die Midi Weine aus der Region Languedoc-Roussillion haben hierzulande noch ein Stiefmütterchen dasein. Es sind absolut tolle Weine, beim Verbraucher kaum bekannt und deshalb werden diese auch nicht gekauft. Hoffe das man für diese Region noch einiges tut. Vorallem was Preis/Leistung betrifft , aber was nutzt das wenn es keiner weiß und wie sagt man so schön: was der Bauer nicht kennt.
    Ich denke das geht bestimmt noch einige Jahre vielleicht auch Jahrzehnte, bis der Verbraucher diese Weine zu schätzen weiß, vorrausgesetzt es wird auch Promotion gemacht, von allein geht halt nichts.

  2. Pingback: Zwei Tage warten auf den ersten Schluck

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