Sud de France – Südfrankreich

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Reben bei Trilla in den Fenouillèdes / Roussillon

Reben bei Trilla in den Fenouillèdes / Roussillon

Südfrankreich – das klingt nach Meer, Sonne, Süden. In diesen Septembertagen sind immer noch Urlauber an der Küste. Saisonende.  Die Weinernte ist zum großen Teil beendet. Aber noch hört man den Vollernter durch die Reben fahren und vor dem Mittagessen trifft man die ein oder andere Lese-Kolonne bei der Arbeit.

In den Dörfern im Hinterland macht sich der Strukturwandel immer stärker bemerkbar: keine Leute mehr, keine Geschäfte mehr, der Bäcker hat schon vor langer Zeit zugemacht. Draußen in den Rebbergen ist bald jede zweite Fläche offengelassen. Klasse statt Masse, hieß die Devise und die Rodungsprämie hat ihren Teil zur Veränderung beigetragen. Jetzt gibt es tolle Weine von Garagenwinzern und engagierten Genossen. Der neueste Trend aber sind ausländische Investoren, die ganze Dörfer mitsamt den verbliebenen Rebbergen aufkaufen. Dort gibt es dann keine Winzer mehr, sondern nur noch Arbeiter und Angestellte. Eine tiefgreifende soziale Veränderung, die für die Region nichts Gutes verheißt.

In dem kleinen Dorf, daß wir besuchten, gab es bis vor einiger Zeit noch 150 ha Wein, heute sind es nur noch 30. Das Dorf hat noch vier Winzer, von denen drei auf die nächste „Abwrackprämie“ warten, um aufzuhören. Einige Leute aus dem Ort stellen sich dagegen. Sie wollen weitermachen und sehen eine Chance. Sie haben sich zusammengetan und ein ganz neues Modell für die Bewirtschaftung der Flächen entwickelt. Abseits der ausgetretenen Pfade.

Letzte Woche war das Fernsehen da, ein Filmteam will diesen Neuanfang langfristig begleiten. Niemand kann heute sagen, was daraus wird. Aber eines ist allen klar: sie haben nur eine Chance und wenig Zeit. Denn jeden Tag geben neue Winzer auf.

Lesen Sie in der nächsten Woche den Bericht zum Projekt „Bio-Trilla“.

6 Kommentare

  1. Hallo Herr Pleitgen,
    das hört sich ja wirklich traurig an. Ich denke aber, dass in Zukunft die wirklich ambitionierten Winzer sehr guten Wein herstellen werden.

    • Jetzt sieht man, daß Struktur-Wandel im Süden nicht nur weniger Rebflächen bedeutet, sondern auch massiv soziales Gefüge verändert. Dem Wein tut der Wandel gut – den Menschen manchmal weh. Deshalb bewundere ich solche Projekte wie in Trilla.

  2. Hallo,

    ich sehe da für die Deutschen Winzer genau die gleichen Probleme.
    Einige Großbetriebe werden die besten Flächen noch bewirtschaften, sehr wenige gute Weingüter werden übrig bleiben, da niemand mehr für Landwirtschaftliche Güter etwas bezahlen will. Bestes Beispiel ist Aldi und Lidl. Die drücken den Preis ins Bodenlose und der Landwirt kann mit 3 Euro/Std. heimgehen, so siehts aus.

  3. Ich hab den Bericht über Bio-Trilla noch nicht gefunden, gab’s den mal? Sost können Sie sich vermutlich vorstellen, dass mit dieser Bericht aus der Seele gesprochen war, da hilft auch der allgegenwärtig gepriesene Oenotourismus nicht wirklich aus der Krise und den aufgelassenen Kulturflächen. Abwrackprämie ist zwar ein hässliches Wort, führte aber wenigstens zu neuen Autos (auch wenn die alten vielleicht manchmal solider waren:-) – in der Landwirtschaft werden die Rebberge (und es trifft leider auch die besten Hanglagen im Hinterland) aber meist durch nichts ersetzt, von wem auch….

    • Ich fand den Ansatz Klasse.

      Allerdings hat es sich nicht so realisiert, wie es angedacht war. Am Anfang waren viele begeistert und es ging auch gut voran. Zwischenzeitlich ist man oben auf dem Berg mit den „Mühen der Ebene“ beschäftigt.

      Mehr auf dem Bio-Trilla Blog http://bit.ly/a914Xd

  4. Pingback: Ende oder Wende – Frankreichs Süden im Umbruch