Twitter und Facebook: auf Netzwerke bauen?

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„Twitter hat 156 Angestellte, Facebook spricht aktuell von „1000 +“, schockierend wenig Leute, die da Sites mit mehr als 350 Millionen aktiven Nutzern umtreiben.“ schreibt Simon Dumenco in AdAge (dem Pendant zu W&V in den USA). In Wirklichkeit wird die Arbeit nicht von den Beschäftigten gemacht, für die Wertschöpfung sorgen die User, die Tag für Tag freiwillig und unbezahlt Content liefern, den die Netzwerke vermarkten. Kürzlich zum Beispiel im Abkommen mit Google, demnächst vielleicht über den Verkauf von User-Profilen und Werbung.

Sicher gibt es gute Gründe auf Twitter oder Facebook präsent zu sein: für den einen ist es der Spaß, sich seinen Freunden mitzuteilen. Für Sales- und Marketing-Profis oder Journalisten eröffnen die Netzwerke Möglichkeiten für neue Kontakte, Kampagnen oder Reichweitenvergrößerung. Jeder muß sehen, wie sein ganz persönlicher ROI (Return on Investment) aussieht: denn auch wenn keine Gebühren anfallen, die Zeit, die man in den Netzwerken verbringt, ist enorm. Dumenco wies vor einiger Zeit darauf hin, dass sich die Netzwerke durch die Änderungen ihrer AGB den Content der Nutzer angeeignet haben und damit nach ihrem Gutdünken verfahren dürfen.

Es sei in etwa so, als ob der Kaffeehaus-Besitzer sagen würde, „Dafür, dass es bei mir warm ist und Du deine Freunde bei mir treffen kannst, darf ich eure Gespräche aufzeichnen und zum Beispiel als Live-Soap ausstrahlen.“ Auch das Bild vom Autobesitzer wird in der Diskussion gerne bemüht, wenn es um das Verhältnis der Netzwerke zu den Usern geht: „Das Auto gehört Dir – ok. Aber Du erlaubst uns mit der Anerkennung der AGB, dass wir es jederzeit ausleihen dürfen, damit durch die Gegend fahren, es pink anmalen, einen Viagra-Aufkleber draufmachen oder in den Kofferraum p…“

Vor einem Jahr hatte der Consumerist blog einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, als er die Facebook AGB unter die Lupe nahm. Ein Punkt der Kritik war: Die User erteilen Facebook eine umfassende Lizenz über ihren Content, die selbst nach der Kündigung und Löschung des Accounts weiterbesteht und Facebook die Archivierung des bisher eingestellten Content erlaubt.

Jetzt mag man sagen: „Dafür kostet ja auch die Nutzung nichts und ich profitiere von den Netzwerken!“. Das ist zweifelsohne richtig. Aber wenn man ein Geschäft aufbaut, sollte man sich sehr genau überlegen, auf welche Plattform man setzt.

Wichtig ist es, eine „Home-Base“ zu haben, die einem selbst gehört und wo man selbst bestimmt, was passiert und was nicht. Eine solche „Home-Base“ kann ein Blog oder eine Website sein. Vor einiger Zeit fragte Steve Rubel, ob Facebook oder Posterous zukünftig eigene Sites oder Blogs ersetzen. Wer diesem Trend folgt, muß sich darüber im Klaren sein, dass er seinen wirtschaftlichen Erfolg an Unternehmen bindet, die die „terms and conditions“ der „Zusammenarbeit“ jederzeit einseitig ändern und ihren Betrieb von heute auf morgen einstellen können.

2 Kommentare

  1. Sehr wichtig! Leider bedenken das viel zu wenige Twitterer und Facebookies.

  2. Pingback: Tweets die Twitter und Facebook: auf Netzwerke bauen? erwähnt -- Topsy.com