Mark Schaefer - Return on Influence

We are numbers now – Klout als logische Konsequenz

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„Yes, we are numbers now“ – aber „die schlauesten Marketer werden sich immer erinnern, dass wir auch Menschen sind.“ In Return on Influence erklärt Mark Schaefer auf knapp 200 Seiten warum Systeme wie Klout eine Nummer aus uns machen. Und warum das  nur die Spitze des Eisbergs ist

Mark Schaefer - Return on Influence

Welcher Mensch verbirgt sich hinter der Zahl?

Der Mensch hinter der Zahl ist es eigentlich, der auch im neuen Online-Marketing und PR zählt. Seine Kontakte, seine Mitteilungsfreude und die Reaktionen seiner Freunde und Follower. Die Zahl ist nur ein erster Anhaltspunkt – ein hoher sozialer Score weist auf jemanden, der im Netz Einfluß hat: er ist aktiv, er hat viele – ebenfalls aktive – Freunde und Follower, die seinen Content liken und weiterverbreiten. Für jemanden, der Waschmaschinen, Lippenstift oder Wein zu verkaufen hat, kann er ein wichtiger Kontakt sein, um Informationen zu verbreiten.

In einem zweiten Schritt gilt es, sich die Person näher anzuschauen – über welche Themen schreibt oder twittert sie, wofür hat sie  Kompetenz, womit löst sie die meisten Reaktionen aus.  All diese Infos stellt zum Beispiel Klout zur Verfügung – dort wo der normale User nur die Zahl sieht, liefert Klout für Firmen sehr viel mehr Informationen.

In seinem Buch zeigt Schaefer zahlreiche Beispiele, wie Social Scoring von Firmen eingesetzt wird. Das sind nicht irgendwelche obskuren Internet-Businesses sondern Namen wie Audi, Universal Pictures, Hewlett-Packard, Nike, Disney, BlackBerry, Chevrolet, Virgin oder Procter & Gamble. Sie lassen anhand von Klout-Daten ausgesuchte Onliner Produkte und Dienstleistungen testen – mit der Folge, dass darüber -gratis- berichtet wird.

7,4 Millionen Kontakte für ein Flugticket

Als Virgin America seine neue Destination Toronto im Frühjahr 2011 eröffnete, lud man 120 Online-Influencer zu einem Freiflug nach Kanada ein. Mit weiteren 144 Onlinern, die nicht mitfliegen konnten, blieb man in Kontakt. 4.600 Tweets waren die Folge – am Ende erzeugte die Kampagne 7,4 Millionen Impressions.  Top-Blogs diskutierten zu dem Thema und es gab Berichte in der LA Times und bei CNN.

7,4 Millionen Kontakte und dazu noch eine Gratis-Berichterstattung in Print und Online-Medien – und das alles für 120 Freiflüge. Eine Anzeigenkampagne in Zeitungen oder ein Fernsehspot kostet ein Vielfaches davon. An dem Besipiel wird deutlich, warum sich Marketer diese Chance nicht entgehen lassen und Soziale Medien für ihr Marketing erschließen. Der Schlüssel zu den neuen Medien sind die einflußreichen Personen – und die gilt es herauszufinden.

Orientierung im Social Media Dickicht

Schaefer stellt fest, dass Klout und andere Systeme noch in den Kinderschuhen stecken. Auch was die Anwendungsmöglichkeiten angeht „befinden wir uns erst im Stummfilm-Zeitalter“ – aber die Entwicklung geht schnell und unaufhaltsam weiter. Für das neue Marketing werden die Tools dringend benötigt – sonst bleibt es bei einer Fahrt im Nebel.

Dass Klout und ähnliche Systeme bei den Onlinern heftige Reaktionen auslösen, ist klar – decken sie doch die Demokratie und Gleichheit im Netz als Illusion auf. Sie lösen Ängste aus und verleiten zu typischen Verhaltensweisen – der berühmte „Schwanzvergleich“ ist nur eine davon.

Nach einem SPIEGEL Artikel vor zwei Wochen haben sich viele Weinleute bei Klout angemeldet. Jetzt sieht man, was Social Scoring bedeutet. Das hat in der Online-Wein-Szene einen Diskussionsprozeß ausgelöst – morgen wird es an dieser Stelle um  die Fallen, Ängste und Reaktionen gehen.