Wein, Bier, Spirituosen: Londoner Regierung legt Mindestpreise fest – Beispiel für Europa

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Bar und Cocktails

Zukünftig gelten staatliche Mindestpreise für Bier, Wein und Spirituosen foto:jesus_leon/flickr

Alkohol- oder Weinabgabe plus Mehrwertsteuer – so wird in Zukunft der Mindestverkaufspreis für eine Flasche Wein, Bier oder Spirituosen in Großbritannien definiert. Diese schöne News wurde den Briten am Dienstag vom Frühstücksfernsehen geliefert.  Das bedeutet eine 0,75 l Flasche Wein wird in Zukunft mindestens 2,03 GBP (2,41 EUR) kosten müssen, ein Lager-Bier 38 Pence (46 Cent) und eine Literflasche Wodka 10,71 GBP (12,72 EUR). Auch bei Sonderaktionen und Promotions darf dieser Preis nicht unterschritten werden.  Das betrifft zunächst England und Wales, da die Schotten ihre eigenen Gesetze haben. In der Regel werden aber die Londoner Vorgaben übernommen oder verschärft umgesetzt.

Durch diese Regelung kann die Regierung steuern, zu welchem Mindest-Preis alkoholische Getränke im Handel angeboten werden. Demnächst werden auf der Insel die Mehrwertsteuersätze erhöht – damit werden automatisch auch Bier, Wein und Spirituosen teurer. Und die Preise sind dem Spiel politischer Willensbildung ausgesetzt: der Anti-Alkohol Lobby sind die derzeit angesetzten Steuersätze zu niedrig und sie macht gleich am Dienstag mächtig Druck in der Öffentlichkeit.

Die Kollegen von der Wine and Spirit Trade Association (WSTA / Vereinigung des Wein- und Spirituosenhandels) weisen darauf hin, daß der Anteil für Abgaben und Steuern bei einem preiswerten Landwein aus der EU in Großbritannien jetzt bei 54,4 % des Verbraucherpreises liegt, bei einer Flasche Brandy kassiert der Staat 74%.

Wie kann man Binge Drinking verhindern – Alkohol-Exzesse reduzieren? Die Branche hatte sich vielfältig dazu geäußert und Initiativen und Aufklärungskampagnen angeschoben.  Trotzdem hatte die letzte Labour-Regierung unter Gordon Brown zum Fiskal-Hammer gegriffen. Diese Politik wird jetz wohl von der konservativ-liberalen Regierung unter dem Druck der Lobbyisten, der Brüsseler Vorgaben und des leeren Staatssäckels weiterverfolgt. Und das obwohl einige der größten Wein- und Spirituosen-Konzerne in UK beheimatet sind.

In Deutschland hat die Branche nach dem Regierungswechsel von Schwarz-Rot zu Schwarz-Gelb aufgehört, sich weiter zu engagieren. Jetzt steht die „Wine in ModerationKampagne  der Weinbranche auf dem Prüfstand. In Zeiten knapper Kassen beim DWI in Mainz steht ein komplettes Ende zu befürchten.

Wer nicht selbst etwas unternimmt, mit dem wird früher oder später etwas unternommen. Auch wenn Mechthild Dykmans das genaue Gegenteil von Sabine Bätzing zu sein scheint – sollte auch bei uns der Druck zunehmen, können britische Verhältnisse schneller Realität werden, als man jetzt glaubt.

Ein Kommentar

  1. Preiserhöhungen sind offenbar das Mittel der ersten Wahl für alle Volkserzieher und Prohibitionisten. Die Preispolitik wird von der WHO und allen Organisationen für Suchtfragen als wirksamste Waffe gegen Alkoholmißbrauch gesehen und empfohlen.
    Das ist im übrigen das gleiche „Rezept“ wie beim Kampf gegen den Tabak oder beim Kampf gegen das Übergewicht (neue Fettsteuern, erhöhte Steuern auf Fast-Food, höhere Steuern auf zuckerhaltige Getränke).

    Es gibt aber noch mehr Ähnlichkeiten zwischen diesen Umerziehungsprogrammen. Beim Kampf gegen den Tabak lautete dabei die Parole zum Angstmachen: “Auch kleinste Mengen sind zu viel.” Das schaffte die Legitimationsgrundlage für eine dogmatischen Haltung: Es geht ums Prinzip! Beim Alkohol wird analog dazu die Parole ausgegeben: “Es gibt keine Untergrenze für risikolosen Alkoholgenuss”.