Wein im Internet: wie sehen die Potentiale aus?

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Studie Internetfacts

Internetfacts 2010 - II

Ist das Internet ein Medium um Wein zu verkaufen? Schaut die Zielgruppe für Wein dort überhaupt hinein? Es wäre interessant, zu diesem Thema neue Zahlen zu erfahren, denn die letzten veröffentlichten stammen aus dem Jahre 2009.

Die Arbeitsgemeinschaft Online For­schung (AGOF) ermittelt bisher vierteljährlich, ab dem kommenden Jahr monatlich den aktuellen Stand der  Internet-Nutzung. Der nächste Quartalsbericht erscheint Mitte Dezember.

Nach den Internet facts der AGOF nutzten im 2. Quartal 2010 knapp 50 Millionen Menschen in Deutschland das Internet. Das sind 70% der Gesamtbevölkerung.

Laut der AGOF Erhebung sind bei den Internetnutzern: „Die 40- bis 49-Jährigen sind mit einem Anteil von 23 Prozent die zahlenmäßig stärkste Gruppe in der Online-Nutzerschaft. Mit 23 Prozent Anteil unter den Onliner gegenüber 19,5 Prozent in der Gesamtbevölkerung (14+ Jahre) sind sie darüber hinaus überproportional stark im Internet vertreten.“ Sie stellen nicht nur die größte Gruppe, sondern bilden mit den über 50-jährigen auch die zahlungskräftigste Gruppe im Internet. Das sieht man an den Käufen, die übers Internet getätigt werden.

Während in den Altersgruppen bis 39 fast alle online sind, sind es bei den  40-49 jährigen knapp 85% und bei 50+ immerhin schon 71%. In den beiden letzten Gruppen ist der Anteil der Internetnutzer in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen.

Wie sieht es bei den Getränken und insbesondere bei den alkoholischen Getränken aus?

Die Studie aus 2009 (AGOF-PDF Download) macht dazu folgende Angaben:

  • Getränke zählen zu den Standardprodukten auf dem Einkaufszettel – entsprechend hat auch nahezu jeder Internetnutzer in den vergangenen drei Monaten alkoholfreie Getränke, Bier oder andere alkoholische Getränke und Spirituosen (offline) gekauft und knapp zwei Drittel geben an, sich für diese Produkte zu interessieren.
  • Bereits ein Fünftel der Internetnutzer – das sind 8,76 Millionen Menschen – nutzen das Internet als Informationsmedium rund um Getränke und 2,58 Millionen Personen haben in den vergangenen 12 Monaten Getränke online gekauft.
  • Männer sind bei den Getränke-Potenzialen eindeutig stärker vertreten als Frauen.

Geht man ins Detail und betrachtet die alkoholischen Getränke, bei denen es sich überwiegend um Wein handeln dürfte, informieren und kaufen auch hier überwiegend Männer. Dabei ist die Altersgruppe 14-49 eher unterdurchschnittlich vertreten. Bei der zahlenmäßig kleinen Gruppe  50+ informieren und kaufen überdurchschnittlich viele User alkoholische Getränke.

Schon nach oberflächlicher Betrachtung läßt sich sagen, daß die Zielgruppe für Wein (40+, Männer, höherer Bildungsstand, gehobenes Einkommen) unter den Internetnutzern etwas stärker vertreten ist , als in der Gesamtbevölkerung. Sie informiert sich im Internet aktiv zum Thema alkoholische Getränke  und kauft bereits dort ein. Es lohnt sich also, sich intensive Gedanke darüber zu machen, wie ich als Winzer oder Händler diese potentiellen  Kunden im Internet erreichen kann.

11 Kommentare

  1. und es dürfte sich auch (hoffentlich) deutlich um andere Weine handeln, als die, die mehrheitlich im Supermarkt und beim Discounter und da von Frauen für „alle Tage“ gekauft werden… die männlicheDominante in diesem Bereich spiegelt sich ja auch schon deutlich in der Zusammensetzung der Mitglieder von Weinforen wieder – und das nicht nur in Deutschland. Da wird so manche auf jugendliche Kunden oder „weibliche Weine“ getrimmte Kampagne am Markt vorbei gehen, wenn’s darum geht, eher den arrivierten Buisinessman oder den pensionierten Lehrer zu erreichen;-). (Eine detaillierte Ausschlüsselung nach Berufsgruppen wäre hier ja wirklich interessant für die Werbung…

    • Liebe Iris,
      das Potential ist da. Detailliertere Zahlen wären sicher hilfreich. Mal sehen, was man da tun kann!

      Frauen entscheiden über 70% der Ausgaben im Haushalt, beim Wein scheinen überwiegend die Männer zu entscheiden. Das sieht man auch im Handel. Vielleicht ist das eine der letzten Spielwiesen, die man uns läßt? ;-)

  2. Interessant, dass der Weineinkauf im Supermarkt, der ja die größte „Verteilerstelle“ mengenmässig ist, in Deutschland nicht von Frauen getätigt wird, wie in Frankreich, Großbritannien oder den USA. Bisher ging man davon aus, dass diese „Haushaltseinkäufe“ den sparsamen Durchschnittspreis der verkauften Flaschen (selten über 3€, oft darunter) erklären- eben ein Nahrungsmittel, bei dem vor allem der niedrigste Preis wichtig ist. Schön, wenn für die höherpreisigen (und hoffentlich auch höherwertigen) Weine zusätzich zum Direktverkauf und dem Weinfachhandel jetzt auch das Internet beiträgt.

  3. Hallo,
    auch im Weingut ist der Einkauf weitestgehend Männersache, vielleicht einfach deshalb, weil die Frauen gerne ein wenig haushaltliche Verantwortung abgeben („er soll auch was tun“)? Und jemand muß schließlich auch die Kisten schleppen :-).

  4. Wenn ich meine Kunden- bzw. Kundinnen-Liste so durchsehe, so kann ich feststellen, dass der Frauenanteil bei mindestens 50 % liegt.
    Vielleicht sind Frauen beim Thema Biolebensmittel und nachhaltige Erzeugung etwas sensibler???
    Wäre ein Erklärungsansatz…

  5. bei uns sieht es doch etwas anders aus, woran es auch liegen mag:
    auf 3 kaufende Kundinnen stehen im Verhältniss 15 kaufende männliche Kunden, also ein Frauenanteil von 20 %.
    Frauen sind vielleicht doch etwas vorsichtiger beim Interneteinkauf und Männer doch etwas sorgloser und spontaner.

  6. Vielleicht kaufen einfach deswegen mehr Männer Wein, weil Männer halt auch mehr Wein trinken. Aber ich denke auch da werden die Frauen bald aufholen. Immer mehr Frauen wollen ja auch ein gehobenes Lebensgefühl.
    Was für mich halt echt interessant ist, sind Weinclubs. Dort bekommt man gute Weine empfohlen und dann auch nach Hause geschickt. Das wäre sicher auch ein guter Einstieg für die Frauen, die sich noch nicht so gut auskennen. Da werde sie langsam an das Thema herangeführt und bauen so immer mehr Wissen auf.

  7. Pingback: Wein online wirft viele Fragen auf

  8. Wenn ich meine Kundenstruktur so ansehe, so muss ich feststellen dass mindestens die Hälfte Frauen sind. Vielleicht liegt das am Sortiment mit ausschließlich Bioweinen. Kaufen Frauen vielleicht eher Bio, eher Qualitätsbewußt?
    Das mit der Altergruppenverteilung könnte eher zutreffen.

  9. Hallo zusammen,

    das ist ziemlich interessant. In unserem Online Fachshop für Weine aus Neuseeland kaufen ebenfalls tatsächlich wesentlich mehr Männer ein als Frauen. Es wäre interessant herauszufinden woran das tatsächlich liegt. Beim Weinkonsum an sich liegen die Frauen ja vor den Männern. Sehen wir hier noch Potential?

  10. Meine Erfahrung ist, dass Frauen vernünftiger beim Einkauf von Weinen umgehen als Männer. Auch im Restaurant ist es ja heute noch so, dass die Männer Wein bestellen. Auch zuhause ist dies überwiegend Männerangelegenheit und die Frauen müssen kein schlechtes Gewissen haben, dass Sie dafür zu viel Geld ausgeben könnten.