Wein im TV

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Am kommenden Wochenende startet auf n-tv ein neues Format „100% Wein“. Der Drinktank und Alexander Ultes haben schon einmal einen Blick darauf geworfen. Ultes fragt recht kritisch, wer und was denn fachlich dahinter steht.  Und weiter: ob es bei der neuen Sendung nur um „ein „Unterhaltungsprogramm“ rund um Wein, oder fachliche Informationen“ geht.

Ohne zumindest eine Sendung gesehen zu haben, kann man diese Frage natürlich schlecht beantworten. Ganz interessant ist aber vielleicht, zu wissen, wie solche Sendungen oftmals zustandekommen.

foto:kwalk628/flickr

Gary Vaynerchuk foto:kwalk628/flickr

Wer in verantwortungsvoller Position in der Weinwirtschaft arbeitet, bekommt fast wöchentlich Anfragen und Ideen für Wein- und Buchproduktionen auf den Tisch. Da sind viele Autoren dabei, die einfach einen Sponsor für ihr nächstes Buch suchen. Anfragen kommen aber auch von Produktionsfirmen, die für Sender wie  pro sieben/sat1 oder eben auch n-tv Filme produzieren.

Bei den Filmproduktionen läuft es meist in dieser Reihenfolge: die Produktionsfirma hat einen guten Draht zum Sender. Oft hat jemand aus der Firma vorher beim Sender gearbeitet und sich dann selbstständig gemacht. Jetzt produziert er auf eigene Rechnung die Filme, die der Sender dann ausstrahlt. Der Sender hat viel Sendezeit möglichst preisgünstig auszufüllen.

Für die Themen-Auswahl gibt es zwei Kriterien: sie müssen zum kommerziellen Umfeld und zur Zielgruppe des Senders passen und sie dürfen nichts kosten. Also muss der Produzent erstmal die Finanzierung sicherstellen. Dafür klappert er dann die potenziellen Geldgeber wie Winzer, Kellereien und Händler ab. Mit der Aussicht, sich im Fernsehen zu sehen, wird ihnen der Mund wässrig gemacht. Klappt das nicht im ersten Anlauf, geht es in eine zweite Runde, bei der das Konzept besser auf die Interessen der potenziellen Geldgeber abgestimmt wird. So etwas kann sich über Monate hinziehen. Gibts dann immer noch kein Geld, ist das Thema gestorben.

Der Glücksfall tritt ein, wenn Geldgeber gefunden sind und eventuell auch noch ein paar zugkräftige Namen dazu kommen: Ulrich Kienzle moderiert VINUM-TV. Super! Da aber bereits vor der ersten Sendung so viele verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen sind: Sender, Produktionsfirma, Geldgeber, Promi und andere, grenzt es nahezu an ein Wunder, wenn dabei etwas qualitativ Wertvolles heraus kommt. Übrigens: als niemand mehr Geld geben wollte und so ziemlich Alle die Nase voll hatten, verschwand VINUM-TV sang- und klanglos vom Schirm. Einige der damals Beteiligten streiten sich noch heute vor Gericht. Es geht – was Wunder – ums Geld.

Es sei schon lange klar, so ein TV-Produzent, dass die nächste Schlacht an der Weinfront nicht im TV, sondern im Internet geschlagen werde. Passe viel besser zur Branche und zum Budget. Da mag was dran sein. WINE LIBRARY von Gary Vaynerchuk ist bereits Kult und ein Milionengeschäft. Bei der Hamburgerin Marlene Duffy steigen die Zugriffszahlen unaufhaltsam. Aber auch hier bitte keine Illusionen: während Marlene wohl noch im Wohnzimmer produziert, arbeitet Vaynerchuk längst unter professionellen Bedingungen.

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5 Kommentare

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  2. Chapeau, äußerst lesenswert dieser Artikel. Markus Vahlefeld war vor 2 Wochen zu Besuch (Riesling-Probe) in Berlin, da hätte ich ja mal nachfragen können wie das seinerzeit mit VINUM-TV gelaufen ist. Schade, schade…….

    Sieht man sich heute Abend im Hotel Palace bei der Ruinart-Probe?

    Grüße,
    Martin „BerlinKitchen“

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