Weinhandel: Etwas weniger ist viel besser

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Weinladen

In den meisten Läden ist es viel zu warm foto:vinothekid/flickr

Dieser Mai war einer der kühlsten seit langen Jahren und hat vielleicht manchem Weinhändler das Frühlings-Wein-Geschäft verdorben. Aber vielleicht wird es bald  doch noch wirklich Sommer! In der letzten, vorletzten  Woche gab es so einen kleinen Vorgeschmack: knapp 30 Grad, Grill- und Balkonwetter!

Wie geht es da den Weinen in unseren Weingeschäften? Denkbar schlecht! Wir alle wissen es und erzählen es auch unseren Kunden, daß Wein bei möglichst gleichmäßiger, eher kühler Temperatur gelagert werden sollen. In den meisten Weinläden ist es es im Sommer entschieden zu warm. 28 – 30°C sind zuviel.  Die ideale Lager-Temperatur liegt bei 10-12°C. 10°C Grad mehr und die Reaktionen im Wein laufen etwa doppelt so schnell ab! Das ist besonders bedeutsam, weil viele Weine heute der Kategorie „fresh and fruity“ angehören. Drei Monate Hitzestress bedeuten das Aus für diesen Typ von Wein!

„Wir achten heute extrem auf die Sauerstoffaufnahme und die Temperatur “ sagte am Wochenende Reh-Kendermann Abteilungsleiter Einkauf Peter Anton auf einer Tagung. Ein reduktiver Ausbau garantiert längere Frische im Regal. „Der Wein braucht dann etwas länger im Glas, bis er sich öffnet. Aber wir sind auf der sicheren Seite“ meinte sein Kollege aus der Kellerwirtschaft. Diese Vorarbeit der Kellerwirte wird aber häufig im Outlet wieder durch zu hohe Lager-Temperaturen zunichte gemacht. Ein Versuch zeigt es: zwei Flaschen vom aktuellen Pinot Grigio oder dem Einstiegs-Riesling mit viel Gär-Aromatik genommen, die eine kommt in den Kühlschrank, die andere in der Küche ans Fenster (oder dorthin, wo es am wärmsten ist). Nach acht Wochen beide Flaschen miteinander probieren. Das Ergebnis: zwei unterschiedliche Weine!

Übrigens: beim Lidl in meiner Nachbarschaft war es auch in den heißen Vor-Sommer Tagen angenehm kühl. Die meisten neuen Discounter-Läden haben eine Klimaanlage, Lidl ist bei der neuen Filialgeneration schon weiter. Ziel hier ist  100 Prozent weniger Heizenergie, 30 Prozent weniger CO-Ausstoß und 10 Prozent weniger Stromverbrauch im Vergleich zu einem herkömmlichen Lebensmittelmarkt .

Viele Weinfachhänder sollten einmal über eine Investition ins Ladenklima nachdenken! Die Weine und die Kundenwerden es ihnen danken.

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