Weinkellereien wackeln am DWI

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Weinexport USA, Presse-Foto Deutsches Weininstitut (DWI)

Er habe nichts gegen die Leute beim DWI, sagte Michael Willkomm der Lebensmittelzeitung letzte Woche. Willkomm ist als Chef der Weinkellerei Peter Mertes einer der größten Zwangs-Beitragszahler beim Deutschen Weinfonds und damit auch beim Deutschen Weininstitut (DWI). Eine halbe Million zahlt die Kellerei in den 10 Millionen-Topf.  Ohne einen Einblick in den Haushalt des Weinfonds zu haben, wie Willkomm sagt.

Bereits im Frühjahr meinte Willkomm an anderer Stelle zum gleichen Thema, jede Art von staatlicher Organisation koste enorme Summen, bringe aber wenig. Er würde das Geld lieber zur Absatzförderung im eigenen Betrieb einsetzen. Zusammen mit sechs weiteren Kellereien klagt Willkomm jetzt gegen die parafiskalische Abgabe an den Weinfonds und das DWI. Auch Winzerbetriebe haben sich den Kellereien angeschlossen. Da die Kläger bis zu einem Urteil ihre Beiträge nur unter Vorbehalt entrichten, kann der Weinfonds/DWI damit nicht arbeiten, sondern muss Rückstellungen bilden.

Nach den Urteilen in den ähnlich gelagerten Fällen CMA und Holzfonds, gehen immer weitere Kreise davon aus. daß auch der Weinfonds kippt. Auf der Mitgliederversammlung des VDP in Oppenheim hob dessen Vorsitzender Christmannweiterhin die Notwendigkeit für eine gemeinschaftlich finanzierte Information und Werbung für Deutsche Weine insbesondere im Ausland hervor. In den kommenden Monaten müsse hier eine zukunftsfeste Lösung gefunden werden.

Das DWI hält nach aussen hin weiter an seiner Politik fest. Im letzte Woche erschienen Geschäftsbericht 2008 wird erläutert, wie „mit neuen Veranstaltungskonzepten … insbesondere die Zielgruppe der modernen, aktiven, genuss- und kulturinteressierten Menschen im Alter von 30–55 Jahren intensiver angesprochen werden“ kann. Dazu gehören die Riesling Strandbar in Hamburg, das Weinsensorium in Berlin (5.000 Besucher) genauso wie die „Riesling & Co. World Tour“. Die Tour brachte “ insgesamt 350 Erzeuger nach Amsterdam, Brüssel, Chicago, Kopenhagen, New York, San Francisko, Seoul, Toronto und Tokio.“ Es wurden „dort vor rund 2.500 Fachbesuchern und über 1.000 Endverbrauchern fast 2.000 Weine“ präsentiert. Wie sinnvoll und erfolgreich solche Aktionen sind, darüber kann man streiten. Sie sind ganz sicher nicht das, was sich Michael Willkomm und die anderen Kellereien unter Verkaufsförderung vorstellen.

DWI Chefin Monika Reule wird nicht müde, in der Öffentlichkeit für die Strategie des DWI zu werben und zur Solidarität aufzurufen. Unter anderem in einem Gespräch mit Dirk Würtz vor 14 Tagen. Dort sagte sie: „Klar gesagt werden muss auch, dass das Wesen einer Solidargemeinschaft genau darin liegt,  nicht die Interessen einzelner Gruppierungen in den Vordergrund zu stellen. Letztlich haben wir doch alle ein gemeinsames  Ziel: den deutschen Wein im In- und Ausland weiter voran zu bringen.“

Innerhalb des DWI scheint man sich aber schon Gedanken über die Zukunft nach dem Tag X zu machen. Das Beispiel CMA zeigt, was passiert, wenn es einen unvorbereitet trifft. An Kosten und Strukturen wird intern gearbeitet. So geht im Herbst der langjährige Abteilungsleiter Thomas Klaas zur DWS nach Koblenz. Seine Stelle wird ersatzlos gestrichen.

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4 Kommentare

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  2. Nicht nur Weinkellereien.

    Obwohl mit ca. 13 Hektar Rebfläche nur ein kleiner unfreiwilliger Beitragszahler hat mich die Art und Weise der Zurückweisung meines Widerspruchs gegen die Festsetzung meiner Beitragszahlung an den Weinfonds durch das Weinbauinstitut in Freiburg veranlasst, am 07.07.2009 ein renommiertes Anwaltsbüro mit der Klageerhebung vor dem Verwaltungsgericht Freiburg gegen den Ablehnungsbescheid zu beauftragen.

    • Lieber Herr Biehler,
      eigentlich ist das Ganze ein Trauerspiel: ich bin schon der Meinung, daß es einer gemeinsamen Werbung bedarf. Wer bereitet sonst den Hintergrund, vor dem jeder einzelne sich präsentiert? Gemeinsam ist immer schwierig. Bei der badischen Werbung hat es Jahrzehnte gebraucht, bis man sich zusammengefunden hat.

      Wie die Werbung umgesetzt wird, wer wovon profitiert und so weiter steht auf einem anderen Blatt. Hier sind in der Vergangenheit sicher Fehler gemacht worden, weil man die Beitragszahler nicht einbezogen hat und Sinn und Nutzen nicht deutlich machen konnte. „Das ist ja wie bei der GEZ. Da mußt du jetzt auch zahlen, wenn du keinen Radio hast“ sagte kürzlich ein Winzerkollege aus Rheinhessen: „ist ja klar, daß da keiner mehr mitmacht, wenn er nicht muß.“

  3. Hallo Herr Pleitgen,

    in der Sache möchte ich Ihnen ja gar nicht widersprechen.
    Auch ich gehe davon aus, dass eine Weinwerbung auch zukünftig zwingend notwendig sein wird.

    Ich selbst wollte es auch gar nicht soweit kommen lassen.

    Nachdem aber in der Widerspruchszurückweisung durch das Weinbauinstitut in Freiburg auf meine speziell aufgeführten Begründungspunkte in keiner Weise eingegangen worden war, blieb mir gar keine andere Wahl!

    Liebe Grüße

    Karl Biehler