Weinwirtschaft: Sind die Höhen und Tiefen selbst verschuldet?

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Napa Valley

Im Napa und im benachbarten Sonoma hat der Kampf um das Wasser schon begonnen foto:mpleitgen

Wein wird immer vom Wetter abhängen – aber der soziale und gesellschaftliche Faktor wird immer wichtiger, so läßt sich in einem Satz ein Mini-Symposium zusammenfassen, daß in der vergangenen Woche am Robert Mondavi Institute’s Center for Wine Economics in Davis/California stattfand. Die Davis Professoren Richard Howitt und Daniel Sumner sowie OIV Vicepresident Peter Hayes beleuchteten Zukunftsaspekte der Weinwirtschaft.

Hayes hat als gebürtiger Australier lange Jahre für Rosemount und Southcorp (Penfolods u.a.) gearbeitet. Er meinte, die großen Verluste der australische Weinwirtschaft (seit 2007 fast eine Milliarden US Dollar) sei weitgehend darauf zurückzuführen, daß die Beteiligten unbeabsichtigte Folgen ihres Handelns (Ausweitung der Rebflächen, Intensivierung der Produktion,..) vorher nicht mit einkalkuliert hätten. Vieles hätte man schon viel länger voraussehen können, es werde viel zu wenig in Forschung und Entwicklung investiert.

In seinem Vortrag zeigte er viele bislang unzureichend bearbeitete Themenfelder auf wie Langfristprognosen für Produktion und Absatzmärkte, effektive Nutzung von Ressourcen wie Boden und Wasser, die Auswirkungen von Konzentrationsprozessen in Produktion und Handel. Weinwirtschaft ist eingebunden in sehr komplexe wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse, das sieht man in der Branche meist noch nicht oder man will es nicht sehen.

Als die großen Herausforderungen für die Branche sieht er:

  • Soziale und gesetzgeberische Probleme. Vieles werde davon abhängen, wie Politiker weltweit mit der Verlockung umgehen, Steureinnahmen unter dem Vorwand der Alkohol-Präventionen zu generieren.
  • Den nach wie vor exsistierenden Überschuss in der Weltweinproduktion.
  • Die weltweite Konzentration und Restrukturierung des Handels, die zu einer Verkleinerung des Weinangebotes in den Regalen führt.
  • Die Konkurrenz um die Ressourcen, vor allem um das Wasser.

Hayes führte weiter aus, viele in der Branche sehen eine große Zukunft in den BRIC Staaten. Dies sei sehr trügerisch, zum einen sei noch nicht erforscht, ob die Bevölkerung Wein tatsächlich in ihren Lifestyle integriere, ob sie überhaupt Wein möge oder ob Weinkonsum in diesen Ländern nicht nur eine vorübergehende Mode sei. Zum anderen produzierten alle BRIC Staaten selbst in zunehmendem Maße.

Professor Sumner stellte auf der Basis der Auswertung von Langzeit-Datenreihen fest, Weinbau in den USA sei immer noch interessant, da die Preis-Volalität für Wein mit 11,2% im Zeitraum von 1995 bis 2009  im Verhältnis zu anderen Produkten wie Milch (18.7%), Baumwolle (23.6%) und Reis (27.2%) äußerst gering sei. Außerdem steige der Konsum in den USA weiter, all das könnte die Ausweitung des Weinbaus in den USA weiter beflügeln. In Europa sinke der Konsum in den großen Erzeugerländern, der Preisverfall halte an: daher sei hier die Tendenz gegenläufig.

Howitt wies auf eine paradoxe Möglichkeit der Entwicklung hin: unbestreitbar wird der Kampf um die Wasserverteilung zwischen der Wohnbevölkerung, der Industrie und den verschiedenen Zweigen der Landwirtschaft eines der großen Themen ab 2020 werden. Die Preise für Wasser werden in bisher ungeahnte Höhen schnellen. Ausgehend von der heutigen Produktionsweise bietet der Weinanbau aber pro verbrauchter Wassereinheit den höchsten Gewinn verglichen zum Beispiel mit Mandeln, Baumwolle oder AlfaAlfa. Dies könne dazu führen, daß trotz Wasserkanppheit sogar mehr Wein angebaut werde. „Die Frage ist nicht, ob der Klimawandel, die Temperaturerhöhung für unser Produkt gut oder schlecht ist, sondern wie wir im Verhältnis zu anderen landwirtschaftlichen Produkten dastehen und das über die Grenzen unserer Region unseres Landes hinaus.“ Der Wettbewerb wird also noch internationaler werden.

Die kompletten Vorträge können hier heruntergeladen werden.

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