Wird es für die Weinbranche eng?

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Jetzt könnte es auch für die Weinbranche eng werden. In den letzten Monaten sah es noch so aus, als seien die deutschen Verbraucher gegen jede Krisenstimmung gefeit. Aktuell mehren sich Anzeichen, daß die Bereitschaft zum Sparen wächst. Während das GFK-Konsumklima im März noch ganz gut war, belegt laut „Wirtschaftswoche“ (print) eine bisher unveröffentlichte Grey-Umfrage, daß die Konsumenten für manche Produkte „sicherheitshalber schon jetzt weniger ausgeben“ wollen.

foto: pmorgan67/flickr

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Bei Reisen wollen jetzt 29 Prozent weniger ausgeben als im Vorjahr. Bei Kleidung und Schuhen sind das 21%, bei Nahrungsmitteln 6%, bei Genußmitteln und Spirituosen satte 27%. Besonders einschränken wollen sich die Verbraucher bei Unterhaltungselektronik (34%) und Luxusgütern (43%). Diese Zahlen dürften umso größer werden, je weiter sich die wirtschaftliche Situation eintrübt. Für manche Produkte hat sich allein zwischen Februar und März 2009 die Ausgabe-Neigung deutlich verschlechtert. Bei Reisen sind die Werte um 6 Zähler schlechter geworden. Bei den Genußmitteln blieb zwar der Anteil derjenigen, die sich einschränken wollen, konstant, aber die Zahl der Konsumenten, die ursprünglich sogar mehr ausgeben wollten, ist im März von 6% auf nur noch 1% gschrumpft.

Daß die Zahlen nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigt die Reise-Branche: in den beiden wichtigsten Buchungsmonaten Januar und Februar „herrschte eine deutliche Buchungszurückhaltung“, so Roland Conrady, wissenschaftlicher Leiter des ITB Berlin Kongresses in der „Absatzwirtschaft“. Die TUI sah sich gezwungen, den Zeitraum für Frühbucherrabatte um ganze acht Wochen zu verlängern. Inzwischen scheint sich anzudeuten, daß die Sommer-Saison im Pauschalreisen-Geschäft dieses Jahr weitgehend ausfällt.

Parallelen zwischen ITB und Prowein drängen sich auf. Zunächst positive Stimmung machte Ernüchterung Platz. Von der Prowein wurden Besucherrekorde und tolle Geschäfte gemeldet. Die „Weinwirtschaft“ meinte, von der Krise sei nicht zu spüren gewesen. Auch unsere kleine Umfrage war sehr positiv. War das nur ein Aufatmen, weil viele mit schlechtem Gefühl und weichen Knien nach Düsseldorf gefahren waren und es doch nicht ganz so hart kam?

In den Pausen beim Weinmarketing-Tag in Heilbronn am letzten Freitag war zu hören, da sei doch Vieles Wunschdenken und manche seien Meister im Schönreden. Auch beim wunderbaren „Traum 2006“ vom Staatsweingut Weinsberg (44 € die Flasche) am Vorabend des Marketingtages war mehr vom Elend als vom Glanz des Premium Geschäftes zu hören. Vor allem wurde berichtet, die Schwierigkeiten des Alltags-Geschäftes hätten in den letzten Wochen immens zugenommen. Die ersten Monate seien im Handel nicht wie erwartet gelaufen. Durch das späte Osterfest habe sich einiges verschoben, aber die Abrechnung Ende April werde wohl nicht gerade sehr positiv aussehen. Selbst erfolgsverwöhnte Hersteller und Marken hätten Federn gelassen. In den Gesprächen im Handel gehe es aktuell um drei Dinge: Preis, Preis und Preis. Und das bei rückläufigen Mengen. Die Krise wirke wie ein Turbo, alles gehe jetzt schneller: Beispiel „Gallier“. Die Agonie des Filialisten wird in Württemberg stärker wahrgenommen als im Bundesgebiet, da sich alle Beteiligten schon seit langen Zeiten kennen. Klappern gehört zum Handwerk und in der Weinbranche wird gern geklagt. Trotzdem dürfen wir auf die nächsten harten Zahlen diesmal besonders gespannt sein.

5 Kommentare

  1. Jeden Tag „Krise!“

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