Trendwende bei den Weinzeitschriften?

| 8.227 mal gelesen |

Foto Wein- und Foodpresse foto:mpleitgen

Die Zahlen der Wein- und Food-Presse scheinen sich zu erholen foto:mpleitgen

Die neuesten Quartals-Zahlen der Weinzeitschriften können auf eine Trendwende hinweisen: die Zahlen der Hefte, die über den Verkauf am Kiosk und bei den Abonnenten abgesetzt werden, steigen langsam.

Der FEINSCHMECKER setzte über Abo und Kiosk im dritten Quartal 2010 insgesamt 115.937 Hefte ab. Gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres mit 124.007 Exemplaren ist das zwar ein Minus von über 6% (gegenüber 2008 sogar – 12%), insgesamt wurden 2010 von Januar bis September 346.798 Hefte abgesetzt. 2009 waren es im Vergleichszeitraum 337.205 Exemplare, das entspricht einem Plus von 2,8%.

Bei der WEINWELT gab es im dritten Quartal mit 36.675 Heften ein deutliches Plus mit guten 12% gegenüber dem Vorjahr. Auch das erste Dreivierteljahr 2010 liegt mit 116.509 Heften leicht über dem Vorjahr mit 114.598 Exemplaren (+ 1,7%). Allerdings erreichen die Zahlen des 3. Quartals 2010 die Vergleichszahlen von 2008 mit 37.509 Heften nicht.

VINUM läßt sich für das 3. Quartal nicht mit dem Vorjahr vergleichen. Durch den Eigentümerwechsel gab es für diesen Zeitraum keine Zahlen. Mit 36.647 Heften im 3. Quartal 2010 erreicht aber auch Vinum die Zahlen von 2008 mit 38.995 Exemplaren nicht. Mit 106.653 Heften von Januar bis September 2010 scheint sich bei geschätzten 105.000 Heften im Vorjahr das Ende der Talfahrt bei Vinum anzukündigen.

Beim Absatz haben die Abonennten an Gewicht gewonnen: der Anteil des Verkaufs am Kiosk ist bei allen Titeln rückläufig. Lag er beim FEINSCHMECKER in 2008 noch bei 26% ist er im dritten Quartal 2010 auf knapp 22% gesunken. Bei der WEINWELT sank er von 13% auf 11% und bei VINUM von 3,6% auf 2,9%. Vinum war am Kiosk schon immer schwach und setzte dort im dritten Quartal ganze  1076 Hefte ab.

Sind die nach wie vor schwachen Kiosk-Zahlen das Schicksal von Special-Interest-Titeln oder wenden sich die Kunden vom Thema Wein ab?  Schaut man einmal in die Zahlen der großen Ess-Zeitschriften wie MEINE FAMILIE UND ICH, LISA , TINA oder auch ESSEN & TRINKEN, dann sieht es dort ähnlich wie bei den Wein-Titeln aus. Fast alle haben schon bessere Zeiten gesehen.

Interessant wird es, wenn man sich Besucher-Zahlen (visits) aus dem Online-Bereich anschaut: im Monatsvergleich September 2009/2010 steigerte essen-und-trinken.de seine Besucher von 940 Tausend auf 1,2 Millionen, kuechengötter.de verdoppelte sich fast auf 612 Tausend Besucher und chefkoch.de legte von 13 auf 19 Millionen zu. Hier wird ein Trend sichtbar.

Noch mal zum Wein: sollten sich die Zahlen stabilisieren, bleibt die Frage, ob damit alle Titel über den Berg sind? Ganz wichtig wird es sein, wie sich die Anzeigenkunden verhalten. 2009 war das „annus horribilis„, was die Wein-Anzeigen betrifft. 2010 soll es wieder etwas besser geworden sein. Allerdings sieht man auch viel mehr Anzeigen online. 2008 diskutierte die Blogger-Gemeinde noch darüber, wie man Anzeigen auf ihre Seiten bekommen könnte, heute wird man regelmäßig von Interessenten kontaktiert. Die Auftraggeber haben in der Krise gelernt, daß nicht viel passiert, wenn sie weniger im Print werben und das es ihnen nicht schadet, wenn ihre Anzeigen online zu sehen sind.

Etliche Wein-Journalisten haben in den beiden letzten Jahren schon mal vorgebaut und sind mehr in das Geschäft mit Beratung, Public Relations und Werbung eingestiegen. Diese Mehrgleisigkeit hat natürlich auch zu besseren PR-Artikeln und Gratis-Infos geführt. Die machen dann wieder den Zeitschriften Konkurrenz oder lassen sie zu PR-Medien verkommen, wenn sie dorthin überschwappen. Es bleibt spannend!

Ein Kommentar

  1. Eine Trend wende sehe ich da nicht, vielleicht aber ein vorläufiges Ende der Talfahrt. Es könnte sein, dass damit ein Tiefpunkt erreicht ist, auf dem sich die Auflagen stabilisieren. Das ist wohl der harte Kern der Print-Leser in diesem Segment.