Twitter – jede Menge Firmen-Accounts als Ruinen im Netz

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Twitter kann ein mächtiges Werkzeug in der Kommunikation sein. Auch für Winzer, Weingüter und Handel. Wichtige Voraussetzung: Man muss sich darüber im Klaren sein, was Twitter kann und was man selbst damit erreichen will.

Twitter braucht Pflege. Als ich kürzlich mit tweepi meine Twitter-Followers anschaute, mit dem Ziel Spammer und „tote“ Followers zu entfernen, fielen mir viele Accounts auf, die schon seit 5 – 6 Monaten keinen einzigen Tweet mehr abgesetzt hatten. Darunter viele Accounts von Weingütern und von Unternehmen aus der Gastro-Branche. Manche hatten schon eine beachtliche Zahl von Followern gesammelt, einige bis zu 300 – 400 Kontakten. Was mag da passiert sein?

Ich musste an eine Bemerkung von Sarah Milstein in einem O’Reilly Seminar denken: auf Twitter gebe es jede Menge Firmen-Accounts, die einmal mit guten Absichten gestartet seien und heute als Ruinen den fehlgeschlagenen Versuch dokumentierten, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen. Genau daran erinnerten mich diese stillgelegten Accounts.

Als Twitter bei uns langsam populär wurde, ließen sich in der Wein- und Gastro-Szene viele vom Twitter-Fieber anstecken. Ein  Account war schnell aufgesetzt und nachdem vielleicht ein Pate bei der allerersten Antwort auf die Twitter-Frage „What are you doing?“ geholfen und die ersten Follower organsiert hatte, fing man auch fleißig an, zu tweeten. Über neu eingetroffene Weine, die anstehende Abfüllung oder die neue Speise-Karte. Wunder-Dinge, die man über sagenhafte Verkäufe über Twitter gehört hatte, ließen einen dann vielleicht die ersten Angebote an die Twitter-Gemeinde posten. Die unmittelbaren Ergebnisse dürften meist enttäuschend gewesen sein: nicht palettenweise marschierte die Ware vom Hof – wenn ein paar Flaschen gingen, war es schon gut. Und beim Gastronomen war das Restaurant auch nicht vom nächsten Tag an ausgebucht. Da dürften die ersten bereits „die Flinte ins Korn geworfen“ haben.

Twitter ist so simpel – und noch vor einiger Zeit hörte man oft das Wort vom „einfach Ausprobieren, es kostet ja nichts!“. Für jemanden, der privat mit seinen Freunden twittern oder sich zu seinem Hobby austauschen will, ist das ok. Firmen eröffnen mit Twitter einen weiteren Kommunikationskanal mit den Kunden. Und das will wie jede Werbung, jedes Kundengespräch vorbereitet und geplant sein!

Wen will ich erreichen, was will ich kommunizieren, wie sehen meine Ziele aus? Wie binde ich Twitter in meinen Kommunikations-Mix ein? Gleich von Anfang muß klar sein: Twitter braucht Engagement und einen langen Atem. Follower-Aufbau, Vertrauen gewinnen, Aufmerksamkeit bekommen – das braucht Zeit. Wenn man es richtig macht, schafft man es, gehört zu werden und Reaktionen auszulösen. Reaktionen sind auf Twitter eben nicht Verkäufe, sondern Aufmerksamkeit und zum Besispiel Re-Tweets.

Wären sich die Eigentümer der Ruinen darüber im Klaren gewesen, hätten sie vielleicht gar keinen Account aufgesetzt oder es ganz anders angefangen. Wenn sie zum Beispiel Hoot-Suite oder Bit.ly gekannt hätten, hätten sie gewusst, wie viele Leute die Links in ihren  Tweets klicken. Für die Motivation macht es viel aus, ob man ins Leere postet oder langsam steigende Zahlen sieht. Sie hätten wichtige „Influencer“ in ihrer Szene identifiziert und um sie geworben. Sie hätten heute, Monate später, einen spannenden direkten Kanal mit ihren Kunden, ein Frühwarn-System für ihre Marke oder Firma, einen „Zulieferer“ für ihren Blog oder ihr Shop.

Wer heute mit Twitter startet oder seinen Account weiterentwickeln will, sollte zumindest einmal in ein Buch schauen. Oder gleich den neuen Weinakademie-Workshop „Internet und Social media für Winzer, Weingüter und Weinhändler“ buchen.

Dauer:

Tages-Workshop von 10 – 17 Uhr

Seminarleitung:

Michael W. Pleitgen

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Gerne berät sie Michael W. Pleitgen auch direkt!

348,00 €

Preis inkl. MwSt.

Termine:

Montag 29. März 2010
Düsseldorf

Montag 12. April 2010
Berlin

Mittwoch 05. Mai 2010
Heilbronn

Anmeldung hier (bitte Ort und Termin angeben)!

4 Kommentare

  1. Sie haben völlig recht. Recherchiert man ein wenig muss man aber auch feststellen, das man wenig gute Informationen zu den erreichbaren Zielgruppen bei Twitter findet. Ich glaube da eher an facebook, vz etc. .

  2. Wie war das zu Beginn des www?? Ich steh im Netz und ich steh und steh…. und beweg mich nicht (mehr)

    Es wird leider immer wieder unterschätzt, das auch das twittern einen Zeitaufwand erfordertn :-) :-) Sonst steht man nur herum :-)

    • Ja, auch Twitter braucht Zeit. Und die Zeit kostet. Gerade wenn man es als Marketing-Instrument nutzt.

      Es sieht immer so unangestrengt und nebenher aus, daß macht ja einen Teil der Authentizität aus. Um in 140 Zeichen alles Wesentliche unterzubringen und auch noch eine Reaktion zu bekommen, müssen Sie als gestandener Texter noch einmal einen Intensiv-Lehrgang besuchen.

      @Harnisch
      Twitter ist in Deutschland immer noch eine Black Box. Es wird aber besser, wir bekommen erste Daten. Das heißt für die Praxis: Hinsetzen und Zeit investieren. Auf schnellen undifferenzierten Follower-Aufbau verzichten und gezielt herangehen, sich ein paar Gedanken machen, was man den Leuten anbietet. Dann kommen ab einer gewissen Größenordnung wie von selbst immer mehr dazu. Damit gibt es die besten Ergebnisse.

      Hat Twitter in Deutschland bereits seine Grenzen erreicht? VZ ist zur Zeit in Schwierigkeiten, Facebook wächst rasant. Das heißt: zumindest bei FB sollte man dabei sein.

  3. Pingback: Social Media und Wein – neue Wege zum Wein-Kunden oder Spielerei?