Vier Wochen mit dem Kindle unterwegs

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Zugegeben – ein richtiges Buch in der Hand ist etwas anderes – aber das schmale Teil, das mich seit vier Wochen auf meinen Reisen begleitet, möchte ich nicht mehr missen.

Morgens in der Subway

Morgens in der Subway foto:Buffawhat/flickr/CC BY 2.0

Im New Yorker Sommer sah ich jede Menge Leute mit Ebook-Readern in der Subway, im Bus und auf den Bänken im Central Park. Zunächst ohne ernsthaftes Interesse habe ich mir dann einige angeschaut und fand es anstrengend, Texte auf  ihnen zu lesen.

Dann stand die Südamerika-Reise vor der Tür. Fünfzehn Stunden im Flieger, vierzehn Tage unterwegs, x verschiedene Hotels. Und ich sagte mir, statt einen Haufen Bücher mitzuschleppen, probierst du es mal mit einem Reader aus. Ich habe mir verschiedene Tests angeschaut und jetzt ist er immer mit dabei. Weil er leicht ist, weil er einfach zu bedienen ist und weil man damit stundenlang lesen kann, wie in einem richtigen Buch.

Ich habe mich für den Kindle von Amazon entschieden, weil er nicht mit einem beleuchteten Bildschirm wie ein Tablet-PC arbeitet. Da ermüdet man so schnell wie bei einem Computer Bildschirm. Der Kindle arbeitet mit elektronischer Tinte, die Schrift ist gestochen scharf, der Bildschirm blendet nicht und es braucht immer Licht von aussen. So wie bei einem Buch. Angenehm.

Wie kommen die Bücher auf den Kindle?

Der Kindle ist personalisiert, man bekommt automatisch ein Konto bei Amazon. Er ist mit WiFi ausgestattet und wählt sich nach Eingabe des Passwortes in das Funknetzwerk zu Hause, im Büro oder wo auch immer ein. Bücher kauft man, indem mit dem Gerät oder an einem PC durch das Amazon-Angebot surft. Dort gibts übrigens auch eine Auswahl an kostenloser Literatur. Ein Klick – und schon ist das Buch auf dem Reader. Ich habe mir einen Krimi in Santiago im Hotelzimmer hochgeladen. Die meiste Zeit wird man die WiFi Funktion abstellen, schon um den Akku zu schonen – die Bücher sind ja auf dem Gerät.

Alternativ kann man die Bücher zunächst auf seinen PC laden und dann per USB Kabel auf den Kindle transferieren. Genauso kommt auch Musik auf das Gerät.

Eine Funktion, die ich sehr interessant finde: man kann sich erst einmal eine Gratis-Leseprobe bestellen und in den ersten zwanzig Seiten stöbern. Bei Zeitungsabos gibts 14 Tage Probelesen – aber das habe ich noch nicht ausprobiert.

Noch eine andere Funktion finde ich gut: fährt man beim Lesen mit dem Cursor auf ein Wort, erscheint eine Übersetzung oder ein Stichwort aus einem der eingebauten Wörterbücher, verweilt man länger darauf, wird auf ein kompletter Artikel aus dem Oxford Dictionary oder dem Duden eingeblendet. Dazu braucht es keine WiFi-Verbindung.

E-Books kostenlos

Zum Buchangebot: man ist nicht mit Amazon verheiratet – der Kindle verdaut eine ganze Reihe von Formaten. Die Preise sind unterscheidlich – die meisten ebook-Versionen sind ein paar Euro günstiger als die Print-Ausgabe. Klassiker, für die es keine Lizenzrechte mehr zu beachten gibt, bekommt man beim Projekt Gutenberg oder anderen Archiv-Portalen umsonst.

Bücher kann man auch ausleihenüber mehrere Pattformen hinweg. In der Zeit kann man dann selbst auf das Buch nicht zugreifen. Die Abwicklung wird Amazon übernehmen. In den USA ist dieser Dienst kürzlich gestartet.

Auch eigene Word- oder PDF Dokumente kann man auf den Kindle laden. Dazu müssen die Dateien zunächst umgewandelt werden. Amazon kümmert sich kostenfrei darum: jeder Kindle hat eine eigene Email-Adresse – man schickt die Datei als Anhang dorthin, beim nächsten Online-Sync ist sie auf dem Gerät.

Wer möchte, kann während des Lesens seine eigene Musik hören oder auch im Internet surfen. Es gibt eingebaute Lautsprecher und einen Kopfhörer-Ausgang.  Beide Funktionen sind noch im Experementierstadium. Ich denke, wenn die Beta-Phase vorbei ist, wird Amazon einfach eine neue Software aufspielen. Das geht dann genauso einfach, wie die Übertragung von Büchern. Ich brauche sie nicht.

Zusatzfunktionen

Nicht mehr in der Beta-Phase: Funktionen, mit denen man Freunde auf Facebook oder Twitter über die aktuelle Lektüre informieren oder Anmerkungen und Highlights anderer Leser des gleichen Buches oder Artikels anschauen kann. Diese Funktionen sind in Deutschland noch nicht freigegeben.

Laut Amazon reicht der Akku für zwei Monate – ich habe ihn in vier Wochen kein einziges Mal aufladen müssen und die Ladeanzeige hat sich kaum bewegt. Ärgerlich: in der Originalausstattung ist kein Netzteil dabei – man muss es extra kaufen.

Meine Empfehlung – auch wenn jetzt viel Werbung für den 99€ Kindle gemacht wird – unbedingt einen mit Tastatur nehmen, das erleichtert das Stöbern im Shop und die Suche im Buch ungemein.

PS Der Reader verändert die Wahrnehmung der Texte – es ist irgendwie aktueller. Goethes „Kampagne in Frankreich„, die ich mir schon einmal in einer bibliophilen Ausgabe besorgt hatte, erfuhr eine solche Veränderung. Bei dem Buch gefiel mir der Schuber, der Einband, das Papier, der schöne Druck – lange lag es auf dem Tisch neben meinem Lese-Sessel und ich kam beim Lesen nicht so richtig voran. Den Kindle-Goethe habe ich „in einem Rutsch“ wie eine aktuelle Reportage gelesen.

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2 Kommentare

  1. *breitgrins*
    Und ich dachte schon, Du warst 4 Wochen mit der ehemaligen und liebreizenden Weinprinzessin unterwegs.
    Sorry Isa, aber ihr hättet schon ein nettes Paar abgegeben ;-)

  2. Pingback: Zwei Zahlen zum Nachdenken