California – aus dem Stand von null auf 90

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Wie lange braucht man in Californien, um es aus dem Stand auf 90 Punkte zu schaffen? Oder 100 Dollar für eine Flasche zu bekommen?

Delia Viader mit ihrem Sohn Alan

Delia Viader mit ihrem Sohn Alan

Hier eine Geschichte dazu: Als Delia Viader 1986 ihr Weingut in den Hügeln nordöstlich von St. Helena im Napa Valley gründete, hatte sie das Ziel, einen der Top-Weine im Napa zu schaffen. Auch ihr Vorbild war nicht gerade ohne Ambition: Chateau Cheval Blanc in St. Emilion.

Die junge Frau hatte bis dahin Glück. Sie war weit in der Welt herumgekommen: ihr Vater arbeitete als  Diplomat im Auftrag der argentinischen Regierung.  Sie studierte an der Sorbonne in Paris, machte ihren Doktor in Geisteswissenschaften in den USA und studierte noch einmal in Davis Chemie und Oenologie. Als sie ihrem Vater eröffnete,  sie wolle nun ein Weingut eröffnen, meinte er, ob sie für eine Farmerin nicht ein bißchen „over-educated“ sei? Dazu kam noch der damals wahnwitzige Plan, die ersten Reben an einem Hang mit 32 Grad Gefälle anzupflanzen. Das hatte man im Napa so noch nicht gesehen, bei uns würde man Steillage dazu sagen. Sie stellte einen langfristigen Business-Plan auf, mit dem sie ihren Vater überzeugte. Das Geld zahlte sie in wenigen Jahren zurück, viel schneller als vorgesehen.

Die Frau, die mit ihren vier Kindern oben am Howell Mountain ans Werk ging, kannte sich in der Weinwelt gut aus: sie war mit den Mondavis befreundet, die Antinoris in Italien waren ihre Nachbarn, denn sie ein Stück Land neben Ornellaia gekauft.

1989 wurde auf Viader der erste Wein geerntet. Ich fragte Delia, wie sie es innnerhalb von wenigen Jahren an die Spitze geschafft hat. „Ich habe mich zum Botschafter meiner eigenen Weine gemacht, bin überall hingereist und bin zu allen Wettbewerben gegangen. Einmal stand ich mit einem einzigen Faßmuster auf einem Gemeinschaftsstand, während die Kollegen ihre Kollektionen und Jahrgänge vorführten. Da kam ich mir ganz schön verloren vor.“ Geholfen haben ihr auch ihre Freunde, die die Weine der verrückten jungen Frau kannten und bewunderten. Wenn Delia sagt: „Word of mouth, daß ist die wichtigste Werbung für mich. Und das war am Anfang auch die einzige, die ich mir leisten konnte“, dann meint sie damit natürlich auch die Mund-zu-Mund-Propaganda ihrer weltbekannten Freunde.

Heute ist Viader 14 ha groß. Pro Jahr werden 5000 – 6000 Kisten produziert. Das entspricht etwas mehr als 30 hl/ha. Von Anfang an wurde nach Bio-Grundsätzen gearbeitet. Der aktuelle Top Wein „Viader 2005“ kostet 100 Dollar die Flasche und wird vom Wine Spectator mit 92 Punkten bewertet, im Wine Enthousiast war er Best of the Year. 75% der Produktion wird direkt an Endverbraucher verkauft. „Davon mehr und mehr über das Internet. Das ist auch die wichtigste Plattform für die Kommunikation mit unseren Kunden. Deshalb können wir den 2009er auch in der Subskription anbieten.“

Den Wein macht Delia zusammen mit ihrem Sohn Alan, der wie sie in Davis studiert hat. Und weil Mutter und Sohn weinmäßig nicht immer einer Meinung sind, haben sie Michel Rolland als Schlichter gerufen. Er kommt drei bis vier Mal im Jahr, probiert die Weine und berät bei den Blends. „Michel ist so eine Art Versicherung für uns. Er soll uns helfen, daß wir an der Spitze bleiben. Außerdem hört Alan ihm mehr zu, als mir und das ist ein angenehmer Nebeneffekt.“

Die Viader-Weine heben sich deutlich vom Napa-Stil ab: sie wollen eher durch Eleganz und Finesse , als durch Kraft überzeugen. „Ich mag nichts, was sich auf den ersten Schluck offenbart“ sagt Delia Viader, „deshalb ist mein Vorbild immer St. Emilion und nicht Medoc gewesen.“ Dem Vorbild ist sie ganz schön nahe gekommen.

2 Kommentare

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  2. Wahnsinn, den würde ich auch mal trinken wollen, lecker!