Wein-Presse: Gibt es noch einen Ausweg?

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Foto Wein- und Foodpresse: Titel kommen - Titel gehen

Wein- und Foodpresse: Titel kommen - Titel gehen

Die weiterhin dramatische Verkaufs- und Abonnenten-Schmelze bei den bundesdeutschen Weinzeitschriften ist erschreckend, aber nicht unerwartet. Was wir zur Zeit bei VINUM (- 19,02 %)* und Weinwelt (-16,59 %)* erleben, hat nichts mit einem nachlassenden Interesse an Wein zu tun, sondern folgt den Entwicklungen am Zeitungs- und Zeitschriften-Markt. In den beiden zurückliegenden Jahren wurden die Prozesse durch die Wirtschaftskrise lediglich beschleunigt.

Das das Magazin Selection (+ 68,52 %)* eine beachtliche Steigerung verzeichnet und zu den beiden anderen aufgeschlossen hat, hat mit den gleichen Mechanismen zu tun, die die anderen langsam aber sicher in den Keller treiben. Selection hat sich weitgehend dem Modell der frei verteilten Tageszeitungen verschrieben, die man morgens am Bahnhof in die Hand gedrückt bekommt. (Dazu die Anmerkung von Christoph Schmidt, Konradin Selection GmbH) Jede der drei Wein-Zeitschriften verkaufte im letzten Quartal pro Ausgabe etwa 28.000 Exemplare.

Es ist zu einfach, für den Niedergang der Print-Medien nur das sich ändernde Medienverhalten des Publikums und das Erstarken von Internet-Publikationen verantwortlich zu machen. Vor allem erklärt es nicht die Qualitäts-Erosion in den Medien selbst. Der Medienwissenschaftler Stephan Ruß-Mohl macht in einer umfangreichen Studie über den US-Zeitungsmarkt mehrere Ursachen für den Niedergang der Print-Medien aus.

Das Publikum kann die Qualität der Inhalte nicht beurteilen

Wenn Käufer sehr viel weniger Informationen über die Produktqualität haben, als die Verkäufer, funktioniert der Qualitätswettbewerb so gut wie nicht mehr. Auf solch einem Markt wird gerne eine relativ schlechte Qualität angeboten. Bekommen die Käufer das mit, sind sie enttäuscht. Wenn sie überhaupt noch kaufen, bezahlen sie weniger dafür. In dieser Situation können Qualitätsanbieter nicht mehr anbieten, da sie zu teuer produzieren. Eine Spirale nach unten entsteht: gute Qualität wird aus dem Markt gedrängt. Der Ökonom George Akerlof hat diesen Prozeß in seiner Theorie der „Markets for Lemons“ (Zitronen = schlechte Qualität) beschrieben.

Diese Theorie überträgt Ruß-Mohl auf die Presse. Trotz aller Beteuerungen der Verlage und auch zahlreicher Journalisten, beobachten wir, dass sich immer mehr Billig-Journalismus breit macht. Die Gratis-Zeitungen und die Tabloid-Ausgaben renommierter Titel zeugen davon. Außer den entlassenen Journalisten scheint das niemanden zu interessieren. Wirtschaftlich ist das Ganze zumindest zum Teil ein Erflog. Ruß-Mohl zitiert in seinem Buch den früheren RTL Chef Helmut Thoma zum Verhältnis von Qualität und Erfolg: „im Seichten kann man nicht ertrinken“.

Und die Theorie passt auch im Fall der Weinzeitschriften: von Jahr zu Jahr das ewig Gleiche, Aufgewärmtes, zunehmend PR gesteuerte Berichte. Ab und an wird ein optischer Relaunch präsentiert, sonst bleibt alles beim alten. Beispiele aus jüngster Zeit hier und hier.

Wüssten die Leser, was die meist freischaffenden Journalisten mit ihren Artikeln verdienen, wäre jedem sofort klar, dass dort entweder Masochisten am Werk sind oder Masse produziert werden muss, um zu überleben. Zeilenhonarare im Cent-Bereich oder 2 – 3 Seiten für 300 bis 600 Euro, dafür kann man in der Tat nicht viel Zeit und Hirn-Schmalz verwenden. Auslandsreisen und Reportagen kommen oft nur zustande, weil die PR Firmen der besuchten Regionen die Reisekosten übernehmen. Als Journalist wird man zusätzlich noch gebeten, private Meilen abzufliegen. Zum Schluss heißt es: „Na ja, zahlen können wir nicht viel, aber es war doch auch für Sie eine interessante Erfahrung!“

Als Anfänger kann man das eine Weile mitmachen und solche „Erfahrungen“ als Investition betrachten, als Ernährer einer Familie muss man zwangsläufig ökonomischer produzieren oder sich nach anderen Einnahmequellen umschauen. „More for less“ hört sich aus Verbrauchersicht erst einmal gut an, darf aber auch bei Wein- und Foodzeitschriften als Qualitätskiller Nummer 1 gelten.

Journalismus zwischen Werbung, PR und Verkauf

Zeitungen und Zeitschriften finanzieren sich klassischerweise aus Einnahmen für Werbung und aus den Verkäufen über Abos und am Kiosk. Oft wird übersehen, dass es noch eine dritte Einnahmequelle gibt: indirekt trägt PR zum Produkt bei. Im einfachen Fall sind das Pressetexte oder Fotos, die nur umgearbeitet oder umformatiert werden müssen. Die Übernahme von Reisekosten und die Bereitstellungen von umfangreichen Studien oder Befragungen gehört auch mit dazu. Beim Wein darf man ruhig auch die Gratis-Weinmuster, die Einladungen zu Verkostungen oder das Einfliegen von Gesprächspartnern dazurechnen.

In Zeiten, in denen die traditionellen Quellen zu versiegen drohen, wird die dritte immer wichtiger. In genau einer solchen Zeit befinden wir uns heute: Anzeigenkunden brechen weg (Wirtschaftskrise), der Verkauf am Kiosk geht zurück (die Käufer sparen oder informieren sich anderswo), Abonnenten schwinden (zum einen wird gespart, zum anderen informiert man sich anderswo). Entsprechend auffallend ist die Zunahme der PR Beilagen und der PR gesteuerten Berichterstattung in der Wein- und Foodpresse. Aktuelle Beispiele: die E&T Weinschule sponsort by EDEKA oder der Weinteil des BEEF Magazins, in dem fast ausschließlich HAWESKO Weine vorkommen.

Die Öffentlichkeit fragt sich nicht, warum Weinzeitschriften so oft über in unseren Landen unbedeutende Herkünfte wie Griechenland und Portugal schreiben. Haben die Zeitschriften etwas Neues entdeckt? Gilt es sensationelle neue Weine aufzuspüren? Viel einfacher: meist stand am Anfang eine PR Agentur und eine bezahlte Journalisten-Reise! Die schönen farbigen Supplements (gerne auch „Dossiers“ genannt) werden sowieso durch die PR Agenturen finanziert. Eine solche Beilage kostet in einer Wein-Zeitschrift schnell einmal 50.000 oder 80.000 Euro. Damit ist dann der Betrieb für weitere Monate gesichert und der Verlag hat noch ein schönes Plus gemacht.

Obwohl keine Fragen laut werden, schwindet bei den Käufern das Vertrauen und Interesse. Die zuvor beschriebene Spirale dreht sich ein Stück weiter in den Keller. Journalisten, die gleichzeitig für Zeitschriften und PR schreiben, verstärken diese Entwicklung noch. Ein Wein-Beispiel hatten wir hier bereits vorgeführt. Warum soll ich für etwas bezahlen, was ich auch gratis bekomme?

Für 2010 ist bereits jetzt klar, dass es wieder eine Etage tiefer geht: die großen PR-Budgets und deren Verwendung ist festgelegt. Es wird 2010 noch weniger direkte Wein-Werbung geben. Die neue EU Gesetzgebung greift, die Gelder an die Regionen sind mit Auflagen versehen und damit wird direkte Wein-Werbung fast unmöglich. Der Weinblogger-Roundtable sprach darüber im vergangenen Jahr mit EU-Direktor Lars Hoelgaard.

Das Geld der Anzeigen-Kampagnen wird also verstärkt in die PR fließen. Die Kommunikation der größten und wichtigsten Regionen wird in diesem Jahr fast ausschließlich über PR Budgets laufen. Wir werden eine Flut von Beilagen, PR Themen und PR gesteuerten Events erleben. Durch die EU Vorschriften verschieben sich zusätzlich die Themenschwerpunkte: weg vom Wein, hin zu Gastronomie und Tourismus mit starkem regionalem Bezug, dafür gibt es nämlich noch Geld.

Von der Lektion zum Gespräch

Stephan Ruß-Mohl zitiert in seinem Buch Dan Gilmore, der sich vom Technologie-Professor im Silicon Valley zum Protagonisten des „grassroots-journalism“ entwickelt hat: die traditionellen Medien hätten Nachrichten „als Lektion erteilt und dargeboten“. Das trifft vollumfänglich auf unsere aktuellen Weinzeitschriften zu.

Die Öffentlichkeit hat sich allerdings teilweise weiterentwickelt: heute möchte man mitreden und diskutieren. Ruß-Mohl gibt zu bedenken: 81% der Amerikaner wollen gerne ein Buch schreiben, 53 % haben aber im vergangenen Jahr noch nicht mal eins gelesen. Auf das Internet übertragen heißt das, jeder der einen internetfähigen Computer hat, kann mitreden, damit sei aber noch lange nicht gesagt, dass er etwas zu sagen hat und ein Publikum dafür findet.

Die Zukunft des Journalismus heißt: den Autismus ablegen, mit den Lesern kommunizieren – schreiben und sich gleichzeitig der Diskussion stellen. Viele können schreiben, aber in der Öffentlichkeit diskutieren, das können zur Zeit nur ganz wenige. Und selbst bei den Internet-Autoren sind nur ganz wenige bereit, sich vollkommen ihren Lesern zu stellen.

Vom Bezahlen und von der Zukunft

Das Model „free“ ist im Internet tief verwurzelt. Aber es ist nicht neu. Ruß-Mohl zitiert Walter Lippmann, der bereits 1922 schrieb: „Wir erwarten, dass uns eine Zeitung mit der Wahrheit dient, so unprofitabel sie auch sein mag. … Niemand denkt auch nur einen Moment darüber nach, dass er für seine Zeitung bezahlen sollte. Jeder erwartet, dass aus ihr die Wahrheit, wie aus einem Springbrunnen hervorsprudelt. … Eine freie Presse, gemessen an der Haltung ihrer Leser, ist eine Zeitung, die gratis herausgegeben wird“.

Das Thema braucht nicht weiter ausgeführt zu werden. Jedem ist klar, dass bei der Einführung des Internets gerade von Seiten der traditionellen Medien viele Fehler gemacht wurden, die heute die Durchsetzung von „paid-content“ schwierig machen.

Die Zukunft liegt nach Einschätzung vieler im mobilen Internet. Für die APPs und damit auch für die Inhalte sei man bereit, zu bezahlen. Daniele Cernilli vom Gambero Rosso bekräftigte letzte Woche auf dem Weinakademie-Blog diese Ansicht.

Ruß-Mohl zeigt viele Alternativen für die Zukunft der Print-Medien auf. Es reicht von Stiftungen über staatliche Subventionen bis zu Leserbeteiligungen a la TAZ bei der Grund-Finanzierung. Crowdsourcing oder Online Journalismus können Modelle für neue redaktionelle Konzepte sein.

Bei den Wein-Medien wäre der schnellsten Punkt sicher bei der Ergänzung des Print- durch ein interessantes Online-Angebot zu machen. Der Vernetzung gehört die Zukunft. Der DECANTER macht es vor. Auch der neue Verleger von VINUM soll mit Hochdruck daran arbeiten. Die neu eingestellten Mitarbeiter in der Schweiz sollen alle über Online-Erfahrung verfügen.

Mehr Leser denn je – neue Zeitschriften werden möglich

Ruß-Mohl weist darauf hin, dass einige amerikanische Tageszeitungen mit der Kombination von Print- und Online-Ausgabe soviel Reichweite erzielten, wie nie zuvor. Damit ist noch nicht gesagt, dass sie damit rentabler wurden. Die Rettung vor dem Untergang ist die Online-Ausgabe nicht. Aber es ist eine wichtige Erkenntnis auf dem Weg in die Zukunft.

Auch werden die Weinzeitschriften als solche nicht so schnell verschwinden. Es wird immer neue Versuche geben. Mit neuen Konzepten, neuen Autoren, anderer Gestaltung, anderer Finanzierung. Wir haben es bei den Food-Zeitschriften gesehen: Effilee und BEEF sind neu entstanden. Und auch im Wein wird im Laufe des Jahres eine weitere Zeitschrift flächendeckend an den Kiosken ausliegen.

Noch ein letzter Gedanke aus der Ruß-Mohl Studie: nicht Information und Nachrichten sind knapp, sondern unsere Aufmerksamkeit. Um die konkurrieren Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, TV und Internet. Bekommen wird sie derjenige, der uns das interessanteste Angebot macht. Er wird mit einer neuen redaktionellen Qualität und wahrscheinlich einem neuen Finanzierungsmodell um uns und unser Geld werben müssen.

Die Studie und das Buch von Stephan Ruß-Mohl „Kreative Zerstörung -Niedergang und Neuerfindung des Zeitungsjournalismus in den USA“ kann ich jedem empfehlen, der mit Medien zu tun hat oder sich dafür interessiert! Ruß-Mohl schafft es, die Mechanismen sichtbar zu machen, die hinter der derzeitigen Krise stecken und Ansätze für Lösungen aufzuzeigen.

* Zahlen aus dem drink tank. Auf dem EnoBlog gibts weitere Zahlen. Die Original-Statistiken sind bei bei der IVW jedermann zugänglich.

51 Kommentare

  1. Das würde alles stimmen, wäre da nicht die kleine Irritation, dass „Zeit“, Zeit Wissen“, „Neon“, „Brand Eins“ und vor allem „Landlust“ stetig an Auflage gewinnen. Und auch der „Spiegel“ bleibt stabil. Und auch die „FAZ“ und die „FAS“. Das sagt uns Medienmachern, dass alle Zeitungen und Zeitschriften, die Leser an das Medium binden können und jenen als Freund, Begleiter und Weggefährte erscheinen, Leser halten und sogar dazu gewinnen können. Jederzeit. Auch in der Krise. Bei all dem Kulturpessimismus macht mich das optimistisch.
    Die Weinzeitungen machen nicht nur den „PR-Fehler“, sie machen vor allem den Fehler für eine Insider-Clique zu schreiben, die Otto Normalverbraucher (jenem mit Anspruch), nur sterbenslangweilig erscheint. Wein ist Genuss und Freude. Aber auch Trunkenheit, Sex, Ausschweifung und Elexier. Und darüber lese ich kein Wort, sondern nur Mathematik und Analyse. Nichts lebt in diesen Blättern. Das ist ihr Tod. Mir soll es recht sein..

  2. Und all die Interpunktions- und Rechtschreibfehler sind Folge meiner mittäglichen Trunkenheit (VAU – sieben offene Weine- herrlich). Genuss muss im Leben stehen. Das kapieren Vinum & Co. nicht eine Minute..

  3. „Und die Theorie passt auch im Fall der Weinzeitschriften: von Jahr zu Jahr das ewig Gleiche, Aufgewärmtes, zunehmend PR gesteuerte Berichte. Ab und an wird ein optischer Relaunch präsentiert, sonst bleibt alles beim alten. Beispiele aus jüngster Zeit hier und hier.“

    Wahre Worte, aber kommen die nicht etwas spät? Einmal abgesehen davon, dass ich die meisten Ihrer Punkte bereits vor einiger Zeit unter http://www.freitag.de aufgegriffen habe: Von jemandem, der noch bis vor kurzem massiv mit eben diesen Printtiteln, die er jetzt ziemlich von oben herab kritisiert, kooperiert hat, hätte ich solche Sätze mit einer kleinen Prise Selbstkritik besser gefunden.

    • Lieber Eckhard Supp,

      auch ich habe Ihre Artikel mit großem Interesse verfolgt. Allerdings möchte ich nicht so gerne auf der Ebene der Phänomene stehen bleiben. Mich interessieren eher die Mechanismen, die dahinter stehen. Und die hat für mich Stephan Ruß-Mohl ganz gut herausgearbeitet. Und er hat ein paar Alternativen aufgezeigt.

      Ja, ich finde es schade, daß die Weinmedien eine solche Entwicklung genommen haben. Und ich hätte mir das gerade für VINUM und seine Mitarbeiter, mit denen ich auf der Prowein und bei der Degu-Meisterschaft zusammengearbeitet habe, anders gewünscht. Eine starke unabhängige Weinpresse würde dazu beitragen, daß Wein im Fokus bleibt. Und sie wäre ein guter Sparrings-Partner für die Online-Wein-Szene.

  4. …. genau das hatte ich gemeint. Von oben herab!

  5. Pingback: Auflagen III – Pleitgen zu Weinmedien « Jabpress-Blog

  6. Pingback: Tweets die Wein-Presse: Gibt es noch einen Ausweg? erwähnt -- Topsy.com

  7. wenn alles nicht hilft dann gibt es doch noch Subventionen :-) und sind Stiftungen nicht auch Institutionen, die mittelbar auch subventioniert werden?

    Was mich ein bißchen überrascht bei der Diskussion um die Zikunft der Printmedien überrascht, ist die Tatsache, das diejenigen, die jetzt nach Subventionen, Stiftungen etc rufen, doch letztlich auch diejenigen sind , die den Abbau des Staates fordern :-) :-)

    Eine etwas eigenartige Doppelmoral….

    Und wenn Ruß-Mohl von einer Entökonomisierung des Mediensektors spricht…..

    http://carta.info/3644/journalismus-oekonomisierung/

    vernebelt er leider auch die Diskussion über die Zukunft der Medien, wie diejenigen, die die Ökonomisierung der Medien beklagen…

    Und solche Sätze:

    Erstens bedeutet mehr Wettbewerb vor allem auch, dass zunehmend die Kunden (Leser) entscheiden, was produziert wird – und nicht mehr Ressortleiter

    zeigen doch auf, wie viele Medienwissenschaftler im Elfenbeinturm leben.

    Wo entscheidet der Konsument eigentlich nicht was produziert wird :-) :-) :-)

    Und einmal eine ganz simple Frage:

    Wieviele Printmedienprojekte sind in den vergangenen 20 Jahren angeschoben worden und wieviele waren erfolgreich???

    Das gilt auch für die xxl Internetmedienprojekte.

    Wie war es eigentlich mit den Droschkenbetrieben 1910?

    Und den Maßschneidern 1950?

    Und was die unabhängige Weinpresse betrifft. Sicherlich ist wünschenswert, aber wir sollten doch nicht die Augen vor Veränderungen schließen.

    Wie der Konsument sich sein Urteil zukünftig über Wein bildet, ist doch letztlich ihm überlassen oder ???

    Nur zur Erinnerung :

    Wieviele Weinmedien gab es in .de vor 30 Jahren?

    Wieviele Weinmedien gab es vor 10 Jahren?

    Wieviele Weinmedien gibt es heute?

    Entweder wir haben eine Marktwirtschaft, die auf Veränderungen der Konsumgewohnheiten reagiert oder nicht.

    Ein bißchen schwanger gibt es nicht :-)

    • Lieber Herr Bolle,

      ich bin auch kein Freund von Subventionen. Und man kann sich natürlich auch ganz andere Finanzierungsmodelle für Weinjournalismus vorstellen. Die gibt es sogar schon: der WÜRTTEMBERGER ist ein solches Beispiel, da schreiben einige der renommiertesten deutschen Weinschreiber. Oder ehemals das JACQUES Journal. Auch dort waren die gleichen am Werk, die wir aus anderen Publikationen kennen. Viele Jacques Kunden haben bittere Tränen vergossen, als das Journal eingestellt wurde, weil sie fanden, es sei die beste Weinzeitschrift am Markt. Der Verleger einer großen Weinzeitschrift sah sich seinerzeit direkt auf seinem Terrain angegriffen. Es kann ja sein, daß das Teil einer Zukunft des Weinjournalismus ist. Dann muß man damit leben. Das sehe ich wie Sie.

      Ich kann aber nicht Ökonomie ganz so mechanisch sehen: es sind immer Menschen, die Ideen und Projekte entwickeln und sie dann ökonomische Realität werden lassen. So hat es der seinerzeitige VINUM Eigentümer nicht geschafft, einen attraktiven VINUM Internet-Auftritt ins Netz zu stellen, obwohl er das erfolgreichste Landmaschinen-Gebraucht-Portal in Europa betreibt.

  8. Ich denke mal spätestens mit dem Markteintritt des Falstaff in seiner neuen Form werden die Karten im Sektor Wein- und Genusszeitschriften neu gemischt.

  9. Mir fällt auf, dass in der ganzen Diskussion niemals die Frage gestellt wird, für wen diese Weinzeitschriften gemacht werden. Ich behaupte, dass lediglich ein Zehntel der interessierten und regelmäßigen Weintrinker von der Weinpresse angesprochen werden. Das Ganze kommt immer noch als eine Art Geheimwissenschaft rüber, als Zirkel von Wichtigtuern. Keiner meiner weinsammelnden und weininteressierten Freunde liest eine Weinzeitschrift. Und ja: Keiner schaut auf einen Blog. Ertster Zugang ist die Seite eines Onlinehändlers, zweiter Zugang ist der Vinothekar des Vertrauens, dritter Zugang sind Weinführer (Parker, Gabriel, etc..). Weinpresse? Gibt es nicht. Man diskutiert hier die Krise und hat gar nicht erfasst, was die Ursache der Krise ist.

  10. Lieber Herr Pleitgen,

    es ging mehr lediglich um ein paar Anmerkungen, die (soweit ich es richtig gesehen habe ??) von Ruß-Mohl gemacht wurden (nicht von Ihnen !!)

    Der Begriff Entökonomisierung ist in meinen Augen lächerlich :-)

    Um es mit Friedman zu formulieren:

    There is no free lunch

    Auch für die scheinbar kostenlosen Leistungen haben wir zu zahlen.

    Und: Das erfolgreichste Landmaschinen-Gebraucht-Portal aufzubauen ist noch lange nicht eine Voraussetzung dafür einen erfolgreichen Vinum-Auftritt:-)

    Um es mit Heraklit zu sagen:

    panta rhei nicht nur der Wein sondern auch die Medienlandschaft “ fließt“

    Das die Jacques Kunden Tränen vergossen haben als es zur Einstellung des Journals kam ist die eine Seite, für den Unternehmer war es sicherlich eine Entscheidung die auf wirtschaftlichen Fakten beruhte.

    Ich persönlich trauere auch einigen Dingen im Alltag nach, z.B. das die Wochenmärkte immer mehr an Bedeutung verlieren, nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Marktmacht der Discounter.

    Und wenn Aldi mittlerweile Europas größter Weinhändler ist frage ich mich schon einmal ab und zu , ob nicht das Kartellamt auch diesen Markt zukünftig stärker beobachten sollte.

    P.S. Bei Landlust deutet sich ein Abschwung der Auflagenzahlen an. Schaunmermal was in 5 Jahren ist.

    Der lifecycle von Printmedien wird immer kürzer (im übrigen auch bei http://www.medien)

    Im übrigen, wer hätte 1995 geglaubt und vorhergesagt, dass wir 2010 uns über den Niedergang der Print-Medien unterhalten :-)

    Der uralt Spruch :

    Think global, act local scheint m.E. in den kommenden Jahren an Bedeutung zu gewinnen siehe auch den verstärkten Regionalismus Württemberger !!

    Google hat bislang vergeblich versucht das regionale Portal yelp zu kaufen:

    http://www.yelp.com/

    Und da die boys und girls von google immer eine gute Nase haben……..

    Schaunmermal was da passiert

  11. Da ist die Katze ja (wieder einmal) aus dem Sack. „Es kann ja sein, daß das Teil einer Zukunft des Weinjournalismus ist. Dann muß man damit leben.“

    Worum es geht? Um bezahlte PR-Schreiberei! Um WERBUNG! Nichts anderes stellen die beiden genannten Beispiele dar. Bezahlte PR-Schreiberei als JOURNALISMUS? Gar als Zukunftsmodell für diese Sparte des Journalismus?

    Was diese Art der WEINSCHREIBEREI mit WeinJOURNALISMUS zu tun hat, erschließt sich tatsächlich wohl nur jemandem, der seinen Lebensunterhalt immer schon im Weinhandel – im erweiterten Sinne – verdient hat. Wer den Unterschied nicht versteht oder nicht verstehen will, der sollte sich allerdings imho nicht anmaßen, über die Zukunft des WeinJOURNALISMUS zu philosophieren.

    Um es noch einmal zu betonen: Ich bestreite nicht die Existenzberechtigung der (bezahlten, PR) WEINSCHREIBEREI. Ich behaupte nur, dass WEINJOURNALISMUS etwas anderes ist.

    In Ihrem Artikel haben Sie, Herr Pleitgen, ja noch kritisch dargestellt, dass das Problem vieler Weinmedien die qualitative Abwärtsspirale ist, die in den letzten Jahren viele Leser vergraulte. Jetzt wissen wir endlich, was Sie als qualitativ hochwertig ansehen: Schön gestaltete und gut formulierte WERBUNG! Na Prost!

    Davon abgesehen, hat Klimek vollkommen Recht. Wir – und ich betone diese erste Person Plural, denn diese Kritik gilt auch für zumindest einen Teil meiner eigenen Arbeit – haben viel zu sehr aus unserer eigenen Perspektive geschrieben, haben uns einen feuchten Kehricht um das gekümmert, was Weintrinker wirklich interessiert, begeistert, anmacht.

    • @Manfred Klimek
      Ich denke nicht, daß das Interesse der meisten weintrinkenden Menschen so groß ist, daß sie Zeitschriften oder gar einen Blog lesen. Dazu muß dann schon sehr viel Interesse haben oder der Sache berufsmäßig folgen, wie die Kollegen in Produktion oder Handel.

      Gerade deshalb halte ich u n a b h ä n g i g e Weinmedien (wenn Sie so wollen mit r i c h t i g e n Journalisten, Herr Supp) für wichtig: die wirken als Zwischenrufer und Korrektiv für die Beteiligten. Wenn die Branche sie sich denn leistet.

      Ich rede in keiner Weise dem bezahlten Journalismus das Wort. Nur darf man nicht die Augen davor verschliessen, daß zwangsläufig immer mehr PR finanziert sein wird, wenn Verkauf und Werbung es nicht mehr hergeben.

  12. @ Michael Pleitgen:

    Das hat man bei Neon auch gedacht. Und bei Landlust. Beide Blätter hätte man keinen großen Verlag einreden können, G&J ist bei Neon nur dem Instinkt und dem Drang von Ebert und Klotzek gefolgt.

    Wein boomt, immer mehr Junge trinken Wein. Eine schöne Weinzeitschrift, acht mal im Jahr, mit kluger, guter und emphatischer Berichterstattung (eine Wein Vogue sozusagen, ohne dem dummen Lifestylejournalismus) verkauft bei einem Copypreis von € 8.- 20000 Stück minimum. Das reicht. Dazu ein kleiner Weinladen und endlich mal Engagement von VDP und den Weininstituten und man hat das über den Berg gebracht. Ohne großen Verlag. Die Ösis zeigen wie es geht, der nun kommende Falstaff ist hundertpro nicht das Gelbe von Ei. Aber sicher amüsanter (in jede Richtung). Da hinken die Deutschen kilometerweit hinterher. Leider.

  13. Kalkulation: 20000 Copies á € 8.- sind € 4,5 netto, ist bei 11500 regulär verkauften und den Abos und Sonderverkäufen ungefähr 65000 pro Heft. Druck in Polen etwa € 12500.-, Overheads 20000.- (wer braucht eine Redaktion in Berlin Mitte, überhaupt eine Redaktion?). Mitarbeiter mit Monatspauschalen, ein gebrauchtes Dienstauto zum rumfahren (von mir aus zwei VW Golf), Basta. Runter vom hohen Ross. Dann geht´s.

  14. Das Auto hätt ich sogar :-)) Aber ernsthaft, auch wenn ich die Kalkulation ein wenig mit heißer Nadel gestrickt finde: Dass ein solches Projekt von den Kosten her machbar ist, halte ich für ausgemacht. Und zwar ganz ohne PR und versteckte Werbung, lieber Herr Pleitgen.

    Es reicht doch, sich vor Augen zu halten, wie Geld in den „alten“ Weinzeitschriften verbraten und verloren wurde. Das Geld hätte dreimal gereicht, um eine herrliche Zeitschrift zu produzieren. Aber offenbar schmeißen einige Verleger ihre Millionen lieber zum Fenster raus, statt anständige Projekte damit zu finanzieren.

  15. Ist gar nicht so heiße Nadel. 12500 zahlt der „Wiener“ für 20000 Hefte Hochglanz in Kattowitz (hab ich selbst verhandelt). Die Overheads scheinen mir sogar noch zu hoch (1 Buchhalterin, eine Wohnung für Art-Direktion und einen Arbeitsplatz. Und: Je mehr Abos um so mehr bleibt vom Heft. Ich denke, man sollte das Heft überhaupt von Polen weg gleich verschicken. Abos und e-bay-Verkauf.

    Na ja, ein paar Spinnereien halt..

  16. Vorbild wäre nicht Feinschmecker oder dergleichen, auch nicht Landlust, sondern „Spex“ oder „Quality“. Also gut Leben, Spaß haben. Und arm bleiben. Reich an Abenteuer reicht ja..

  17. …… das mit dem arm bleiben klappt bei den meisten von uns ja schon ganz gut. Fehlt nur noch der Rest. :-))

  18. Ich habe mein ganzes Geld immerhin in ein toskanisches Weingut gesteckt. Wie ich jetzt merke, eine weise Entscheidung. Die wohl einzige weise Entscheidung meines Lebens..

  19. Pingback: Wein wird PR-Wachstumsmarkt – Textberater.com

  20. Pingback: Linkdump vom Di, 26. Januar 2010 bis Mi, 27. Januar 2010 Links synapsenschnappsen

  21. Vinum hält sich aber für kein Fachmagazin und will keines sein. Die Blattlinie muss man jenen überlassen, die das Blatt besitzen. Die Weinpresse auf eine reine Fachpresse reduzieren zu wollen, das ist so richtig absurd, das führt in die Isolation. Wein ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und die Mitte der Gesellschaft braucht und will kein Fachblatt für Winzer. Winzer wollen das sehr wohl. Soll es das ruhig geben. Aber Vinum rettet die Umstellung auf ein Fachblatt keine Minute. Das ist Quatsch..

  22. @ Daniel Deimnling (2)

    Wo Sie selbstredend Recht haben ist, dass viele Artikel in Vinum ein Graus sind. Und man sucht das Publikum am falschen Ort. Und natürlich klingt alles etwas insiderisch. Ach egal: Die bei Vinum haben es einfach nicht drauf. Das Zeitungsmachen. Und bei den anderen Weinblättern auch nicht. Die kennen die Trinkenden nicht. Und wollen sie nicht kennen..

  23. die Umstellung auf reines Fachmagazin mit Schwerpunkt Weinbau und Handel würde auch mit exzellentem Inhalt maximal 5000 Käufer finden. Noch dazu findet der Austausch dieser Informationen längst im Netz statt, keiner baucht mehr Papier dafür. Nein, Vinums Fehler ist, sich nicht zu entscheiden, weder fisch noch Fleisch sein zu wollen. Der Fehler aller Populärmagazine im Genbussbereich ist, einen ältlichen, oberleherhaften oder völlig spaßfreien und sonderspaßigen Zugang zum Thema zu haben. Der letzte, der noch für viele sprechen wollte und für viele sprach, war Siebeck. Deswegen war er so erfolgreich. Weit und breit kein Siebeck als Herausgeber in Sicht. Das ist das Problem von Vinum und den anderen. Ich kann das alles nicht mehr lesen, die immergleichen stinklangweiligen oder verstiegenen Zugänge, das immergleiche Geschwafel. Deswegen liest das keiner..

  24. Audio verkauft knapp 20000 im freien Verkauf, Gitarre Bass etwa 8000.

  25. Siebeck findet eine Mitte. Aber Siebeck ist gestern..

  26. Ohne neue Klientel wird die Weinpresse nicht überleben. Und die neue Klientel ist eine junge Klientel. Was uns beiden gefällt, garantiert kein Überleben. Um das zu wissen, habe ich jahrelang Printmedien gemacht. Und Neues gestaltet..

  27. @Manfred Klimek

    Landlust ist mit 600.000 Auflage sicherlich ein Erfolg….. aber von Qualität hier zu sprechen ist wohl etwas übertrieben…
    Aber da die Leser vielfach nicht wissen, dass es keine blauen Kühe gibt :-)

    und nur noch pommes frites aber keine Kartoffeln mehr kennen

    ist das Blättle sehr hilfreich bei der Bewältigung des Defizits.

    Vielleicht wäre dieser Verleger aber auch der Garant für das neue Magazin Weinlust (vielleicht ist der Titel schon vergeben?)

    Vielleicht hat auch jemand die Idee das erste Weinmagazin für den i-slate zu produzieren :-)

  28. #16 – Manfred Klimek
    Amüsiert könnte ich hier Ihre Diskussion über die Qualität der Weinzeitschriften verfolgen… leider ist Ihre Rechnung (fast) komplett unkorrekt.

    # 35 – Friedrich Bolle
    Landlust ist ein Magazin, dass zur richtigen Zeit mit den richtigen Themen und fundierten Inhalten mit der richtigen Strategie auf den Markt gekommen ist. Der Verlag hat einfach den Nerv einer großen Leserschaft getroffen. Optisch und haptisch zielgruppenrelevant gut gemacht, inhaltlich anspruchsvoll ohne Zeigefinger, preislich nicht wirklich hoch angesiedelt, organisch in den Markt gewachsen…

  29. @ Werner Czogalla

    Die unkorrekte Rechnung erscheint monatlich als Magazin in Österreich. Soweit zur unkorrekten Rechnung. Landlust: völlig Ihrer Meinung.

    mfG

  30. @Werner Czogalla #36 Wie sähe denn Ihre Rechnung aus? Bei einem #verbreitungsziel von, sagen wir, 20.000 Ex im Abo (wenn Winzer und Weinhändler mitspielen), 10.000 im EV (da müsste man sich schon sehr anstrengen) und vielleicht noch mal 30.000 Sonder/Bord/Lesezirkel etc., mit etwas Glück auch noch etwas im deutschsprachigen Ausland?

  31. #Landlust Übrigens: Einer der großen Irrtümer hinsichtlich dieses Erfolgstitels, ist die Meinung, Landlust sei v. a. für nostalgische Städter gemacht. Das entspricht weder den Absichten des Verlags noch der Vertriebsrealität.

  32. Landlust wird nicht von nostalgischen Städtern gekauft. Mitnichten..

  33. @Eckhard Supp

    na dann sind es eben die grünen Witwen mit Garten und/oder die Lohas???

    @Werner Czogalla

    Der Verlag hat einfach den Nerv einer großen Leserschaft getroffen. Optisch und haptisch zielgruppenrelevant gut gemacht, inhaltlich anspruchsvoll ohne Zeigefinger, preislich nicht wirklich hoch angesiedelt, organisch in den Markt gewachsen…

    Stimmt, habe nicht das Gegenteil behauptet, und Landlust arbeitet ohne erhobenen Zeigefinger daran wieder der Zielgruppe etwas mehrNähe zur Natur zu verschaffen :-) siehe auch z.B. Regenwurmkompostkiste

  34. Na, jetzt wollen wir aber mal die Eigenwerbung der Anzeigenverkäufer von Landlust nicht allzu sehr für bare Münze nehmen… :-))

  35. @Manfred Klimek
    Ihre Kalkulation mag für Österreich stimmen, auf dem deutschen Pressevertriebsmarkt gelten definitiv andere Bedingungen. Wobei Sie dann in Österreich mit dem Grossisten schon eine richtig gute Sondervereinbarung getroffen haben müssen, wenn Sie bei einem Verkaufspreis von € 8,- einen Nettoerlös von € 4,50 erzielen möchten.

    @Eckhard Supp
    Die Rechnung ist nicht ganz so einfach, dass sie sich hier im Forum kurz und knapp darstellen lässt. Meine Ausführung ist daher nur grob vereinfacht.

    * Bei einer Startauflage von 10.000 Exemplaren im Handel (einschl. deutschsprachiges Ausland), einem nicht allzu hohen Verkaufspreis von etwa € 5,- und einer periodischen Erscheinungsweise kommt man vielleicht am Ende für den Vertrieb mit einer schwarzen Null heraus.

    * Bord/Lesezirkel scheiden in dieser Auflagengröße eigentlich aufgrund des Zugangs bzw. Kosten von vornherein aus.

    * Sonderverkäufe: bei guten Kontakten ist da evt. etwas möglich.

    * Abo: guter sicherer Umsatz, woher sollen aber erst einmal 20.000 Abonnenten kommen? Das ist schon ein recht hoher Abostamm. Wenn diese Abonnenten da sein sollten (woher auch immer), rechnet sich das Magazin wirtschaftlich recht schnell (außer der Umsatz wird für dicke Firmenwagen oder leckere Getränke eingesetzt) ;-)

    Landlust: die Verkaufsentwicklung spricht für sich. Leider habe ich da keine Aktien im Spiel… ;-)

  36. Christoph Schmidt, Geschäftsführer Konradin SElection GmbH hat mir zu SELECTION folgende Anmerkung geschickt. Hier der Wortlaut:

    1. Selection. Ist eben nicht das gleiche wie die freiverteilte Tageszeitung, die sich nur und ausschliesslich von Anzeigen ernährt. Selection ist ein Kundenmagazin, das heisst: Wein- und Feinkosthändler, Winzer, Gastronomen und Hoteliers kaufen rabattiert 50 Ex oder ein Mehrfaches, und geben diese – meistens kostenlos – an ihre Kunden weiter. Der Unterschied: Selection wird gekauft, nur dass Käufer – siehe oben – und Leser nicht identisch sind. Das ist wichtig, weil wir, anders als eine Gratiszeitung, sehr genau sehen, ob die Zeitschrift ankommt (wenn wir Besteller vom regelmässigen Bezug überzeugen können), oder ob das nicht der Fall ist. Was uns zu redaktionellen Höchstleistungen treibt.

    2. Ebenfalls in eigener Sache vermisse ich bei der Diskussion der Weinmedien den WeinWisser – und hätte das auch getan, wenn dieser Newsletter nicht bei uns verlegt werden würde. Zwar ist das Format und das Konzept anders als bei klassischen Illustrierten Zeitschriften, nämlich geheftete Blätter, sparsame Bilder, sehr wenig Werbung und ausschliesslich Abonnement, aber die Informationen sind eben Wein, und nur Wein. Insofern gehört er schon dazu, wenn auch nicht – wegen seiner Schweizer Wurzeln – IVW-geprüft.

  37. Die Preise für diese Hochglanzmagazine sind zu hoch.

    8.95 Euro für den Weingourmet

    6.– Euro für die Weinwelt.

    Jeden 2. Monat = 14.95 Euro

    Als der Weingourmet noch für 6,95 Euround die Weinwelt für 5 Euro zu haben waren habe ich sie mir öfter mal geleistet.

    Irgenwo ist da mal eine Schmerz(Preis)grenze.

    Ich trinke dafür jetzt lieber Homburger Kallmuth.

  38. Ich habe mich gefragt, wann das Preisargument kommt? Jetzt, sehr spät, kommt es. Ich kann darauf nie eine Antwort finden, denn das Jammern über Preise ist ein Nord-Süd-Problem. Würde in Italien keinem einfallen (dort jammert man, dass Motoröl so teuer ist, aber nicht über die Preise von Essen und Trinken oder was damit zusammenhängt). Auch in Österreich hört man das kaum. Was es kostet, kostet es eben. Dafür, zugegeben, könnte es besser sein..

  39. #Selection #Weinwisser …ist halt immer schwer, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Und sowohl Selection als auch Weinwisser haben eben ein Geschäftsmodell, das nicht viel mit dem der klassischen Printmedien zu tun hat: Selection verkauft fast ausschließlich über die so genannten „Sonderverkäufe“, die wohl außerhalb der Weinbranche nur wenige (Leser, Anzeigenkunden) überhaupt Ernst nehmen, Weinwisser ist für einen sehr überschaubaren Kreis vor allem Schweizer Abonnenten gemacht und auch da verbietet sich jeder Vergleich mit Vinum, Weinwelt oder dem verstorbenen Wein Gourmet.

    Zum Preisproblem: Für schlecht gemachte, langweilige Zeitschriften sind diese Preise tatsächlich zu hoch, verkaufte man für das Geld Qualität, würde sich wohl kaum jemand beschweren.

  40. nur so aus dem Leben (und nicht aus dem Presseklub): die einzige Zeitschrift, die ich inzwischen noch im Abobnnement beziehe, ist Landlust – und ich bin überzeugt, dass viele Abonnentinnen wie ich auf dem Land leben und es einfach schätzen, alle zwei Monate eine so schön nostalgische Darstellung ihres Lebens zu lesen, mal was anderes, als Papierorgien mit unseren Behörden, schlechtes Wetter und sinkende Marktpreise…

    Weinzeitschriften (deutsche wie Französische), die ich früher alle abonniert hatte, lese ich alle nicht mehr – da kann ich der oben geäußerten Kritik nur zustimmen: immer die gleichen Themenschwerpunkte, zu seicht und oberflächlich was das Fachliche betrifft.

    Themen für Hersteller und Vertreiber könnte ich allerdings ja schon seit langem in Weinwirtschaft oder in entsprechenden französischen Fachblättern für Weinbauern finden, da steht alles drin – von Marktnalysen über den Einastz von Eichenchips und Umkehrosmose oder auch den Bio-Trend..

    Dass Weinliebhaber keine Blogs oder oren lesen, glaube ich nicht – dass sie aber eine verschwinden geringe Leserschaft bilden, um so mehr.

  41. bei den oren fehlte natürlich das „F“:-)

  42. Liebe Iris,

    volle Zustimmung, ich weiß nur, dass Weinliebhaber keine verschwindend geringe Leserschaft sind. Sonst gäbe es den Markt ja nicht im Siechtum. Sondern gar nicht.

    MfG mk

  43. Salman Rushdie sagte es bereits vor einigen Jahren in einem Interview mit dem Stern und ich kann es nur erneut wiederholen:
    „Der investigative Journalist wird durch den kommentierenden Kolumnisten ersetzt.“

  44. „Es wird 2010 noch weniger direkte Wein-Werbung geben“ – danke! *g*

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