Wein in Aluflasche

Prowein 2024 – weiter so?

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In diesem Jahr sah sich die PROWEIN in Düsseldorf mit leicht rückläufigen Besucherzahlen konfrontiert: mit 47.000 in 2024 wurden gut 4% weniger Besucher gezählt wie 2023. Von den Zahlen vor Corona (rund 61.500 Fachbesucher in 2019 und 60.500 in 2018) ist Weinmesse immer noch weit entfernt. Fraglich, ob diese Zahlen jemals wiederkommen.

PROWEIN 2024 Verkostung in der ZERO Zone
Immer gut besucht – Verkostung in der alkoholfreien ZERO Zone

Etliche Händler, so war in Düsseldorf zu vernehmen, hatten ihr „Frankreichpensum“ bereits vor einigen Wochen in Paris erledigt. Viele waren froh, sich bei der Prowein auf anderes konzentrieren zu können. Gemessen an den Besucherzahlen scheinen die Düsseldorfer von der Wine Paris & Vinexpo Paris echte Konkurrenz zu bekommen. Mit gut 41.000 Besuchern (+ 14% gegenüber Vorjahr) erreichen die Pariser bald Düsseldorfer Niveau.

Verlockende Pariser Weinwelt

Stimmungsmäßig liegt die Messe in der französischen Hauptstadt wohl jetzt schon vorne. Die Wein+Markt Chefredakteurin Katja Apelt schrieb, die Reise in die Pariser Weinwelt im Februar sei wie “ein Ausflug in eine gute, unbelastete Welt“ gewesen, „eine, in der man sorglos Wein einkaufen und verkaufen kann.“ Wie sie und wie wir alle wissen, sieht die Realität auch in der französischen Weinwirtschaft dramatisch anders aus. Aber die „Good vibes“ aus Paris könne man auch in Düsseldorf brauchen, meinte Apelt. Dass sie damit wohl richtig liegt, bestätigten dann in Düsseldorf Fachhändler, die selbst in Paris waren. Gelobt wurde die gute Organisation dort, gelobt wurden auch die Preise für die Übernachtung und für das ganze Drumherum. Die Preise sind es ja, die bekanntlich in Düsseldorf ein prohibitives Niveau erreicht haben und Austeller und Besucher abschrecken. Und zudem sei dann Paris eben immer noch Paris.

Reichen kleine Schritte?

Gute Stimmung in der Wirtschaft hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind das eine, aber auch individuelle Unternehmensentscheidungen spielen eine Rolle und eine positive Einstellung der Beteiligten. Wenn man den Eindruck hat, dass so wie bisher nicht mehr weitergeht, gilt es, sorgfältig zu analysieren und Neues zu entwickeln und auszuprobieren. Manchmal ist ein großer und mutiger Schritt erforderlich und befreiend.

Inwieweit ist die Weinwirtschaft hierzulande zu einem solchen Schritt bereit? Die Frage drängt sich nach dem Besuch der diesjährigen Prowein auf. Zu besichtigen war: hier ein bisschen PIWI, dort ein bisschen Sortimente optimieren, Etiketten verändern, Alkohol reduzieren und sich einen bunten und „jungen“ Anstrich geben. Für die Zukunft wird auf die Technik vertraut. KI wird’s richten. Vieles sieht eher nach einer Fixierung auf „Mehr vom Gleichen“ aus. Die Kunden kommen weniger vor – sie sind zum Bezahlen da. Typisch deutsch, könnte man meinen. Der Vergleich zur Automobilindustrie drängt sich auf.

„Weiter so“ wird nicht reichen

Trotz ZERO Verkostungszone, Zukunftsweinen, alternativen Verpackungen, KI und launischen Trend Talks: alles sah nach einem trotzigen „weiter so!“ aus. Für die Zukunft wird das nicht reichen. Weder für die Messe noch für die Branche insgesamt.

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