Jahresrückblick 2023 web talk des IFH Köln mit Boris Hedde und Dr. Kai Hudetz

Was kommt 2024 auf den Wein(fach)handel zu?

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„Auch 2023 befand sich der Einzelhandel weiter im Dauerkrisenmodus“ stellen Boris Hedde und Dr. Kai Hudetz – die beiden Geschäftsführer des IFH KÖLN (Institut für Handelsforschung) – in ihrem Jahresrückblick 2023 fest.

Vier Stressthemen identifizieren sie in ihrem talk zum Jahresende:

die Verunsicherung der Konsument:innen führt zu einer starken Preisfokussierung

die Kanalverschiebung Stationär/Online, die durch Corona beschleunigt wurde, führt zu großen strukturellen Veränderungen im Einzelhandel

die Innenstädte verändern sich rasant und verlieren an Attraktivität – der stationäre Handel muss jetzt schnell mit neuen Konzepten reagieren

preisfokussierte Plattformen und Marktplätzen dominieren den Online-Handel – mit Auswirkungen auch auf den stationären Handel

Jahresrückblick 2023 web talk des IFH Köln mit Boris Hedde und Dr. Kai Hudetz
direkt zum Jahresrückblick des IFH

Wein im LEH

Der Wein(fach)handel hat die Veränderungen im Konsumentenverhalten im letzten Jahr deutlich zu spüren bekommen. So war das Jahr im Lebensmittelhandel durch teilweise dramatische Absatzeinbrüche gekennzeichnet. Ließen die Halbjahreszahlen (520 Mill. Flaschen insgesamt, Absatz – 5,3%) noch hoffen, deutete sich mit einem Minus von 26% in der Menge für deutschen Wein im November ein schlechtes Jahresendgeschäft an. Auch die Importstatistiken verhießen nichts Gutes.

Weinfachhandel

Für den Weinfachhandel stellte sich das Jahr nicht ganz so dramatisch dar. Die Geisenheimer Absatzanalyse bezeichnete die Absatz-Verluste mit – 7% für deutschen Wein im November als vergleichsweise moderat. Der Fachhandel und auch der Direktvertrieb ab Weingut haben es wohl mit Kunden zu tun, die weniger von der der allgemeinen Verunsicherung durch Krieg, Energiepreise und Inflation betroffen sind.

Es zeigt sich aber auch bei den Fachhändlern, wer den richtigen Standort und das richtige Publikum hat, ist weniger krisenanfällig. So ist mancherorts von einem grandiosen Weihnachtsgeschäft zu hören. Auf die traditionellen Weinkonsumenten: eher älter und einkommensstark war auch in der Nach-Corona-Zeit Verlass. Die jungen, interessierten Konsumenten scheinen demgegenüber hochvolatil zu sein, was Einkaufstätten, Vorlieben und Treue angeht. So dürften nicht alle Fachhändler vom Jahresendgeschäft begeistert gewesen sein.

Auch der „gute Draht“ zu den (Stamm)Kunden über eigene Medien (online/offline) spielt für den dauerhaften Erfolg eine große Rolle. Social media ist in diesem Zusammenhang spannend und teuer aber oft wohl nicht nachhaltig. Mehr dazu, welche Fragen die Weinfachhändler aktuell beschäftigen und wie sie Probleme konkret angehen, gibt’s in der Januarausgabe von Wein+Markt mit einem ausführlichen Bericht über ein Treffen führender Weinfachhändler in Bremen.

2024 – mehr vom Gleichen

Stellte schon 2023 eine große Herausforderung vor allem für kleinere Fachhändler dar, werden wir 2024 voraussichtlich mehr vom Gleichen zu erwarten haben. Die vier vom IFH aufgelisteten Themen werden uns erhalten bleiben.

Die Politik mit Ampelzwist und einem Super-Wahljahr wird weiter zur Verunsicherung beitragen. Die Inflation scheint zwar eingebremst, aber weitere Preissteigerungen infolge klima- und wetterbedingt schwankender Erntemengen und steigender Material- und Ernergiekosten sind beim Wein absehbar.

Online wird beim Wein für viele Händler weiter an Reiz verlieren, weil sie beim verschärften Preiskampf einfach nicht mehr mitkönnen und zudem die Eintrittsbarrieren sehr hoch geworden sind. Qualität und Reichweite verursachen hohe Kosten.

An „Lage, Lage, Lage“ wird sich auch 2024 nichts ändern. Eine Top-Lage ist auch für Weinhändler unabdingbare Voraussetzung für Erfolg. Optimierungen – sprich Umzüge, Totalrenovierungen, etc. – sind teuer. Manch einer, der in den letzten Jahren mutig war und zusätzliche Standorte eröffnete, denkt aktuell über Schliessungen nach. Dazu kommt: nicht nur für neue Geschäfte, auch für bestehende Läden sind kaum Mitarbeiter oder Partner zu finden. Eine Verbesserung ist auch für 2024 nicht in Sicht.

2024 wird also in mehrfacher Hinsicht für den Weinhandel ein herausforderndes Jahr sein.

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