Ergebnis: Wo informieren sich Weinprofis bevorzugt über Wein?

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Zunächst einmal vielen Dank an alle, die bei unserer Umfrage mitgemacht haben!

Hier ein paar Zahlen: die Umfrage haben in der Zeit vom 2. bis 5. Dezember ca. 500 Unique-Visitors angeschaut. Außerdem gab es noch einmal soviele Leser, die die Umfrage im feed verfolgt haben. Abgestimmt haben davon 120. Es gab über 20 Zuschriften. Bei Rivva war unser Voting unter den Top-Stories. Immer wieder ist festzustellen, daß das Thema „Print-Online“ bei den Onlinern auf großes Interesse stößt. Aber nicht nur da: es gab auch Reaktionen aus der Print-Branche.

Wie aussagekräftig ist das Ergebnis? Ich hatte schon vorher geschrieben: „Mehr als einen Trend kann unsere Umfrage sicher nicht aufzeigen.“ Um aussagekräftiger zu sein, muß nicht nur die Teilnehmerzahl größer sein, man müßte auch mehr über die Teilnehmer wissen. Zum Beisspiel über die Internet-Affinität, berufliche Stellung, welche Informationen werden in der Regel benötigt, etc.


Das Ergebnis ist trotzdem einigermaßen eindeutig: 69 % nutzen bevorzugt Internet-Kanäle um sich zu informieren. Genutzt werden Suchmaschinen, die Seiten der Erzeuger und Händler sowie Wein-Portale und Wein-Blogs. Mit 46 % führen die Wein-Portale und -Blogs. Interessant bei der Umfrage ist, daß sich in diesem Ergebnis nicht nur die Meinung von eingefleischten Onlinern wiederfindet: wir hatten am 4. Dezember über 300 „ganz normale“ Weinprofis zur Abstimmung eingeladen, die regelmäßig den Newsletter der Weinakademie Berlin beziehen. Etwa 150 haben daraufhin die Seiten der Weinakademie besucht und ca. 50 haben sich an der Umfrage beteiligt. Durch diese Stimmen bekamen die Suchmaschinen, die Webseiten und die Fachzeitschriften etwas mehr Gewicht. Aber auch hier schlug das Pendel in Richtung Online-Medien aus.

In den Zuschriften wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die Informationsbeschaffung nicht nur über einen Kanal, sondern in der Regel über mehrere Kanäle läuft. Deshalb wäre es sinnvoll gewesen, wenn Mehrfachnennungen möglich gewesen wären. Das ist richtig und die Erfahrung in der täglichen Arbeit ist auch so. Leider hatte ich kein geeignetes Tool zur Hand. Zudem werden aktuelle Informationen zunächst in den „schnellsten“ Medien gesucht. Ab und an muß auch einmal in einem Handbuch nachgeschlagen werden, um sich bestimmter Daten zu versichern.  Deshalb kann aus der Befragung nicht abgeleitet werden, dass das ein oder andere Medium total abgeschrieben ist. Es wird halt weniger „bevorzugt“ konsultiert.

Ganz ohne Fachzeitschriften geht es nicht: sie sind mit 15% das wichtigste Print-Medium zur Informationsbeschaffung. Jeder in der Branche bekommt sie freiwillig oder unfreiwillig auf den Tisch.

foto:AriaBelli/flickr

foto:AriaBelli/flickr

Interessant ist, welche Bedeutung den Weinzeitschriften wie VINUM, Weingourmet oder Weinwelt zugemessen wird: nur 6% nutzen diesen Kanal. Als Informationsmedium für Profis werden sie nicht angesehen. Hier hätte das Ergebnis bei der Befragung von Endverbrauchern sicher ganz anders ausgesehen. Trotzdem besteht hier Handlungsbedarf: aktuelle Informationen werden im Netz gesucht, viele „neue“ Verbraucher sehen Wein als Thema der Freizeit und Unterhaltung und damit schon fast in der Domäne des Fernsehens. Diese beiden Aspekte gilt es mit den Inhalten der Zeitschriften zu verbinden. Der Decanter kann ansatzweise als gelungenes Beispiel dienen, wie man online und offline miteinander verbinden kann.

Abgeschlossen ist das Thema nicht: unsere Unfrage und die Reaktionen darauf geben Hinweise, wie eine wirklich repräsentative Befragung aussehen könnte. Es geht um mehr, als die Kontroverse „Print oder Online“! Eine Befragung könnte wichtige Hinweise liefern, wo welche Informationen zu Personen, Firmen, Produkten, Regionen, etc gesucht werden. Und wie sie demanch von Herstellern und Händlern aufbereitet werden müßten. Es ist interessant, wie schwierig sich eine Recherche zu einem Weinthema selbst in Zeiten des Internets gestalten kann! Die Schwierigkeit besteht weniger darin, überhaupt Informationen zu bekommen, als vielmehr ihre Relevanz und Validität zu prüfen.

PS Das Thema scheint sich gut für eine Diplomarbeit zu eignen! Spätere mediale Aufmerksamkeit wäre garantiert. Interessenten sollten einmal bei der Weinakademie Berlin anrufen!

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Die Umfrage und Kommentare

2 Kommentare

  1. Lieber Herr Pleitgen,

    eines vorweg, die von Ihnen geforderte Diplomarbeit gibt es schon: Sie wurde auf meine Initiative in diesem Jahr an der Uni Hamburg erarbeitet und wird eventuell auch bei ENO WorldWine veröffentlicht, wenn sie denn vom Fachbereich akzeptiert und zur Veröffentlichung freigegeben wird.

    Zwei oder drei Dinge kann man aber aus den umfangreichen Umfragen, die für die Arbeit durchgeführt wurden, bereits schließen, ohne dabei allzu viel zu verraten:

    Auch wenn die Zahlen für die Online-Medien hervorragend sind und die für die Printmedien bereits seit Jahren rückläufig (ich bin vielleicht derjenige, der am längsten den Finger in diese offene Wunde legt), so ist und bleibt es eine Tatsache, dass, fragt man normale Weinkäufer und nicht ausgesprochene Internetsurfer, die Bekanntheit der Online-Medien immer noch um Lichtjahre hinter der der Printmedien zurückbleibt.

    Selbst bei Menschen, die das Internet ansonsten häufig nutzen, genießen die einschlägigen Printmedien noch immer deutlich höhere Bekanntheit und größeres Vertrauen. Dieser Tatsache müssen wir ins Auge sehen und daran beißt uns keine Maus einen Faden ab!

    Das Bekanntheits-Defizit führt natürlich zu dem, was alle Onliner aus ihrer langjährigen Erfahrung berichten können: Erzeuger, Werbetreibende etc. der Branche vertrauen immer noch deutlich mehr den Printmedien als dem Internet, dessen geringe Bekanntheit auch mit niedrigerem Vertrauen einhergeht. Selbst Händler, die einen Gutteil ihres Umsatzes im Internet machen, vertrauen in ihren Werbeaktivitäten immer noch mehr den Print- als den Onlinemedien.

    Daran hat nicht einmal die Tatsache, dass in den letzten Jahren bereits verschiedene Printmedien (und Buchverlage, die im Weinbereich aktiv waren) verschwunden sind (bzw. nicht mehr im Weinbereich publizieren), etwas geändert.

    Umgekehrt finde ich es beachtlich, dass im Moment gerade ein bekanntes Printmedium eine Anzeige auf ENO WorldWine geschaltet hat. Die Welt ist ein Tollhaus!

    Nennen sie es paradox, pervers, schlichtweg dumm: Es ändert nichts an der Tatsache, dass die Onliner noch ein großes Stück Arbeit vor sich haben. Zwei oder drei, vielleicht auch vier oder fünf Jahre dürfte es bestimmt noch dauern, bis sich dieser Zustand grundlegend geändert hat.

    Fragen Sie mich nach dem Patentrezept, ich habe es nicht. Nur von einem weiss ich, dass es hilft: immer besser werden, immer mehr für die Bekanntheit des eigenen Mediums sorgen und dabei immer vor allem auf die eigene Seriösität und Zuverlässigkeit bedacht sein.

    Gruss aus Hamburg
    Eckhard Supp

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