Was die Wein-Fachhändler bewegt

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Zum 12.Weinwochenende waren letzten Freitag 40 Weinfachhändler nach Mallorca gekommen, um Weine zu probieren und sich auszutauschen.

Auf Mallorca wurde intensiv probiert und diskutiert

Auf Mallorca wurde intensiv probiert und diskutiert foto:mpleitgen

Die Veranstalter Barbara Wehowsky, Vinergie und GES Sorrentino hatten zum Auftakt Wilhelm Lerner, den deutschen Partner von WineIntelligence aus Großbritannien zu einem Vortrag auf die Insel gebeten. Sein Thema „Weinhandel per Internet – Potentiale und Probleme für den stationären Weinfachhandel“.

In der Diskussion wurde vor allem auf die problematische Seite abgehoben. Preistransparenz und aggressives Auftreten einiger Online-Anbieter beunruhigen die Weinhändler. Mühsam, in jahrelanger Arbeit aufgebaute Namen würden benutzt, um ein schnelles Geschäft zu machen. Das führe dazu, dass man bekannte Namen und Marken nicht mehr führen könne. Auch das Cru-Geschäft sei damit uninteressant geworden.

Lerner wies darauf hin, dass das Internet gerade für besondere Herkünfte und ausgefallene Rebsorten interessant sei. Es gebe ein interessiertes Publikum, dass diese Exoten im Handel vor Ort nicht finde und daher im Internet danach suche und bereit sei, online zu bestellen. Neben den Big Playern sei hier Platz für Nischenanbieter.

Man war sich jedoch einig, wer heute online erfolgreich sein wolle, müsse professionell einsteigen und versuchen, das Thema Internet wirklich konsequent zu spielen. Die Zeiten, wo man einen Internet-Shop so nebenher managen könne, seien endgültig vorbei. In der Diskussion wurde klar, daß die Einstiegbarrieren mittlerweile so hoch seien, daß die meisten Händler sowohl fachlich als auch finanziell überfordert sein dürften. Lerner meinte, aus diesem Grund würden sich Kooperationen mit IT- Firmen und Spezialisten anbieten: jeder tut das, was er am besten kann. Bei der Frage nach Social Media war man sich wie schon vor zwei Jahren einig: erst mal die Basics wie Website und Shop erledigen, Facebook oder Twitter sei dann „Nice to Have“.

Nach dem Messerundgang und den ausgiebigen Verkostungen saß man am Samstagabend noch lange in kleinen Gruppen beieinander. Entspannt wurden Erfahrungen ausgetauscht und Zukünftiges besprochen. 2011 war für den Fachhandel ein überwiegend positives Jahr. Ein spätes, aber gutes Weihnachtgeschäft mündete in einen sehr guten Jahresauftakt 2012 – mit der Hoffnung, dass das Jahr so gut bleibt.

Ein eigenes Profil mit attraktiven Weinen, die man sonst nirgendwo findet – auch nicht beim ambitionierten EDEKA oder REWE Händler – sei Grundvoraussetzung für den Weinhandelserfolg. In diesem Sinne seien auch die Hersteller und die Agenturen gefordert. Der Preis sei gar nicht einmal so wichtig – habe man den Kunden erst einmal begeistern können, trete dieses Argument in den Hintergrund. Es dürfe aber auch dann kein Störfeuer geben, wie durch die eingangs erwähnten Internetanbieter.

Dem konnte auch die Online-Anbieter zustimmen, die mit am Tisch saßen. Auch im Internet könne und wolle man Geld verdienen – aggressive Vermarktung über den Preis störe da nur.

Die Veranstaltung war wie immer excellent organisiert – die Entfernung vom Alltag macht es einfacher, Themen unter Kollegen und mit Lieferanten offen anzusprechen. Auch wenn in diesem Jahr auf der Insel der kälteste Winter seit 40 Jahren herrscht – der Unterschied zu Deutschland betrug mehr als 20 Grad – den Gesprächen waren die Minusgrade nicht anzumerken.

2 Kommentare

  1. Von wegen Social media nice to have? Mit dieser Einstellung kommt man heute nicht mehr durch. Da sind dann halt weitere Firmenaufgaben vorprogrammiert. Wer derart borniert in der Steinzeit von Web1.0 verharrt, hat es aber auch nicht besser verdient.

  2. Einfach mal so nebenbei einen Shop aufmachen geht wirklich nicht. Kann ich nur bestätigen. An einem Wein-Shop hängt sehr viel Arbeit, so er erfolgreich sein.