Wie (wein)kompetent sind Bio-Supermärkte?

| 8.299 mal gelesen |

Öko-Wein ist seit etwa einem Jahr Thema im konventionellen Handel. Tegut (unter den konventionellen der Öko-Pionier) hat soweit es geht, sein Sortiment weitgehend auf Bio umgestellt. Sogar beim Discounter ist Bio aktionsweise zu finden: letzthin Côtes du Rhône bei Aldi für 3,85€. Beim Testkauf gab es gute und schlechte Flaschen.

Nicolas Joly, Öko-Pionier foto:jem3

Nicolas Joly, Öko-Pionier foto:jem3

Wenn schon die Normalos sich mit dem Thema beschaftigen, wie gut sind dann die Öko-Profis? Das war unsere Frage.

LPG, Prenzlauer Berg („Europas größter Bio-Markt“)

Die Gegend ist wein-affin, ca. 200 m weiter ein Jacques‘ Wein-Depot und eine Filiale von Weinladen Schmidt.

Alternative Einrichtung. Gute  Paletten-Platzierung direkt im Eingangsbereich bei Obst und Gemüse und Fleisch.  Aktionsaufbau mit weiss und Rose passend zur Saison, dort  wo sie hingehört. Preiseinstieg wie beim Discounter.

Weinregal mit ca. 120 Artikeln,  mit Aktion ca. 150, komplettes Angebot, viele Riegel und Vivo lo vin Weine, Jahrgänge relativ aktuell, sauber verräumt, relativ übersichtlich

Wenig Information, Peter Riegel Kundenzeitschrift liegt aus, keine Probiermöglichkeit

Alnatura, S-Bahn Lichterfelde West

gutbürgerliche Gegend in Berlin Süd,  ein Weinladen Schmidt wenige Schritte entfernt

Der Laden insgesamt freundlich und sehr angenehm. Junges Publikum aber auch viele Rentner.

Weinregal mit ca. 100 Artikeln, Preiseinstieg auf Discount Niveau, sonst überwiegend 6,99 – 7,99 Klasse, Weine überwiegend von Peter Riegel, Sonderplatzierung nicht überzeugend

Wenig Information,  keine Probiermöglichkeit

Bio-Lüske, Drakestrasse, Lichterfelde West
(Deutschlands bester mehrfach ausgezeichnet: „Selly“ von LZ)

zu Fuß ca. 5 Minuten vom Alnatura Markt entfernt

engagiertes Sortiment mit etwas mehr als  100 Artikeln, Weine zum Teil wohl aus Eigen-Import, sonst von Peter Riegel und Vivo lo vin, Preiseinstieg auf Discount-Niveau, sonst ambitioniert,  zum Teil nicht ganz aktuelle Jahrgänge, angestaubte Restposten

Wenig Information am Regal, Verkostungsmöglichkeit für einige Aktionartikel, allerdings um die Mittagszeit verwaist

Bio-Compagnie, Ferdinandstrasse, Lichterfelde Ost
(Berliner Platzhirsch mit 11 Filialen)

Ganz hinten in der Markthalle von Lichterfeld Ost, belebte Gegend, Verkehrsknotenpunkt, viele Leute mit Migrationshintergrund

Wein in der hintersten Ecke neben Käse und Fleisch, kein Aktionsaufbau im Eingangsbereich

ca. 100 Artikel, überwiegend von Peter Riegel und Vivo lo vin, Preiseinstieg auf Discount Niveau, sonst überwiegend 7,99 Klasse, nicht ganz aktuelle Jahrgänge

Verkostungsmöglichkeit von Aktionsartikeln, allerdings in den frühen Mittagsstunden verwaist

Fazit: LPG ist schon ganz nah dran! Auch wenn Bio-Lüske einen Weinfachberater beschäftigt, auch hier gilt, wie für alle anderen: beim Wein wird Umsatz verschenkt!

2 Kommentare

  1. Sehr geehrter herr Pleitgen,
    es ist doch klar das viele Ketten im Weinbereich mitspielen wollen, weil dort hohe Margen zu erwarten sind von mehr als 100%. Es wird nur außer acht gelassen das man dazu auch eine dementsprechende fachliche Kompetenz benötigt, und ein Weinfachberater ist auch nur dann gut wenn er nicht nur bestellt oder es neben her macht, er muß aktiv verkaufen. Es ist doch heute in der Regel so das die sog. genannten Sommeliers meist nur Zombies sind, welche alles mögliche auswendig lernen aber nicht dazu in der Lage sind einen Wein zu beurteilen oder interessante Weine zu finden. Es ist doch so das einfach nur bei Riegel oder Vivo Lo Vin bestellt wird und nur gewisse wirtschaftliche Rahmen erfüllt werden müssen. Der Weinfachhandel kann in diesem Bereich wunderbar Kompetenz zeigen indem er, probieren läßt, Geschmackslinien zusammen stellt. Auf Anfrage die verschiedenen Bio Zertifikate erläutert usw.

    Mfg

    Vincenzo Berényi

  2. Pingback: Rohkost statt Fasten: Ein Rohkosttagebuch für Normalos - Empfehlungen -