Geschlossenes Pub in London

Der nächste Schock – 685 Jobs sind definitiv weg

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„Stehen Sie auch ohne Lieferanten da? Wir helfen gerne und möchten nicht nur Lieferant, sondern zukünftig ihr Geschäftspartner sein!“ Wie bekannt, scheuen die Briten nicht vor derben Scherzen zurück, aber das zitierte Angebot grenzt an Leichenfledderei – der Tote ist noch nicht mal unter der Erde.

Geschlossenes Pub in London

Immer mehr Pubs müssen schliessen foto:Ewan-M/flickr/CC BY-SA 2.0

685 Jobs sind definitiv weg

Vergangene Woche mußte einer der größten Gastrolieferanten in Großbritannien Konkurs anmelden – am Montag dieser Woche hieß es dann „685 jobs axed  following Waverley collapse „. Den Konkursverwaltern ist es nicht gelungen, einen Käufer für eines der renommiertesten Großhandelsunternehmen in UK zu finden.

Jetzt wird die Anzahl der Filialen und das Personal drastisch zurückgefahren, in der Hoffnung doch jemanden zu finden, der das Unternehmen übernimmt. Waverley war ursprünglich der Großhandel der Scottish & Newcastle Brauerei – die 2008 von Heineken und Carlsberg übernommen wurde. 2010 verkaufte Heineken Waverley an eine Investorengruppe.  Obwohl das Unternehmen nach einer Verlustperiode jetzt wieder schwarze Zahlen schrieb, wurde von den Investoren die Reißleine gezogen – die aufgelaufenen Verluste waren nicht mehr einholbar.

Mit Waverley verschwindet ein weiterer Weinlieferant vom Markt. Die neue Weinliste war gerade erscheinen – da wurden die Weinberater, deren Aufgabe es war, für Gastro-Kunden Weinkarten zu erstellen, auf die Straße gesetzt.

Ein Schock folgt auf den anderen

Die Waverleys-Pleite ist nicht die erste und wird auch nicht die letzte im Gastro-Markt sein. Die Krise zeigt in UK weiterhin ihre Zähne – die Kunden in der Gastronomie bleiben weg, Betriebe müssen schliessen – letztendlich gibt es auch zu viele Großhändler.

Im Wein mußten die Kollegen auf der Insel in den letzten Jahren einiges mitmachen – 2009 fiel das Weihnachtsgeschäft komplett aus – die Kunden bedienten sich aus der Konkursmasse von Threshers, der 1200 Läden Ende Oktober 2009 zumachen mußte. 4.000 Weinverkäufer standen auf der Straße.

Im letzten Jahr mußte Oddbins, eine der Ikonen des Weinhandels mit 128 Outlets  zahlreiche Läden schliessen. Ein Jahr später gibt es Oddbins  praktisch nicht mehr.

Struturelle Krise oder Marktbereinigung?

Man braucht kein Hellseher zu sein: die Krise hat dem Pub an der Ecke und dem Wein den Kampf angesagt! Längst überfällige Marktbereinigungen vollziehen sich mit ungeahnter Geschwindigkeit.

Auch bei uns dreht sich das Karrussel: innovative kleine Firmen werden von Großen geschluckt, siehe Wein&Vinos – andere traditionelle Untenehmen bleiben auf der Strecke oder werden zum dauerhaften Sanierungsfall, abhängig vom Wohl und Wehe des Kapitalgebers – ich möchte aus naheliegenden Gründen keine Namen nennen.

Im Gespräch bleiben

Das Schicksal abzuwenden, dürfte meist ein fommer Wunsch bleiben – wichtig ist, miteinander im Gespräch zu bleiben. Dann kommen Überraschungen, wie jetzt in Uk die aktuelle Pleite eines Traditions-Unternehmens, zumindest nicht ganz so überraschend.

Ein Anfang wurde vor wenigen Wochen beim Workshop in Heilbronn gemacht. Die Weinakademie wird zusammen mit der Hochschule Heilbronn demnächst zu den ersten Gesprächskreisen einladen.

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