Irgendwie ist Facebook langweiliger geworden – das ist schon seit einiger Zeit mein persönlicher Eindruck. Wirklich Neues erfahre ich kaum noch. Immer weniger Anregungen, immer weniger Überaschendes kommt aus diesem Medium auf mich zu.
Zuerst hab ich gedacht, es liegt nach fünf Jahren Facebook daran, dass sich alles wiederholt. Das ist im Wein nun mal so: die VDP-Präsentationen, die Spekulationen über den Jahrgang, die Weinkönigin – die nächsten Themen sind absehbar.
An den Leuten liegt es nicht
Aber die Wiederholung ist es nicht – auch nicht die Leute, die auf Facebook posten. Es ist immer noch interessant, mit wieviel Verve ein Philip Erik Breitenfeld das Fernsehduell zwischen Merkel und dem Herausforderer kommentiert. Treffender und kürzer konnte es auch der Spiegel oder die SZ nicht auf den Punkt bringen. Auch Klimeks Profibild-Reigen und Scheuermanns abendliche Essens-Impressionen sind nach wie vor einen Blick wert.
Was ist es dann? Meine Timeline ist doch sehr eindimensional geworden. Vielleicht liegt es daran, dass Facebook sich „immer weiter um die Interessen der Nutzer entwickelt“ und seinen Algorithmus ständig in diese Richtung weiterentwickelt – wie kürzlich wieder bei All Facebook zu lesen war. Da wird dann zwangsläufig alles immer stromlinienförmiger.
Macht der Algorithmus alles immer enger?
Ganz froh war ich, dass es Georg Diez wohl ähnlich geht wie mir. Auf SPON meint er, bei Facebook eine „eigenartige Dynamik“ zu beobachten: „Je mehr Freunde man dort hat, desto enger wird die Welt, die man sieht..“ – was eigentlich widersinnig sei. Er macht den Facebook-Algorithmus dafür verantwortlich, dass man sich als Facebook-Nutzer vorkomme, als sei man in die berühmte Platonsche Höhle eingesperrt – jede Menge Bevormundung inklusive.
Für Jugendliche soll Facebook ja schon uncool sein. Kann man verstehen. Wer will sich schon auf der gleichen Plattform tummeln, auf der sich auch Papa und Mama aufhalten? Bevormundung und Big Brother auf ganz andere Art auch hier.
Vielleicht kommt da jetzt doch etwas Neues, wenn zusätzlich zwar themenrelevante aber nicht zwangsläufig aus dem unmittelbaren Umfeld des Nutzers stammende Inhalte angezeigt werden sollen?
Einstweilen macht mir mein alter RSS Feed mehr Spaß und auch täglichen oder wöchentlichen Newsletter in meinem Posteingang bringen mir mehr Neues auf den Schreibtisch als der Facebookfeed.
Facebook fürs Geschäft funktioniert immer besser
Andererseit funktioniert die Facebook Welt immer besser: Postings auf meiner Facebook-Page werden zuverlässig ausgeliefert. Die Statistiken sind aussagekräftiger geworden. Also: dranbleiben, relevante Inhalte produzieren, denn „wer “gute” Inhalte produziert, erreicht mehr Fans.“ Wichtig fürs Geschäft.
Für Facebook wird es wichtig, die Balance zu finden zwischen Geschäft, Information und Unterhaltung. “ Denn wie Georg Diez in seinem Artikel schreibt „wenn wir uns langweilen, stehen wir auf und gehen.“
Als Nutzer konnte ich die Tage feststellen, dass das Targeting bei bezahlten Anzeigen gut zu funktionieren scheint: dort wurde mir empfohlen, am 22. September einen Herrn Niedergesäß zu wählen. Den Herrn kenne ich bislang nur von Plakaten – tatsächlich steht er hier im Berliner Südosten für die Konservativen als Direktkandidat zur Wahl. Trotz kürzlich aufgesetzter Facebook-Page chancenlos im Wahlkreis von Gregor Gysi.
Was abseits vom Facebook-bashing wichtig bleibt
Fallen die Artikle zu Ennui und Langeweile in die populäre Kategorie „Facebook bashing“? Nicht nur. Es bleibt festzuhalten, dass es mit Facebook allein nicht getan ist.
Man kommt im Weingeschäft nicht am Aufbau einer eigenen Plattform vorbei. Dazu gehört eine Website, ein Blog und auch ein regelmäßiger Newsletter. Und die müssen all das sein, was Fans, Freunde und Kunden wünschen und was der ein oder andere in den sozialen Medien schon nicht mehr findet: ehrlich, informativ, direkt und unterhaltend.
19. September 2013 um 18:24
Facebook funktioniert bei meinem Geschäft auch immer besser. Ich sehe vor allem einen guten Zulauf von neuen Leuten, die meine Seite toll finden. Das ohne, das ich Werbung dafür machen oder ähnliches.
Pingback: Haben Kunden keine Angst vorm Großen Bruder?