Fernseh-Qualität für alle – Das Winzerinterview

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Wein und Video im Online TV – das sind ganz häufig wackelnde Bilder, die das Laufen erst noch lernen müssen. Video wird immer einfacher. Doch auch wenn BILD nach der Aussage von Kai Diekmann 21.000 „devices“ unter die Amateur-Reporter verteilt hat, sind die Ergebnisse immer noch außerordentlich gewöhnungsbedürftig. Für professionelle Wein- und Winzerportraits sind sie vollkommen ungeeignet.

Umso erfreulicher ist eine Website, die seit gut einer Woche im Netz steht „Das Winzerinterview“ von Kameramann und Videojournalist Klaus Lüttmer und  Sommelier Matthias Dathan. Ruhige Bilder, kleine Geschichten, die sich entwickeln. „Ich wollte mal was anderes machen als Das Wesentliche in 20 Sekunden“ sagt Lüttmer, der im Hauptberuf für Deutsche Welle TV und RBB arbeitet. „In unseren Videos sollen die Winzer zu Wort kommen. Und man soll auch mal sehen, wie Verrieseln beim Riesling denn tatsächlich aussieht. Dafür braucht es Zeit“.

Diese Zeit denken die beiden im Online TV zu finden. „Derjenige, der tatsächlich interessiert ist, guckt auch länger“ meint Lüttmer. Die Verweildauer auf der Seite scheint ihm recht zu geben. Viele User schauen wohl tatsächlich 30 – 40 Minuten zu. Das Dogma fürs Online TV hieß bisher: nach 10 Sekunden trennt sich die Spreu vom Weizen, nach 10 Minuten ist definitiv Schluß. Hendrik Thoma hat als erster bewiesen, daß es auch länger geht. Und Lüttmer/Dathan sind von ihrem Konzept so überzeugt, daß sie meinen, auch die Länge eines „normalen“ TV Doku Features durchzuhalten.

Die Leute bei ihren Sehgewohnheiten abholen. Lüttmer steht dazu. Und so sehen die Videos aus, wie klassische Fernsehdokumentationen. Den Unterschied macht Matthias Dathan. Der ist eben anders als manche nette TV-Moderatorin beim Wein Fachmann. Die Winzer müssen sich auch kritische Fragen gefallen lassen. Auch wenn sie selbst das Video bezahlen , so das Business-Modell von „Das Winzerinterview“ .

So wie früher Bilder in die Pressemappe gehörten, muß man heute Videos zum Download anbieten. 5 Minuten kosten bei herkömmlichen Produktionen ca. 4.000 bis 5.000 Euro. Lüttmer/Dathan produzieren für jedermann in gleicher Qualität zu einem Bruchteil der Kosten, behalten sich aber vor, die Interviewpartner auszusuchen und auch ihre eigenen Fragen zu stellen. Das Interview wird auf jeden Fall auf der Winzerinterview-Website zu sehen sein.

Für den Winzer /Auftraggeber gibts aber auch noch eine Version für die eigene Website, den Messestand oder YouTube. Alle Videos sind modular aufgebaut: wird im nächsten Jahr der Keller erweitert oder ein besonderer Wein kreiert, läßt sich das nahtlos integrieren.

Nicht jeder ist wie Dirk Würtz sein eigener Video-Reporter oder Showmaster. Für die meisten Winzer und Weingüter dürfte ein Würtz-Auftritt auch gar nicht passen. Da kommen Lüttmer/Dathan mit dem Winzerinterview gerade recht.

Ich möchte betonen, daß ich weder bei Kai Diekmann noch beim Winzerinterview irgendwelche Aktien habe. Im ersten Fall finde ich es erschreckend und faszinierend zugleich, wie neue Modelle ausprobiert werden, ohne daß den Probanden klar ist, worum es eigentlich geht. Im zweiten Fall gefällt mir der Anspruch, die handwerkliche Perfektion und der winzergerechte Preis.

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