Food-Events: für Wein nur bedingt geeignet – Eindrücke von der eat&STYLE in Köln

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Männer am Herd Stefan Marquardt

Männer am Herd - Stefan Marquardt foto:mpleitgen

30.000 Besucher an drei Tagen. Das ist schon ein Wort! Die eat&STYLE in Köln ist noch nicht einmal die größte Veranstaltung der Gruner und Jahr Foodshow GmbH. Die besucherstärkste eat&STYLE fand diesmal in Nürnberg mit über 70.000 Besuchern statt. Es ist allerdings ein kleiner Trick dabei: paralell zum Food-Event lief in den Nürnberger Messehallen die Verbrauchermesse Consumenta. In Stuttgart heißt die Paralellveranstaltung Stuttgarter MesseHerbst und in Köln gibt es gleichzeitig eine Ausstellung zum Thema Haus und Wohnen. Wir wollten am Sonntag in Köln einmal sehen, ob sich die Veranstaltung auch für Wein-Anbieter lohnt.

Die drei GUJ Titel Essen&Trinken, Essen&Trinken für jeden Tag und Living at Home sind die offiziellen Kooperationspartner. „Die Redaktionen präsentieren sich mit einem eigenen Programm zum Thema Kochen und Dekorieren… Abgerundet wird das Angebot durch interaktive Shows, Trends und Neuigkeiten zu Kulinarik und Style und direkten Kontakt zur Gourmet-Prominenz.“ Bei unserem Besuch am Sonntag-Mittag sehen wir von den Redaktionen eher weniger, von der Prominenz den „Fernsehkoch“ Stefan Marquardt.

Wie sieht das Weinkonzept aus?

Unter der Rubrik Wein, Sekt, Bier & Spirituosen verzeichnet der Katalog 53 Aussteller, die in der ganzen Halle verstreut sind. Darunter so unterschiedliche Anbieter wie die WG Grantschen aus Württemberg, die Firma Chantré & Cie und das California Wine Institut. Einige sind gar nicht angetreten: TVINO ist nach einem Live-Auftritt im letzten Jahr nur noch als Sponsor aufgeführt und eine große Fläche unter der Überschrift Wein-Welt Piazza ist nicht besetzt. Dafür sind die bei Publikumsmessen regelmäßig anzutreffenden Direktvertriebler gut vertreten: Reichsgraf von Plettenberg, Pierre Laforest und Lionel Dufour.

Einige Weinaussteller sind sauer auf den Veranstalter: es sollte ein neues Weinkonzept geben. Die Wein-Stände auf einer eigenen Fläche, dazu geführte Verkostungen und Seminare. Es sei mit bekannten Namen aus der Weinszene geworben worden. Nichts davon sei realisiert worden, stattdessen habe man das Konzept ohne Ankündigung gecancelt.

Seminare haben es bei dem Lärmpegel in der Halle ohnehin schwer – auf einer Fläche nebenan wird Tango getanzt. „Wir sehen das Ganze als einen Test“ sagen die jungen Winzer der rheinhessischen Message in a Bottle. „Viele Leute kommen mit einem Sandwich in der Hand und wollen einen Wein dazu. Denen ist ziemlich egal, was hinterher im Glas ist“ meint eine andere Winzerin.

Richtig Räuchern für richtige Männer

Tatsächlich ist wird jetzt überall zugelangt. Gummibärchen und Fruchtgummi, Fischbrötchen, Asiatische Nudelpfannen für „auf die Hand“, Honigkuchen und Thailändische Mangos „nur 3 Euro das Stück“ finden ihre Abnehmer. Überall dampfen die Kochstellen und an jeder Ecke mampfen die Besucher. Im Freigelände hat die Firma Weber unter der Schirmherrschaft des BEEF Magazin ihre neuesten Grill-Anlagen und Smoker aufgebaut. Smoken scheint jetzt bei richtigen Männern in zu sein – aber nur bei Niedrigtemperatur und mindestens 5 Stunden lang. Die Besucher warten derweil in kuscheligen Fässern Marke Weindorf bei einem Glas Bier auf den nächsten Bissen Schweineschulter oder Lammhaxe. Kühl ist’s draußen – dafür ist hier die Luft besser.

Drinnen geht auf den Promi Marquardt (Markenzeichen Pirat) und seine Mannschaft am Herd ein Blitzlichtgewitter nieder. „Guck mal Mutti – der sieht wirklich aus wie im Fernsehen!

Wir müssen dahin gehen, wo unsere Kunden sind“ sagt ein Weinmensch ganz tapfer auf die Frage, ob diese Mischung aus Oktoberfest, Jahrmarkt und Freßgass die richtige Bühne für Wein ist. „Wenn die hier auch nur probieren – irgendwas bleibt immer hängen“ meint er zum Schluß und lächelt leicht gequält.

Ich denke an mein Gespräch vom Vortag bei der BW Classics in Berlin mit dem Geschäftsführer der WWG, der meinte, Wein brauche eine eigene Veranstaltungs-Plattform. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte – die Wein-Leute müssen auf Gastronomie und Tourismus zugehen und die Food-Menschen sollten nicht vergessen, welche Potentiale Wein bietet. In Köln wurden sie nicht ausgeschöpft.

Weitere Fotos von der eat&Style finden sich hier!

9 Kommentare

  1. Ich finde, das Konzept der Eat ’n Style steht auf recht wackligen Füßen. Im Kern ist das eine Promo-Veranstaltung für die Food-Titel von G&J. Drumherum mit Industrie-Sponsoren ein wenig aufgerüscht, und dazu für’s Lokalkolorit noch ein paar regionale Aussteller. Ein stimmiges Gesamtbild ergibt sich so für mich nicht…

    Eine Anmerkung zum Satz: „Bei unserem Besuch sehen wir von den Redaktionen eher weniger…“ Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist der Mensch links neben Stefan Marquardt der Chefredakteur (und Konzepterfinder) der Beef!

    Zum Schluß: Meine eigenen Eindrücke zur Messe finden sich bei mir im Blog.

  2. gut, dass nicht in der Halle gesmoked wurde – ich erinnere mich, dass schon auf der Prowein die mittaglichen Würstchengrillstände das verkosten in großem Umkreis fast unmöglich machten;-).

    Aber schon schade, dass bei einem Kooperationspartner, der Essen und Trinken im Namen trägt, kein gutes Konzept für die Verbindung von beidem zustande gekommen ist.

  3. Wie man sieht, gibt es die Messe in der Heimat von G&J nicht mehr. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, das man wenig Wert auf regionale Anbieter gelegt hat, in Hamburg. Es gab nur Unterstützung für die großen Sponsoren der Messe in Hamburg und selbst die waren nicht überzeugt (z.B. HAWESKO). Die Messe ist nur zur Stärkung der eigenen Titel angetreten. Wenn man als Aussteller darin seine Chance sieht ist man hier gut aufgehoben…

    • @Felix
      Hamburg ist für alle Wein-Event Anbieter ein schwieriges Pflaster – es gibt einfach zu viele Veranstaltungen. Deshalb sind auch die BW Classics nicht mehr dort gewesen. HAWESKO wollte die GUJ Veranstaltungen wohl als Alternative zu ihren eigenen aufwändigen Wein-Shows nutzen – letztes Jahr wurde dann „nur“ noch TVINO entsandt. Dieses Jahr waren sie noch nicht mal mehr live vertreten. Das scheint nicht zur Zielgruppe zu passen.

      @ Marquee
      Die Fernsehköche ziehen Masse, aber nicht unbedingt Qualität. Das konnte man sehr gut in Köln beobachten. Ich denke, daß das auch die Premium-Anbieter sehr genau beobachten.

  4. @ Felix: Wie ich in Köln so höre, war es dieses Jahr hier mit der „Schonzeit“ auch vorbei. Will heißen, viele der regionalen Aussteller, die in den letzten Jahren noch Stände zu Sonderkonditionen bekommen haben, haben dieses Jahr voll zahlen müssen – ein paar haben daraufhin prompt verzichtet. Die Halle wirkte diesmal auf mich – trotz deutlich vergrößerter Ausstellungsfläche der „Beef!“ – deutlich lichter. Auch der TopPremiumPartner BMW war übrigens diesmal nicht mit im Boot.

    Dass außer dem Wunsch, den eigenen Titeln eine Bühne zu bieten, nicht besonders viel konzeptionelles „Beef“ vorhanden ist, deckt sich mit meiner Sicht der Dinge. Der bei mir vorherrschende Eindruck ist Beliebigkeit. Gerade in der lieblos zusammengestoffelten Wein-Ecke der Halle wurde das meiner Meinung nach deutlich.

    Ich bin mir alles andere als sicher, ob sich kleinere Premium-Marken im Food-Bereich mit einem Auftritt in diesem Kontext wirklich einen Gefallen tun.

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