Keine Zeit für neue Weine ?

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Ana Maria Rodrigues-Hoffmann

Ana Maria Rodrigues-Hoffmann versucht dem Handel in Deutschland brasilianische Weine schmackhaft zu machen foto:mpleitgen

Wie innovativ ist der Handel, wenn es um neue Weine geht? Ana Maria Rodrigues-Hoffmann
hat zu diesem Thema in den letzten Jahren reichlich Erfahrungen gesammelt. Seit 2008 versucht sie, in Deutschland, Österreich und den Niederlanden Weine aus ihrer Heimat Brasilien zu verkaufen. „Viele Einkäufer wissen, daß in Brasilien Wein produziert wird, aber kaum jemand hat mal tatsächlich etwas probiert“ sagt sie „wenn ich Proben verschicke, bekomme ich in der Regel ein sehr positives Feedback, was die Qualität angeht.“ Leider hat bis auf wenige Ausnahmen, weder bei den großen Önotheken der Kaufhäuser noch bei den Fachhändlern bisher jemand richtig angebissen.

Will man dort nichts Neues ausprobieren? „Doch, man möchte schon. Aber zur Zeit traut sich niemand, unbekannte Herkünfte ins Regal zu stellen. Das funktioniert nur über den Preis.  Alle vertrauen auf das Bewährte: bekannte Herkünfte, vorverkaufte Ware, in der Aktion nochmal das gleiche machen, wie im letzten Jahr. Alle wollen Artikel reduzieren. Alle wollen jetzt aus der Krise raus – den Aufschwung nicht verpassen. Nicht gerade die beste Zeit, um mit etwas Neuem anzufangen.“

Der gleichen Situation begegne man Österreich. Dort setzte man massiv auf heimische Gewächse. In den Niederlanden sei es etwas einfacher, die Leute seien aufgeschlossener, man pobiere dort auch mal etwas.

Brasilien ist kein exportorientiertes Weinland wie Chile oder Argentinien. Mit etwas über 87.000 ha Reben (2006) ist die Weinbergsfläche halb so groß wie in Chile, die Produktion erreicht mit 2,4 Millionen Hektolitern gerade einmal ein Viertel der Chilenen. Mit 3,5 Millionen Hektolitern trinken die Brasilianer fast doppelt so viel, wie sie erzeugen. Auch wenn die Inlandsproduktion von Jahr zu Jahr steigt und viel investiert wird, mit dem ebenfalls steigenden Konsum kann sie nicht mithalten. Mit zunehmendem Reichtum wird Brasilien als Importland immer interessanter für seine Nachbarländer, aber auch für die Australier und Europäer.

Rodrigues-Hoffmann „Meine Landsleute können ihre Weine problemlos zu hohen Preisen im Inland absetzten. Deshalb fehlt beim Export die Erfahrung und die Motivation. In Deutschland nimmt Brasilien seit  sechs Jahren an der Prowein teil, auch beim SIAL in Paris sind wir vertreten. Eine Beilage in der Weinwirtschaft, so wie in diesem Jahr zur Prowein, ist schön und gut, nötig wäre es, die brasilianischen Weine dem interessierten Publikum vorzustellen. Über Roadshows und Tastings. Dann würde sich sicher auch der Handel mehr dafür interessieren.“

„Die Südafrikaner haben bei der WM ihre Chance genutzt“ meint sie „hoffentlich nutzen sie auch die Brasilianer. Schließlich findet die nächste WM  in Brasilien statt. Das ist 2014 und 2016 kommt Olympia zu uns. Für brasilianische Verhältnisse ist es bis dahin noch lang, wenn wir in Deutschland im Wein etwas bewegen wollen, müssen wir aber jetzt anfangen.“

Links zu brasilianischen Weinen:

IBRAVIN Brasilianisches Weininstitut

Ana Maria Rodrigues-Hoffmann „Bottiglia di Vino“ (in Überarbeitung)

Internet-Weinhandel Wein aus Brasilien

Ein Kommentar

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