Noch ein Test

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Was kommt heraus, wenn die Stiftung Warentest Weine zum Fest verkosten läßt?

Test Dezember 2011

Test Dezember 2011

Die Ausgangsfrage läßt nichts gutes vermuten:  Gibt es gute Weine nur im Fachhandel oder auch bei Aldi und Lidl?

Am Start sind 24 trockene Rotweine, davon kommen 8 aus Deutschland, 4 aus Spanien und jeweils 6 aus Frankreich und Italien. Preisklasse zwischen 5 und 13 Euro – es sollen ja Festtagsweine sein.

Von den beiden Bioweinen fällt einer gleich durch: er hat deutlich mehr Alkohol, als auf dem Etikett steht. Urteil: eigentlich nicht verkehrsfähig.

Dem ambitionierten Wein-Projekt eines großen Discounters bescheinigen die „18 geschulten Prüfpersonen“ ein „mangelhaft“ in der sensorischen Beurteilung: „starke Sauerkrautnote, riecht gülleartig, milchsauer, schmeckt scharf und beißt auf der Zunge“. Auch wenn ein bekannter deutscher Sternekoch für diesen Wein wirbt, meinen die Tester: Finger weg!

Vergleichsweise hat das Test Magazin Weine aus dem Fachhandel hinzugezogen. Ein Fachhandelswein, der mit 12,80 Euro einer der teuersten Weine im Tests, wird abgewertet, weil das Etikett in Italienisch ist und keine deutschen Erklärungen zu finden sind. Der „vielseitig ausgeprägte Sizilianer“  schneidet in den Diziplinen „Chemische Qualität“ und „Schadstoffe“ gut ab,  sensorisch gehört er sogar zu den Besten. An dieser Stelle ist der Test doch etwas unrealistisch: wer sich auskennt, weiss, daß die Fachhändler Weine mit Original-Aussatttung bevorzugen, weil das von ihren Kunden als authentisch gewertet wird.

Das ist nicht das einzig Merkwürdige an dem Test: er läßt trotz oder gerade wegen der aufgelisteten  Analyse-Werte viele Fragen offen. Die vier Rotweine aus Spanien weisen fast alle hohe Histaminwerte auf. Der Test weist auf mögliche Hautrötungen, Atemwegsprobleme oder Kopfschmerzen bei entsprechend disponierten Personen hin. Trotzdem heißt es ausdrücklich: „alle vier Weine schneiden sensorisch gut ab„. Worauf soll der Käufer denn nun achten?

Auch die Eingangsfrage wird nicht beantwortet: Fachhandel oder Discounter? Statt dessen heißt es lapidar: “ Auf wirklich herausragende Qualität trafen die Tester in diesem Preissegment nicht“. Das gilt laut TEST Magazin für Fachhandel, Discounter, Supermärkte oder Bioläden gleichermaßen.

Herausragende Qualität für unter 10 Euro? Es gibt eben keine Wunder! Verallgemeinert man  den Test, dürfte in deutschen Weinregalen im Wesentlichen Schrott stehen, denn das Gros der Weine geht nicht nur beim Discounter bis maximal 10 Euro über den Ladentisch.

4 Kommentare

  1. Pingback: Stiftung Warentest testet Wein: Über die Ergebnisse lässt sich streiten | Blog

  2. Ein Test ist immer nur so gut wie seine Kriterien die die Tester vorher festlegen. Anscheinend waren hier nicht unbedingt Fachleute am Werk. Ich bin schon mit so manchen Tests der Stiftung Warentest eingegangen, weil ich gut getestete Produkte gekauft habe.

  3. Pingback: Stiftung Warentest und der Wein | bestebioweine.de

  4. Es sträuben sich die Nackenhaare !!!
    Was für ein TEST, auch wenn er von einer Stiftung kommt. Wer braucht das noch, wer testet eigentlich und warum überhaupt ?

    Zitat:
    „In Anlehnung an das Schema der amtlichen Qualitätsweinprüfung und an das Aromarad prüften insgesamt 18 geschulte Prüfpersonen…“

    Okay, meines Wissens haben wir glücklicherweise in Deutschland eine Schulpflicht, insofern kann man natürlich auch jede „Prüfperson“ als geschult bezeichnen. Leider wird die tatsächliche Qualifizierung dieses Panels nie und nirgends deutlich dargestellt !

    Als zertifizierter „Sensoriksachverständiger für Wein und Sekt“ nehme ich regelmässig an Verkostungen teil, bin Mitglied eines sogenannten „Panels“ und bin dabei immer unter Experten (Sommeliers, Winzern, Weinredakteuren etc.), die wirklich wissen, wovon gesprochen wird.

    Nichts gegen Stiftung Warentest und das Magazin „TEST“, aber wer braucht das schon beim Wein ? Für den Discount gibt es den „Super Schoppen Shopper“, für die interessierten Gourmets den „Eichelmann“, den „Gault Millau“ und die Magazine, die noch am Markt übriggeblieben sind. Auf die vielen Blogs (auch meiner Freunde) möchte ich dabei gar nicht erst eingehen.

    Dieser Test war so wertvoll wie ein Kropf, doch bei diesem Begriff denke ich zum Glück nur an die alte Kasseler Familienbrauerei „Martini“.
    Wenn ich solch einen Blödsinn lese, mag ich ein Bier trinken, nicht weil ich Biertrinker bin, sondern weil dann den Kopf frei bekomme, für das, was schmeckt, was lecker ist und was völlig frei ist von irgendwelchen Punkten, Sternen und Bewertungen.

    PROST WEIN – WEILS SCHMECKT !!!