Starbucks: schon verloren?

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foto:Leonid Mamchenkov/flickr

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Auch wenn Starbucks in 2009 in Deutschland bereits 18 neue Läden eröffnet hat und zwei weitere in Dresden und Offenbach zur Eröffnung anstehen, hat Starbucks gegen McDonalds schon längst verloren. Meint die Wirtschaftswoche (WiWo) in ihrer letzten Ausgabe. Die Deutschland-Chefs habe man bereits vor vier Wochen heimlich, still und leise abgezogen; die Ressortleiter Finanzen, Marketing und Personal der Deutschland-Zentrale seien freigestellt. Die Geschäfte hierzulande werden jetzt von Amsterdam aus geleitet, berichtet das Magazin.

Damit geht eine Entwicklung weiter, die bereits im letzten Jahr zur Ankündigung der Schließung von 600 Outlets geführt hatte. In Deutschland wurden in den vergangenen Monaten laut WiWo 6 Filialen geschlossen, weitere 4 stehen auf der Liste. Starbucks CEO Howard Schultz hatte im März beklagt, Starbucks habe in der Öffentlichkeit ein „Teuer“-Image, es hiesse, wer zu Starbucks gehe, habe Geld zu verschenken. Wir berichteten darüber. Schultz Klage kam nicht von ungefähr: mußte Starbucks doch Anfang des Jahres deutliche Umsatzverluste und einen über 60%gen Gewinneinbruch melden. Das Starbucks Image zumindest angekratzt ist, läßt sich in Online-Foren mitverfolgen.

Ob neue Konzepte helfen? In den USA testet Starbucks jetzt Läden, in den auch Bier und Wein angeboten wird. Wie das von innen aussieht, kann man hier anschauen. Es gibt Vermutungen, daß sogar eine ganz neue Marke kreiert werden soll. Um Preise am oberen Anschlag zu verlangen, reiche es eben auch in Coffee-Shops nicht aus, mittelmäßige Ware von Aushilfskräften zubereiten zu lassen, schreibt Andrew Hetzel. Das Ganze habe sich weiterentwickelt: es gebe neue Technik, neue Kaffees und gut ausgebildete Baristas. Es gilt zu ergänzen: und die Verbraucher wissen besser Bescheid. Genauso ist es übrigens auch beim Wein!

Ein anspruchsvolles Konzept ausgerechnet in Zeiten der Krise zu starten, ist nicht ohne Risiko. Mit Trading-Up droht man sich aktuell aus dem Markt zu katapultieren! In der Weinbranche sollten die herben Einbrüche bei Icon Wines und Champagne eine Lehre sein. In diesem Sinn hat Starbucks schon gegen McDo verloren: dort hat man nicht das Geschäftsmodell geändert, sondern mit den einfach und simpel gehaltenen McCafés neues Geschäft mit neuen Kunden generiert. 50 – 60 Jährige, die die Burgerbratereien eher gemieden hatten,  schlürfen dort jetzt in den bis dato flauen Vormittags- und Nachmittags-Zeiten einen Latte oder einen ganz normalen Kaffee.

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7 Kommentare

  1. Vermutlich tut Starbucks viel für die Kaffee-Kultur. Und die Kunden zahlen für ein Lebensmittel gute Preise. Hoffentlich gehen die danach nicht nur zu McKfeh. Aber die Leute, die vormittags rumsitzen können, sind bestimmt nicht aus der Hauptzielgruppe. Schade ist, dass viele klassische Läden zumachen, aber in größeren Städten gibt es genug Menschen, die Kaffee mit zeitgemäßem Anspruch machen.

  2. Starbucks hat definitiv viel für die Kaffeekultur getan – aber sie haben versäumt, sich weiterzuentwickeln. Denn mittlerweile haben die Kunden, auch dank Starbucks, aufgeholt und wissen, wie sehr guter Kaffee schmeckt (oder schmecken kann) und auch, welchen Preis man dafür zahlen muss oder aber auch nur zahlen braucht. Für weniger bis maximal das gleich Geld erhält der kaffeeinteressierte Kunden in vielen (privat geführten) Coffee Shops bessere Qualität in Geschmack, Zubereitung und Dienstleistung. In der eigentlichen Kernkompetenz, dem Kaffee, hat sich Starbucks mittlerweile einfach abhängen lassen.

    Eine Verzettelung mit Wein und Bier verwischt die Marke und zerstört die Positionierung. Starbucks sollte sich m.E. auf seine Stärken berufen und den Kaffee wieder in den Mittelpunkt ihres Tuns stellen.

    • Lieber Johannes,

      das scheint mir ein ganz wichtiger Punkt zu sein! Als die Liste mit den zur Schließung vorgesehenen Outlets im Netz stand, haben die Leute kommentiert, daß jetzt ihr Wohnzimmer oder ihr Gratis-WiFi weg ist. Niemand hat etwas zum Kaffee geschrieben!

      Im Weinfachhandel sehe ich auch ein bißchen diese Gefahr: die Kernkompetenz nicht aus dem Auge verlieren!

  3. Dass Starbucks‘ Passion Kaffee sei, ist ein weit verbreitetes Mißverständnis. Ich zitiere gern David Meermann Scott:

    Die meisten Vermarkter würden sich, wenn sie Gelegenheit hätten, Starbucks zu vermarkten, auf dem Kaffee selbst konzentrieren – das Produkt. Doch ist Kaffee wirklich das, was die Leute bei Starbucks kaufen, oder hilft Starbucks ihnen, andere Probleme zu lösen? Verkauft Starbucks in Wirklichkeit vielleicht einen Ort, an dem man für eine Weile abhängen kann?

    Und was den Kaffee angeht: Einen guten Kaffee kann nur ein gut ausgebildeter Barista zubereiten, der seine Faema-Brühgruppen, seine La Cimbali, La Marzocco oder eine andere gute Siebträgermaschine, und natürlich das Dampfschwert virtuos bedient. Aushilfen, die auf den Knopf eines Automaten drücken, machen keinen Kaffee, sondern Blärre, Blümchenkaffee oder Muckefuck.

  4. Der Kaffee in Starbucks ist der beste der Welt. Ich mag ihn sehr.

  5. Wer behauptet das Starbucks etwas für die Kaffeekultur getan hat der hat entschuldigung wenn ich das so sage keine Ahnung. Starbucks hat lediglich etwas für die Vermarktung und Verbreitung getan, denn die Brühe die aus den Maschinen kommt hat mit einem wirklich handwerklich perfekt zubereiteten Kaffee nichts zu tun.
    Es ist ja auch nicht verwunderlich das auf den Baristameisterschaften keine Starbucksmitarbeiter auftauchen, sie sind nicht in der Lage mit einem Siebträger zu arbeiten und schon gar nicht die Milch dann so aufzuschäumen das beides zusammen eine Komposition ist. Starbucks hat einen ähnlichen Fehler begangen wie McD in den 90ern, als alles nur noch auf Expansion ausgerichtet war und das Training und die Ausbildung stark vernachlässigt wurden.
    Ich bin gespannt wie sich das weiterentwickelt, und gehe meinen Kaffee weiter nur dort trinken wo er Espressobasierend ist und von einem gut ausgebildeten Barista zubereitet wird.

  6. Pingback: Starbucks feuert auf allen Kanälen