Spekboom

Südafrikas Weinleute erfrischend direkt und unkoventionell

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„Vor zweitausend Jahren hat jemand Wasser in Wein verwandelt – wir versuchen heute Wein in Profit zu verwandeln…“ Profit im Sinne von Einkommen, wirtschaftlicher Nachhaltigkeit meinte Johann Krige bei der Eröffnung der Cape Wine 2012 gestern. Krige ist Besitzer von Kanonkop und Chairman von Wines of South Africa (WOSA).

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Grüne Begrüßung bei der Cape Wine – Spekboom bindet als einheimische Pflanze CO2, der Anbau wird staatlich gefördert foto:mpleitgen

Erfrischend unkonventionell

Südafrikaner können erfrischend unkonventionell und direkt sein, wenn sie über Wein reden. Wein ist für Südafrika und vor allem die Western Cape Region um Kapstadt in mehrfacher Hinsicht bedeutsam: er ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der 26 Mrd Rand (2,5 Mrd Euro) zum Bruttosozialprodukt beiträgt und tausenden von Menschen Arbeit gibt, sondern auch „ein guter Katalysator für Freundschaften“, wie der zuständige Minister bei der Veranstaltung sagte.

Freunde brauchte Südafrika jede Menge in der Zeit seiner Entwicklung vom weltweit boykottierten „Paria-State“ zu einer der Top-50 Industrienationen, meinte Kuseni Diamini, UN-Berater und erfolgreicher farbiger südafrikanischer Geschäftsmann. Der Wein zieht Menschen aus der ganzen Welt nach Südafrika – der Wein-Tourismus trägt mit fast 500 Millionen Euro im Jahr zur Wirtschaftsleistung am Kap bei.

Wein wichtiger Wirtschaftsfaktor

2011 gab es in Südafrika 3.527 Weinbaubetrieb und 582 Keller für die Weinverarbeitung. Mit 872 Millionen Litern (Schätzung 2012) ist Südafrika die Nummer acht unter den weinproduzierenden Ländern – fast die Hälfte davon wird exportiert. Der wichtigste Export-Markt ist Großbritannien, gefolgt von Deutschland. Bei uns führen die Südafrikaner die Liste der Importe (Wert) aus den Ländern der Neuen Welt an. Kein Wunder also, dass man auf der Messe immer wieder deutsche Wortfetzen mitbekommt und deutsche Einkäufer trifft.

Wer heute im Wein weltweit eine Rolle spielen wolle, müsse beides können: preiswerte Qualitäten für den Massenmarkt liefern und gleichzeitig Weine für das Top-Segment produzieren, sagte Troy Christensen , CEO von Accolade Wines vormals Constellation Brands. Südafrika könne beides. So steigen nicht nur die Exporte von offenem Wein, der in den Verbraucherländern abgefüllt wird, sondern gleichzeitig auch die Ausfuhren von Flaschenweinen.

Was ist mit dem Return on Life?

Wein ist aber nicht nur Geschäft – sondern viel mehr als das. Man müsse nicht nur nach dem Return on Investment – dem oft überstrapazierten ROI fragen, wichtig sei auch der ROL- der Return on Life. Was trägt Wein zu positiven Lebens- und Arbeitsbedingungen bei? In Südafrika besonders viel, meinte US-Investor Charles Banks, unter anderem Eigentümer von Mulderbosch und Fable Wines. Die südafrikanische Weinwirtschaft habe mit ihrem Nachhaltigkeitsprogramm, dass jetzt auch soziale Aspekte mit einschließe, schon viel erreicht.

Genau so direkt wie die Südafrikaner selbst, antwortete Banks auf die Frage, warum er ausgerechnet in Südafrika investiert habe. Ihn habe hier nicht nur das Preis-Leistungsverhältnis überzeugt, sondern vor allem die Menschen – junge Menschen, die für Wein brennen und etwas bewegen wollen. Die Cape Wine ist eine ausgezeichnete Gelegenheit diese jungen Menschen kennen zu lernen – interessant aber auch: man kommt hier direkt und unkompliziert mit Leuten wie Banks, Krige oder weltweit bekannten Produzenten ins Gespräch.