Wanderer kommst Du nach Saint-Remy-de-Provence …

| 7.811 mal gelesen |

Wanderer kommst Du nach Saint-Remy de Provence, dann kannst Du hier erleben, wie man eine gute Idee verkommen läßt. Die kleine Stadt am Fusse der Alpilles ist das Mekka der Van-Gogh-Liebhaber und der Anhänger von Nostradamus. Der arme Vincent verbrachte hier seine letzten Monate und der provenzalische Wahrsager wurde hier geboren. Saint-Remy lebt nicht schlecht von den beiden.

Chemin Van Gogh Saint Remy de Provence

Chemin Van Gogh Saint Remy de Provence

Vom Stadtzentrum führt ein beschilderter Weg zu dem etwas außerhalb gelegenen Maison de Santé Saint-Paul,  einem „Irrenhaus“ wie man damals sagte. Hier war Van-Gogh untergebracht und malte eine Reihe seiner weltberühmten Bilder. 2003 wurde der Chemin Van-Gogh eingeweiht:  die 21 Tafeln zeigen Gemälde Van Goghs und sollen, wo möglich, den Vergleich mit der Original-Ansicht zeigen.

Das Städtchen prosperiert, nicht zuletzt wegen der vielen Ausländer, die sich in der Nähe niedergelassen haben. Die Grundstückspreise sind ins Unermessliche gewachsen und das Bistrot des Alpilles platzt aus allen Nähten. Da ist dann wohl die Quelle allen Reichtums nicht mehr so wichtig: die neugierigen Blicke der  Kunstfreunde, die auf den Spuren Van-Goghs wandeln möchten, werden durch Sicht-Zäune begrenzt. Dort wo man noch vor ein paar Jahren einen Blick in einen Olivenhain werfen konnte, steht man heute vor einer unverputzten Mauer. Der Weg ist teilweise zugewachsen. Und einige der Schilder stehen direkt neben Müllcontainern, um die herum die Anwohner mangels Abfuhrkapazität ihre Säcke und Kartons abgeladen haben.

Lapidare Auskunft im Office du Tourisme: bisher hat der Rundgang allen gefallen. „Hier hat sich noch nie jemand beklagt.“ „Wann waren Sie selbst zum letzten Mal dort?“ „Gute Frage … Wenn Sie wollen, schreiben Sie doch an die Mairie…“ Was hiermit passiert wäre. Damit man sich dort vom aktuellen Zustand des Weges überzeugen kann, hier noch mehr Fotos.

Zum Mitnehmen: wenn man einen Wanderweg, einen Weinlehrpfad oder einen Radtrail durch die Reblandlandschaft anlegt, sollte man dafür sorgen, daß er auch nach Jahren so gepflegt und attraktiv ist, wie am ersten Tag. Kann man das nicht gewährleisten, sollte man ihn zu machen und nicht noch in Prospekten oder im Internet dafür werben, wie es die Gemainde Saint-Remy de Provence mit ihrem Chemin Van Gogh tut.

Das könnte Sie interessieren:

4 Kommentare

  1. ich wusste gar nicht, dass es dort so einen Weg gibt!

    Na ja, einfach in benachbarte Luberon fahren, oder an den Mont Ventoux, da ist alles geschützter und nicht so zugebaut wie in St. Rémy….

    Und, na ja, den Müll, dafür habe ich noch Verständnis, da im August in ST. Rémy 3 x so viele Leute sind wie normal aber die ¨Müllabfuhr keine Extraschichten fährt, überhaupt, das sieht man überall in F……

    • Leider war van Gogh nicht im Luberon. Und auch da ist viel los: in Lourmarin oder Bonnieux fühlt man sich an Ferienwochenende wie im Gedränge in der Düsseldorfer Altstadt. Trotzdem wunderbar! Und ein paar Orte weiter ist es dann doch wie bei Gott in Frankreich!

  2. die Mauer wäre soch ein idealer Support für einen Sprayer im Stil von van Gogh;-) – und das würde sicher auch die mairie auf den Plan rufen…

    • Gute Idee!
      Monsieur le Maire habe ich eine mail mit dem Link zu diesem Artikel und den Fotos geschickt, nachdem mir die Damen im Office du Tourisme mich an ihn verwiesen haben. Bin auf die Reaktion gespannt!