Weinfachhandel – mit Fairtrade Profil zeigen

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Über eine Million Liter Fairtrade-Wein wurde 2010 in Deutschland abgesetzt. 2011 waren es mit  863.000 Litern nicht ganz so viel. Nach dem ständigen Wachstum der letzten Jahre hätte man hier ein weiteres Plus erwartet. Ist Fairtrade-Wein für den Handel nicht mehr attraktiv?

Mariska Przyklenk Fairtrade Deutschland

Mariska Przyklenk Fairtrade Deutschland foto:mpleitgen

Am Rande der International Fairtrade Conference 2012 in Berlin sprach ich mit Mariska Przyklenk, bei Fairtrade Deutschland in Köln verantwortlich für Wein. Im Prinzip seien auch 2011 wieder alle Händler mit dabei gewesen. Bei den noch relativ bescheidenen Mengen wirke es sich sehr schnell aus, ob ein oder zwei Händler in einem Jahr eine Aktion fahren oder nicht. Im LEH engagierten sich nach wie vor Lidl, Norma und Netto. Auch mit Kaufhof sei man im Gespräch. Der Fachhandel sei vor allem mit Peter Riegel und Jacques‘ Wein-Depot vertreten.

2012 werden eine Reihe von Produzenten mit Fairtrade Weinen nach Deutschland kommen: Deetlefs Estate aus Südafrika, Vinedos Emiliana aus Chile und Bodegas Norton aus Argentinien. Die neue Produzenten haben bereits Kunden in Deutschland, mit den neuen Weinen verspricht sich Przyklenk auch einen höheren Bekanntheitsgrad.

Die Lebensmittelhändler haben über Kaffee, Tee, Bananen oder Zucker  bereits Erfahrungen mit Fairtrade. Bei Lidl zum Beispiel hat Fairtrade überll dort, wo es zum konventionellen Produkt eine Fairtrade Alternative gibt, einen Anteil von 5% am Umsatz, erläuterte Robin Goudsblom, Einkaufsvorstand der Lidl-Stiftung bei der Tagung. Ziel sei es, diesen Anteil zu erhöhen und gleichzeitig neue Produkte hinzuzunehmen. So habe bald jeder im Handel seine Fairtrade Schokolade mit Eigenmarke, meinte er.

Anders als der LEH tut sich der Fachhandel in der Breite schwer mit Fairtrade Weinen. Woran liegt das?

Mit Fairtade Weinen könne auch der Fachhändler Flagge zeigen. Zum einen sei Fairtrade  und der Fairtrade-Hintergrund aber bei den Fachhändlern noch viel zu wenig bekannt, sagte Przyklenk. 2011 gingen zum Beispiel 74.000 Euro als Prämie direkt an die Produzenten. (Lesen Sie hier, was zum Beispiel Weinbauern in Argentinien  mit diesem Geld machen)

Auch die direkte Unterstützung des Fachhandels durch Fairtrade Deutschland sei noch viel zu wenig bekannt. So gebe es jedes Jahr zur Fairen Woche, dieses Jahr vom 14. – 28. September, ein Rezeptheft. Zu den Gerichten empfiehlt Christina Fischer Faire Weine aus dem Angebot des Handels. Jeder Händler hat die Möglichkeit dort aufgenommen zu werden.

Auch wer während der Fairen Woche eine Aktion mit Faitrade Weinen mache, habe die Möglichkeit, im Veranstaltungskalender zu erscheinen. Dieses Jahr feiert Fairtrade 20-jähriges Jubiläum. Jeden Monat steht in diesem Jahr eine andere Produktgruppe im Fokus: im März ist das aktuell der Wein.

Außerdem unterstützt Fairtrade den Handel mit Flyern, in denen das Besondere an Fairtrade erläutert wird. Diese Flyer und weiteres VKF-Material können für Aktionen in Köln bestellt werden.

Fairtrade freut sich über jeden Händler, der seine Weine in die Fairtrade-Produktdatenbank einstellt. Hier können Verbraucher sich über Weine und Bezugsquellen informieren.

Insgesamt, meint Przyklenk, werde über ein größeres Produktangebot und eine größere Bekanntheit in der Öffentlichkeit auch der Fairtrade Wein seinen Weg in die Regale des Fachhandels finden.  Für weitere Infos stehe sie gerne zur Verfügung.

Ein Kommentar

  1. Südafrika ist der größte Anbieter von Fairtrade Weinen. Auf der Pro Wein war auch tatsächlich ein größeres Interesse von Fachhändlern und Gastronomen an fair zertifizierten Weinen spürbar. Eine große Hemmschwelle für die Südafrikaner in der Zertifizierung war, im Gegensatz zu anderen Schwellenländern, eine Beteiligung schwarzer Arbeiter am Unternehmen. Inzwischen wurde diese Ungleichheit in der Zertifizierung im Vergleich zu anderen Ländern, abgeschafft. Damit ist auch für traditionelle südafrikanische Familienunternehmen, der Weg geebnet um ihre Farmen zukünftig zertifizieren zu lassen. Eine weitere Hemmschwelle war bis vor einiger Zeit, dass sich auch ein deutscher Importeur Fairtrade zertifizieren lassen musste, um Fairtrade Weine einzuführen. Da insbesondere kleinere, auf den Fachhandel spezialisierte Importeure, sich dies nicht leisten konnten und wenig Sinn darin sahen, war das Angebot an Fairtrade Weinen ebenfalls eingeschränkt verfügbar. Somit steht einer breiteren Verfügbarkeit von Fairtrade zertifizierten Weinen nix mehr entgegen. Allerdings sollte dabei nicht der Eindruck entstehen, dass die nicht gekennzeichneten Weine, aus Südafrika „unfair“ gehandelt werden.