Es geht voran – die zweite Nacht der guten Weine

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Nacht der guten Weine - die Fränkische Weinkönigin im Eispalast foto: Dirk Lehmitz/Weinhaus am Stadtrand

Nacht der guten Weine - Weinkönigin in Icebar foto: Dirk Lehmitz/Weinhaus am Stadtrand

Die zweite Nacht der guten Weine wurde vielerorts ein Erfolg. Zumindest ergab das ein Weinakademie-Rundruf bei Fachhändlern, die an der von WEINWIRTSCHAFT und GEV Osnabrück initierten Veranstaltung am vergangenen Freitag teilgenommen haben.

Die Zahl der Teilnehmer konnte auf über 250 gesteigert werden. Auch in diesem Jahr stellte Jacques‘ mit 170 teilnehmenden Depots mehr als 2/3 der bis in die Nachtstunden geöffneten Wein-Fachgeschäfte. Für viele Fachhändler war das ein Grund, nicht dabei zu sein. „Ich nehme doch nicht an einer Jacques‘ Veranstaltung teil“ war im Vorfeld zu hören. Dazu sagte Hermann Egbers vom Weinhaus  Stratmann in Zeven, der einer der Initiatoren der Veranstaltung ist: „Wir als Fachhändler sind so klein, daß wir nicht gehört werden. Zusammen können wir uns schon viel besser bemerkbar machen. Jede Anstrenung, die wir gemeinsam unternehmen zahlt sich aus. Wir sind wir zwar alle Mitbewerber, aber mit der Nacht der guten Weine haben wir die Möglichkeit etwas Einzigartiges anzubieten, von dem alle profitieren.“ Deshalb würde er sich freuen, wenn Jacques‘ und andere Filialisten wie Rindchen oder Vom Fass auch im nächsten Jahr wieder mit dabei wären.

Hatten sich im letzten Jahr noch manche Händler gefragt, wo denn die 40.000 Kunden hergekommen sein sollen, die später als Besucher der Langen Nacht vermeldet wurden, war diesmal klar: die Kunden kamen tatsächlich. Auch der ein oder andere Neu-Kunde fand den Weg in die Läden. Dafür hatte die PR im Internet und in der Presse gesorgt. Richtig was los war aber nur dort, wo die Händler selbst etwas auf die Beine stellten und dafür warben. Beim Weinhaus am Stadtrand in Hamburg war die Fränkische Weinkönigin zu Gast, es gab Musik und etwas zu essen. Über 250 Gäste feierten mit Dirk Lehmitz bis in die Abendstunden, danach ging es noch zur Icebar ins Indochine und in die 20th up Bar. Die Nacht wurde dann noch sehr lang. Auch Lehmitz ist davon überzeugt, daß man etwas unternehmen muss  – und das am besten gemeinsam.

Auch die meisten Jacques‘ Händler waren zufrieden. Jacques‘ hatte zentral ein Spiel- und Probier-Angebot für den Abend organsiert und seine Kunden im aktuellen Mailing eingeladen. Aber auch hier war nur dort richtig etwas los, wo die Depot-Inhaber zusätzlich noch selbst etwas auf die Beine gestellt hatten. Da wurde dann auch Umsatz gemacht. So in Magdeburg, wo es Ziegen-Käse aus der benachbarten Molkerei und einen Imbiß von einem befreundeten Caterer gab. Oder im neu eröffneten Depot in Berlin-Friedrichshagen, wo über 40 Gäste kamen. „Das haben wir nicht erwartet“ so die Depot-Inhaberin. Der Penner mit der Bierflasche in der Hand, der sich zu vorgerückter Stunde in den Weinladen verirrte, war wohl nicht aufgrund der Werbung erschienen, sondern eher eine typisch Berlinerische Erscheinung.

Andere Händler waren weniger euphorisch. Sie hatten von Koordinator Weinwirtschaft/GEV mehr erwartet. „Wir hatten ein tolles Live-Musikprogramm. Wenn das nicht die Passanten in den Laden gelockt hätte, wäre das hier ein ziemlicher Reinfall geworden. Wir waren zum ersten und letzten Mal dabei“ meinte ein norddeutscher Händler. „Am frühen Abend ging es noch, aber nach 22h00 kamen nur noch die Abstauber und die hatten schon ganz schön Schlagseite. Viel Brassel for nothing “ ein Teilnehmer aus dem Ruhrgebiet.

Der Fachhandels-Verband “Wein-Live” war dieses Mal auch mit im Boot, nachdem es letztes Jahr Abgrenzungsprobleme gegeben hatte. Zu wünschen wäre eine noch größere Beteiligung der Fachhändler. Die Werbeausgaben für Wein sind verglichen mit den Etats für Bier und Spirituosen gering. Wenn man wenig Geld hat, muß man es um so intelligenter ausgeben. Die Nacht der guten Weine kann dafür genau richtig sein.

3 Kommentare

  1. Vieles im Artikel ist richtig. Die Abgrenzung zu Jaques seit Jahren ein Thema und die Wahrnehmung bundesweiter Aktionen ein grundsätzliches Problem. Das geht nur mit viel Geld und noch mehr Gemeinsamkeit. Wie auch bei Weinlive ist aber wieder erkennbar, das der Individualismus der Branche, so sehr er sein gutes hat, auch ein Bremsklotz ist. Was sind schon 170 JD´s zum Rest des FH´s? Da muss doch mehr gemeinsam gemacht werden!!! Bundesweite Presse ergibt sich auch aus vielen Einzelaktionen, dauert zwar länger, kann aber gelingen. Hier muss aber auch die Organisation solcher Veranstaltungen noch üben, da ist mehr notwendig als Aktionspakete. Vor allem zeigt es sich auch diesmal wieder; nur der aktive Händler hat auf Dauer eine Chance zu den prognostizierten 1650 Händlern in Deutschland zu gehören welche überleben.

    • Die Branche lebt von der Vielfalt. Deshalb sollte jeder soviel individuelles Profil zeigen, wie notwendig. Gerade in gemeinsamen Aktion ist das sehr gut möglich: da werden für den Kunden die Unterschiede sichtbar.

      Deshalb mehr Gemeinsames. Und besser sichtbar werden wir alle!

  2. Pingback: Die verschenkte Chance – was ist von der Langen Nacht der Guten Weine geblieben?