Letter from London: Jamie Magazine

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Jamie’s hit the shelfs – exklusiv in den Newsstands und Zeitungsläden der britischen WHSmith-Gruppe türmen sich die Packen des neuen „Jamie magazine“. Bereits im Vorfeld groß angekündigt, ist das neue Naked Chef-Fan-Magazin jetzt erhältlich. Bei den winterlich bedingten Verspätungen hat man am Flughafen viel Zeit dieses „Launch Issue“ durchzu blättern. Die Haptik ist angenehm: das Papier 100% aus PEFC garantiert nachhaltiger Forstwirtschaft ist etwas dicker und griffiger als die meisten Magazine. Die 130 Seiten matt gestrichenes Papier liegen wie ein richtiges Paket in der Hand. Die Farbigkeit und das Design wie von Jamie gewohnt. Wiedererkennbarkeit sehr gut.

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Drinnen 100 Jamie Rezepte „tried and tested“ und das neueste aus Jamies Welt. Das einzig weihnachtliche im Heft ist die Sainbury’s Anzeige auf der Rückseite, ganz hinten im Heft versteckt Jamies „New Style Mince Pies“ und ein zum Weihnachtsbraten umfrisierter Schinken aus dem Ofen mit „Carribean Twist“, der sinnigerweise gleich vakuumverpackt bei Jamies Lifestyle-Versand jmecollection.com bestellt werden kann.  Den Winterkatalog gibts im Doppelpack mit dem Heft. Er macht das Jamie Paket noch dicker.

Auch sonst jede Menge sommerlicher Stories und Bilderserien. Da fragt man sich, wer eigentlich im Winter grillt oder eine Aioli-Party im Freien feiert. Die Briten sind ja ganz schön abgehärtet und wo unsereiner schon Frostbeulen bekommt, laufen die Leute immer noch im leichten Wintermantel über die Straße. Aber Party? So macht das Heft den Eindruck, einer Zweit- oder Drittverwertung von Jamie Archiv Material mit dem Versuch, aktuelle Bezüge zumindest zur Jahreszeit herzustellen.

Die angekündigten Exklusivstories funktionieren nach dem Schema „Jamie interviewt Brad Pitt (per Fragebogen)“, „Jamie trifft trifft Chef-Kollege Mark Hix“, „Jamie eröffnet sein zweites italienisches Restaurant“ oder „Jamie besucht Jimmys Schweinefarm“. Die Berichte zum Thema Wiskey und Kräuterfarm stellen sich spätestens beim Blick in den Versand-Katalog als Promotion für die dort vertriebenen Artikel heraus.

Thema Wein: die erste 12er Kiste für den Nachwuchs. Zur Geburt eine Kiste in die Ecke stellen und zum 18. Geburtstag überreichen. Das kann genausoviel Zinsen bringen wie ein Sparbuch oder der Jugend den Einstieg in die Wein-Kultur vermitteln.  Bei den Empfehlungen ist sowohl an den Durchnittsleser, als auch an den Geld-spielt-keine-Rolle Familiengründer gedacht: die Budget-Kiste gibts für 464 GBP, die Edelversion für 8460 mit sicheren Werten wie Latour, Lafite und Richebourg.

Trotzdem: alles in allem ein stimmiger Bestandteil der Jamie 360° Vermarktung. Zu Büchern, Fernsehshows, Live-Events und Internet jetzt auch die passende Zeitschrift. Sicher stößt jedes Konzept irgendwo an seine Grenzen und es bleibt abzuwarten, was aus dem mit 140.000 Exemplaren gestarteten Titel in Zeiten der Rezession wird. Aber in seiner Konsequenz ist dieses Multi-Channel-Konzept einzigartig und erfolgreich. Es trifft den Markt junger, erfolgreicher, zahlungskräftiger Familien.

Das Heft kostet 3,95 GBP (4,45Euro). Die nächste Ausgabe erscheint am 23. Februar.

Das auch im Weinhandel eine Zeitschrift für eine einzige Marke bei den Lesern gut ankommen kann, konnte man vor Jahren beim Jacques‘ Journal beobachten: die Kunden waren begeistert, manche Verlagshäuser sahen das Objekt als ernsthaften Mitbewerber . Jacques‘ war die Gratis-Zeitschriftt auf die Dauer allerdings zu aufwendig und zu teuer. Der Schritt, die Zeitschrift offensiv über den Anzeigenverkauf zu finanzieren und am Kiosk zu vermarkten, wurde seinerzeit nicht getan. Stattdessen wurde aus dem professionell recherchierten Journal (verantwortlich damals André Dominé) ein ganz normaler Hausprospekt.