Öko-Konzepte – Handel tut sich schwer mit Bio

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Bio-Artikel neben konventionellen Artikeln platzieren, eine eigene Bio-Ecke oder gleich ein ganzes Shop-Konzept? Der Handel war bis vor Kurzem weitgehend unentschlossen. Am weitesten von den Großen hatte sich die REWE mit ihrer „Vierlinden“ Schiene vorgewagt. Seit 2005 betreibt REWE unter „Vierlinden“ 5 Bio-Märkte. Ursprünglich war pro Jahr die Eröffnung von mindestens 4 weiteren Filialen geplant. Jetzt meldet die Lebensmittelzeitung 21/09 (LZ), daß die langjährige Geschäftführerin Elke Rieckh, die REWE seinerzeit schon in der Konzept-Phase ins Boot geholt hatte, das Unternehmen verlassen hat.

Vierlinden Eröffnungswerbung

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Viel Freude hatte die REWE an den Vierlinden Märkten bisher wohl nicht. Das Konzept habe bei ca. 10 Mio Umsatz bis heute den break-even nicht erreicht, heißt es. Jetzt soll mit Christiane Speck eine verdiente Penny-Managerin die Märkte in die Gewinn-Zone führen.  Insider räumten dem Konzept wenig Chancen ein. Es mangele an Glaubwürdigkeit. „Das Biogeschäft lebt vom Vertrauen der Kunden in ihren Händler. Einem Betreiber wie Lidl oder Rewe nehmen die Verbraucher nicht so leicht ab, dass er wirklich hinter den Ökoprodukten steht, die er verkauft“, zitierte die Süddeutsche kürzlich Kai Kreuzer, Geschäftsführer des Online-Fachmagazins Bio-Markt.info.

REWE soll zuletzt Interesse beim Einstieg in die Basic-Märkte gezeigt haben, nachdem die Beteiligung der Schwarz Gruppe (Lidl) letztes Jahr grandios gescheitert war. Erfolgreich scheinen nur Konzepte mit „Öko-Stallgeruch“ (Alnatura, Bio Company) zu operieren. im Handel geht man jetzt dazu über, die Bio-Produkte als Alternative neben dem „Normal“-Sortiment zu präsentieren. Joghurt zu Joghurt und Passito Pomodoro zu Passito Pomodoro. Das trifft die mittlerweile recht gut erforschten Motive für den Bio-Kauf: Gesund-Leben, sich etwas Gutes tun, umweltbewußt Handeln, soweit man es sich leisten kann.  In diesem Sinne wird auch bei der REWE  dem neuen City-Markt-Konzept mit breitem Bio-Angebot mehr Chancen als Vierlinden eingeräumt, so die LZ.

Bio wird weiter wachsen. Als Alternative im Sortiment. Bleibt die Frage, was mit den Bio-Weinen passiert?! TEGUT hat als Vorreiter viele Positionen im Wein-Sortiment mit Bio ersetzt. Das wird eine Ausnahme bleiben. Dafür ist das Angebot an Bio-Alternativen bisher zu knapp und zu teuer.  Reine Bio-Wein-Läden? „Mit einem Bio-Wein-Laden zieht man eine Bio-Kundschaft. Das dürfte an den meisten Standorten nicht ausreichen, um dauerhaft zu überleben. Ich würde draussen nie Bio-Wein dranschreiben“, sagte kürzlich ein Bio-Wein-Händler. Die größte  Zukunft des Bio-Weins dürfte auch im Fachhandel in der Ergänzung zum „konventionellen“ Angebot sein.

2 Kommentare

  1. Es wundert mich eigentlich nicht das diese Konzepte in die Hose gehen.
    Der Großteil der Verbraucher hat erkannt das er mit Bio geneppt wird, ganz klar. Allein die Vielzahl der angeblichen Bio-Produkte der Discounter könnte am Markt gar nicht abgedeckt werden. Für Bio gibt es keine klare gesetzliche Bestimmung und so kann jeder der ein Produkt anbietet das irgendwie mit pflanzlichen Inhalten oder in Zusammenhang mit der Natur steht dieses so benennen. Anders sieht es beispielsweise mit Demeter Produkten aus, hier wird nach sehr strengen Kriterien geprüft und hier kann sich der Verbraucher auch absolut drauf verlassen das alles echt ist. Im Grund genommen wollen sich die Anbieter der angeblichen Bio-Produkte doch nur durch einen extra Preisaufschlag an den Produkten die Taschen füllen und das haben eine Vielzahl der Verbraucher erkannt. Da wundert es nicht, das solche Bio-Märkte wie oben beschrieben vor die Hunde gehen.

  2. Konsequent auf Bio zu setzen ist für den spezialisierten stationären Weinhandel sicher nur an wenigen ganz exponierten Standorten sinnvoll, da die Anzahl der Kunden, die gezielt nach Biowein sucht sicher meist nicht groß genug ist. Anders ist es bei Biosupermärkten oder Bioläden, die ja z.T. schon ein ganz ordentliches Bioweinsortiment führen und natürlich im spezialisierten Online-Handel.
    Sehr viel besser wird die Situation, je mehr Spitzenweingüter auf biologische Erzeugung umstellen. Im VDP ist ja gerade eine richtige Umstellungswelle im Gange, die dazu führen wird, dass Biowein zunehmend mit Spitzenwein in Verbindung gebracht wird. Dies öffnet dem Bioweinhandel zukünftig noch ungeahnte Möglichkeiten.

    Ganz entschieden ist der Aussage von K.Ruckmich zu widersprechen, da sie grundlegend FALSCH ist und von ungenügender Information zeugt!!!

    Es gibt in der EU keine „angeblichen“ Bio-Produkte. Für jeden der „Bio“ oder „Öko“ auf ein Produkt schreibt gelten die klaren gesetzlichen Vorgaben der EU-Öko-Verordnung (ursprünglich von 1991, und in 2008 grundlegend überarbeitet). Diese regelt von Erzeugung über Verarbeitung bis Handel und Kontrolle alles was erforderlich ist um das Angebot von Bio-Produkten sicher zu machen.
    Die Bio-Anbauverbände wie Demeter, Bioland, Ecovin etc. sind teilweise noch strenger als die EU-Öko-Verordnung und regeln z.B. im Bereich der Erzeugung von Bioweinen auch die Kellerwirtschaft, was seitens der EU-Verordnung erst in Kürze zu erwarten ist.

    Die Kontrolle durch Kontrollstellen ist im Bio-Bereich sehr intensiv und staatlich durch Kontrollbehörden in den Bundesländern überwacht. Verstöße gegen die EU-Öko-Verordnung werden sehr konsequent geahndet und sind mit hohen Geldstrafen bewehrt. Dass es in einem Markt wie dem Öko-Markt, der allein in Deutschland mittlerweile ein Volumen von mehreren Mrd. Euro hat auch Verstöße gibt ist klar. Wichtig ist, dass diese aufgedeckt werden. Und das geschieht.

    Fazit: Überall wo Bio oder Öko draufsteht ist in der EU auch entsprechend erzeugte Ware drin. Und die höheren Preise haben Ihren Grund in der aufwändigeren Erzeugung, da z.B. der Verzicht auf Pestizide oder leicht lösliche Düngemittel den Ertrag reduziert und den Produktionsaufwand steigert. Bio-Nepp ist in der EU seit 1991 zum Glück Geschichte.