Rosé boomt weiter

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Der Rosé-Boom hält an

Der Rosé-Boom hält an foto.mpleitgen

„Wir könnten unsere gesamte Ernte als Rosé verkaufen. Das geht natürlich nicht – aber die Nachfrage ist enorm“ sagt Jean Pierre ANDRILLAT. Andrillat ist seit bald 30 Jahren Direktor und Önologue einer kleinen Genossenschaftskellerei im hintersten Winkel der Côtes-du-Rhône in der Nähe von Vaison-la-Romaine. Als wir ihn Mitte September besuchen steht er inmitten von Schläuchen, Pumpen und Filtern in seiner kleinen Kommandozentrale mitten im Keller. Seit dem 20. August läuft die Ernte auf vollen Touren – in der dritten September-Woche hofft man alles eingefahren zu haben. 24 Stunden geht es, rund um die Uhr, kaum Schlaf. „Ich gehe jeden zweiten Abend nach Hause“ sagt Andrillat als er uns ein Glas neuen, noch trüben Rosé eingießt.

Der Wein ist voll durchgegoren, aber noch mit den Feinhefen. Angenehm, mit einer erfrischenden Säure. „Überall wird jetzt früher mit der Ernte angefangen, gefragt ist der leichte Typ, nicht zuviel Alkohol. Was wir jetzt am Ende der Ernte hereinbekommen, eignet sich nicht dafür: 14,5 bis 15% Alkohol. Das ist einfach zuviel!“ Für den neuen Rosé-Typ wurden auch neue Hefen entwickelt, die mehr Aroma produzieren.

Andrillat war früher selbst in der Forschung bei der SICAREX Mediterranée, einem staatlichen Forschungs- und Beratungsinstitut in der Camargue, wo der Sandwein herstammt. „Wir hatten früher ganz andere Probleme als heute – da gab es noch keinen Klimawandel und auch der Markt sah ganz anders aus. Heute wollen selbst unsere Bio-Kunden immer mehr Rosé“ sagt er und gibt uns zum Abschied eine Flasche Côtes-du-Rhône Rosé mit. Der Keller ist einer der größten Bio-Wein Erzeuger in der Region. Er freut sich – der Wein ist ein Coup de Coeur im Guide Hachette 2012, einer der Lieblingsweine der Redaktion.

In Frankreich hat sich die die Nachfrage nach Rosé in den letzten 20 Jahren verdoppelt: wurden 1990 nur 10,8% als Rosé vermarktet, sind es heute 25% aller Weine. Die meisten AOC Qualitätsweine kommen aus der Provence – hier wird zu 88% Rosé gekeltert.

Die Ursache für den Rosé-Boom sehen die Marktforscher im geänderten Lebenswandel der Verbraucher: es wird einfacher und leichter gegessen – da paßt ein Rosé einfach besser. Rotwein ist kräftiger, vom Eindruck her wärmer,  strukturierter und alkohol-betonter, während der Rosé kühl, frisch-fruchtig, unverbindlicher daherkommt.

Für die Winzer ist die Rosé-Produktion ein gutes Geschäft: ein großer Teil des Weins wird in den Monaten nach der Ernte verkauft, er braucht keine lange Lagerung und Reifung. Der Wein ist fort und das Geld in der Kasse. Deshalb ist auch Jean Pierre Andrillat mit dem neuen Trend zufrieden, den neben der Qualität ist er im Keller auch für die Ökonomie verantwortlich.

4 Kommentare

  1. Hallo Herr Pleitgen,
    den Trend zu Rosé kann ich aktuell nur unterstreichen. Wir spüren das deutlich, könnten unseren Schmetterlinge im Bauch noch weiter forcieren wenn wir die Menge dafür hätten. Für das kommende Kahr haben wir die geplante Menge Rosé weiter erhöht.
    Viele Grüße vom Kaiserstuhl,
    Alex Ultes

    • Der Trend ist unbedingt da – bei uns vielleicht nicht ganz so ausgeprägt, weil der Anteil an Weißwein in Deutschland höher ist. Ich war selbst erstaunt, als ich die Zahlen aus dem Rotweintrinker-Land Frankreich sah!

  2. Ich finde es toll, dass diesem Wein endlich auch mal eine grössere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich verkoste aktuell gerade einige Rosés und kann jedem nur empfehlen sich diesen „Spass“ auch mal „anzutun“. Unter anderem auch die „Schmetterlinge“ vom Weingut Kiefer. Hallo Alex, by the way :-)

  3. Der Trend und der Boom sind bei uns auf alle Fälle da, nur eben noch auf einem etwas kleineren Niveau. Rosé gewinnt mehr und mehr an Bedeutung.