Was wir von Schäuble lernen können

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Wolfgang Schäuble

Wolfgang Schäuble foto:medienmagazin pro / flickr

Schäuble und sein Sprecher Michael Offer. Diese Szene, wie sie sich täglich tausendfach in Büros abspielt, hat auf der Bühne der Pressekonferenz vor den Augen der Öffentlichkeit eine enorme Durchschlagskraft entwickelt. Bei Youtube dürften die verschiedenen Videos innerhalb einer Woche bald eine Million mal (allein ZDF 720 / news center 118 tsd ) abgerufen worden sein. Die Öffentlichkeit ist empört – der unwirsche Schäuble wird zum schlechten Politiker. Er scheint angezählt.

„Selbst ein immerzu unwirscher Politiker (der Schäuble nicht ist) ist nicht per se ein schlechter Politiker“ schreibt Heribert Prantl heute in der Süddeutschen und erklärt dann, warum Schäuble beim Bürger so schnell seine Glaubwürdigkeit verloren hat. „Weil viele Bürger von der Beurteilung komplexer Gesetze und Projekte überfordert sind, halten sie sich an die Glaubwürdigkeit und den Anstand eines Politikers und an das, was sie dafür halten und davon mitbekommen.“

Genau an diesem Punkt können wir von Schäuble lernen: die Qualität des Produktes, das wir herstellen oder verkaufen, kann von unseren Kunden in den seltensten Fällen wirklich beurteilt werden. Deswegen halten sie sich an unseren Auftritt – und erwarten Integrität, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Zum Beispiel im Umgang mit der Umwelt, zum Beispiel im Umgang mit unseren Mitarbeitern. Im Handel dient LIDL als mahnendes Beispiel dafür, wie wichtig ethische und soziale Aspekte schon heute sind.

Und noch etwas kann man von Schäuble lernen: wer immer nur ironisch oder gar sarkastisch über den Wein und die Szene redet oder schreibt, ständig grantelt und sich hin und wieder den ein oder anderen Ausfall leistet, beschädigt die Branche so, wie ein unwirscher Schäuble die Politikerzunft noch mehr in Mißkredit bringt.

3 Kommentare

  1. Besonders guter Stil war die Aktion nun tatsächlich nicht. Aber so total ungewöhnlich auch wieder nicht, dass jetzt solch ein Wind aufkommen muss. Ich bin schon etwas ratlos, warum dieser Vorfall derartigen Aufruhr und negative Kommentare mit sich bringt. Die Argumentation von Herrn Prantl kann ich verstehen, bin aber dennoch mehr als verwundert.

    • Da muss man natürlich auch sehen, was der Mann schon so alles hinter sich hat: Überwachungs-Gesetze, Parteispenden, …. Da ist bei Vielen viel Mißtrauen.

      Auch unsere Branche hat schon viel hinter sich – das positive Bild in der Öffentlichkeit kann schneller kippen, als uns lieb ist.

  2. Ich fand die Aktion von Schäuble äußerst grenzwertig. Auf einer Pressekonferenz den eigenen Pressesprecher derart bloßzustellen, ist moralisch sehr fragwürdig.