Wie ich zum Hunde-Freund wurde – eine Geschichte aus dem Marketing

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Golden Retriever Baby

Sie denken an Tierfutter - der Mann denkt an seinen Hund foto:timsnell/flickr

Einmal angenommen, Sie sind in einem großem Handelskonzern für Tierfutter zuständig. Dann denken Sie den ganzen Tag an Tierfutter. Und das unterteilt sich in Hundefutter, Katzenfutter, Vogelfutter und Hamsterfutter. Als Futterspezialist ist es Ihre Aufgabe, das beste und preiswerteste Hundefutter, Katzenfutter, Vogelfutter und Hamsterfutter zu beschaffen und in Ihre Regale zu stellen.

Sie testen das preiswerteste Futter – das funktioniert, weil sie immer versuchen, der Preisgünstigste zu sein. Der Rubel rollt – aber naturgemäß wird die Spanne immer kleiner und es bleibt nicht viel hängen.

„So geht das nicht“ sagt ihr Chef. Also testen Sie das Premiumfutter. Toll – es finden sich sogar Käufer. Die Verkäufer haben jetzt soviel Zeit, dass sie jeden einzelnen Kunden mit Handschlag begrüßen. Ihr Futtersortiment hat eine tolle Spanne. Ihrem Chef gefällt das: “ Was wir für Kunden haben! Und unser Durchschnittserlös – das soll uns mal jemand nachmachen!“

Das dicke Ende läßt nicht auf sich warten: dem Controller entgeht nichts – denn letztendlich bleibt bei Ihrem tollen Premium-Konzept auch nichts hängen.

„Lassen Sie sich was einfallen“ sagt Ihr Chef. Und sie denken Tag und Nacht über Ihr Tierfutter nach. Morgens über Hundefutter, mittags über Katzenfutter, nachmittags über Vogelfutter und nachts über Hamsterfutter. Je länger Sie nachdenken, desto weniger fällt Ihnen ein.

Zufälligerweise stehen Sie eines Tages in einem Ihrer Läden vor dem Tierfutter-Regal. Da kommt jemand mit einem Hund in einer Einkauftasche vorbei. „Wo finde ich den hier was gegen Durchfall für meinen Hund? Dem gehts ganz schlecht. Er schläft nachts gar nicht mehr – auch nicht auf seinem Lieblingskissen. Vielleicht würde ihm ein schöner Hundekorb besser gefallen. Haben Sie so etwas?“ „Guter Mann wir haben hier die größte Auswahl von Tierfutter, von preiswert bis Premium …“ fangen Sie an. Das scheint den Mann nicht zu interessieren: „Ich würde ihm gerne was Gutes tun, wo es ihm so schlecht geht – eine Decke wäre nicht schlecht“.

Spätestens hier wird klar: Sie denken an Tierfutter und der Mann an seinen Hund. Im Moment gehts dem schlecht – er frißt so gut wie nichts. Aber auch sonst frißt er nicht nur Hundefutter, sondern er kaut Knochen, möchte verwöhnt werden, braucht eine Leine und einen Korb und so weiter und so fort.

Überhupt denkt sein Herrchen nicht an Katzen, nicht an Vögel und nicht an Hamster und schon gar nicht an Tierfutter im Allgemeinen. Er denkt an seinen Hund!

Vielleicht wäre es sinnvoll, sich einmal in die Perspektive des Hundebesitzers zu begeben? Und des Katzenfreundes und des Vogelliebhabers und des Hamsterrades. Vielleicht wäre es sinnvoll, das Tierfutter als solches einmal ganz zu vergessen?

Jetzt fangen wir die ganze Geschichte noch einmal von vorne an: Einmal angenommen, Sie sind in einem großem Handelskonzern für Wein zuständig ….

Wir können auch anders anfangen: Einmal angenommen, Sie haben zuhause einen Weinbaubetrieb und produzieren die besten Weine der Welt …..

Den Rest der Geschichte können Sie jetzt selbst jeweils selbst erzählen.

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