flavescence dorée foto: Santiago Schärer, ACW Nyon

Die neue Reblaus – bald auch in Deutschland?

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Herbst schon im Sommer. Die Blätter der Reben bekommen eine gold-gelbe oder rote Farbe und rollen sich ein. Die Beeren reifen nicht aus, sind sauer und haben ein niedriges Mostgewicht.

flavescence dorée foto: Santiago Schärer, ACW Nyon

flavescence dorée  foto:  Santiago Schärer, ACW Nyon

Zunächst sind nur einzelene Stöcke betroffen, dann werden es immer mehr. Ganze Areale weisen dieselben Symptome auf.  Die Reben produzieren immer weniger und sterben nach ein paar Jahren ab.

Das Virus ist nicht neu

Der Auslöser ist eine Viruskrankheit, gegen die es kein Gegenmittel gibt. Da die Krankheit vor rund fünfzig Jahren erstmals in Frankreich auftrat, hat sich die französische Bezeichnung  flavescence dorée durchgesetzt. Der deutsche Name hört sich genauso harmlos an: Goldgelbe Vergilbung. Das Virus wird von einem Insekt, der amerikanischen Rebzikade übertragen. Sie saugt den Saft der Weinreben und überträgt dabei das Virus von einer Pflanze zur nächsten. Das Virus ist nicht neu – es kommt aus Europa und wurde wahrscheinlich von Ulmen oder Climatis-Pflanzen auf Reben übertragen.

Es hilft nur Ausreissen

Die bislang einzigen Gegenmassnahmen sind das Ausreissen betroffener Rebstöcke und die Bekämpfung der Zikade mit Insektiziden. Da man das verheerende Potential der Krankheit erkannt hat, ist jeder Winzer zu diesen Maßnahmen verpflichtet – auch wenn es eventuell zur Aberkennung des Ökozertifikates bei Bio-Winzern führt. Das Auftreten der Krankheit ist meldepflichtig. Vielfach wird  flavescence dorée mit der Reblauskatastrophe im 19. Jahrhundert verglichen.

In wenigen Jahren befiel die Krankheit ganz  Südeuropa

Die Zikade wurde in den fünfziger Jahren aus den USA eingeschleppt – man hat herausgefunden, dass die gesamte europäische Population Nachkommen eines Stammes von Long Island bei New York sind. Das Klima dort ist dem in Bordeaux vergleichbar – die ersten Zikaden breiteten sich dann auch zunächst im französischen Südwesten aus.

Mittlerweile ist die gesamte Region von Cognac über Bordeaux und den Südwesten betroffen. In den 90er Jahren sah es nach einem Stillstand aus. Dann verbreitete sich die Krankheit innerhalb weniger Jahre in Südfrankreich und Nord-Italien. 1996 wurde der erste Befall in Katalonien festgestellt, bis 2002 hatte sie sich auf dem gesamten Balkan ausgebreitet, 2006 wurde sie bereits im nördlichen Tessin und am Genfer See registriert. Seit 2009 ist sie offiziell im Süden Österreich angekommen.

Unaufhaltsam Richtung Norden

Besonders interessant ist die aktuelle Entwicklung im Burgund – weil hier die bisher nördlichste Region mit Befall ist. 2005 wurde der erste befallene Stock in Puligny-Montrachet festgestellt, weitere einzelne Fälle traten 2006 und 2009 auf. Bis dahin ging man nicht von einer großen Gefahr aus – dann kam die Überraschung: das Virus wurde 2012 in über zwanzig Gemeinden im südlichen Burgund festgestellt und arbeit sich Richtung Norden voran.

Besonders problematisch: die ersten sichtbaren Symptome zeigen sich zum Teil erst fünf Jahre nach der Infektion! Deshalb wurde schon 2003 ein staatliches Beobachtungsprogramm aufgesetzt. Klar ist aber jetzt schon: mit der Klimaveränderung wird sich die Zikade  – und mit ihr die Krankheit – über den einstmals angenommen „Äquator“,  der von der Bretagne über den Alpenraum, die Steiermark und Süd-Ungarn reicht, hinaus Richtung Norden ausbreiten. Man kann davon ausgehen, dass in einem mittelfristigen Zeitraum der gesamte Rebbestand in Europa betroffen sein wird.

Nach Österreich und Burgund demnächst auch in Deutschland?

Im März fand im burgund eine Praktiker-Tagung zum Thema flavescence dorée statt. Eine sehr interessante Zusammenfassung mit vielen technischen Details findet sich auf der Seite des Regional-Komitees zur Bekämpfung der flavescence dorée . Ausführliche Informtionen in deutscher Sprache findet man auf der Seite des Österreichischen Rebschutzdienstes und  der staatlichen Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

Zunächst war alles weit weg und schien nur ein Thema für Wissenschaftler zu sein. Jetzt kommt die Bedrohung näher – auch wenn Deutschland bislang nicht betroffen ist, wurden erste Überwachungsmaßnahmen zum Beispiel in Baden eingeleitet. In Fachkreisen stellt man sich also bereits auf eine weitere Ausbreitung der Krankheit ein.

In der Publikumspresse war bisher davon nichts zu lesen. „cela n’arrive pas qu’aux autres… – das passiert nur den anderen“ heißt die Überschrift der offiziellen französischen Webseite zur Goldgelben Vergilbung.

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