Der Metro-Gruppe war es eine eigene Pressekonferenz wert – der Start des Internet Wein-Portals von Metro Cash & Carry.
Beim drink tank läßt sich nachlesen, wie der Shop von innen aussieht. Zugang gibt es nämlich wie bei den Märkten nur für Gewerbetreibende. Wer bei Gewerbetreibenden nur an Kantinenbetreiber und Kioskbesitzer denkt, greift zu kurz. Auch Architekten, Ärzte und Rechtsanwälte betreiben ein Gewerbe und sind Kunden der Metro.
Mario Scheuermann meint, der Online-Weinshop ziele genau auf diese Kundengruppe. Die Metro selbst spricht in ihren Presseverlautbarungen von den Gastronomen als Adressaten, die über das Portal einfach und unkompliziert ihre Weine bestellen können. Ab 12 Flaschen frachtfrei per Hermes oder UPS geliefert. Das derzeitige Angebot von ca. 200 Artikeln spricht eher für die Metro-Aussage. Jede Menge preiswerte Einsteiger-Weine, nichts aus dem Top-Segment, dass sich mittlerweile in den Metro-Humidoren zu attraktiven Preisen findet. Aber vielleicht ist das, was wir aktuell im Netz sehen, nur der Anfang? Angekündigt ist mittelfristig ein Sortiment von doppelter Größe.
Wein als Profil-Sortiment
Für Scheuermanns Annahme, es gehe der Metro um die Hawesko-Kunden, spricht die Geschichte des Weinsortimentes bei Metro C&C. Der Wein hat dort in den letzten Jahren eine echte Achterbahnfahrt hinter sich. Erstmals geriet er ins Blickfeld, als das Konzept der Frische-Arena entstand: Gemüse, Fisch und Edelfleisch auf den Rängen und der Wein als verbindendes Glied mittendrinn. Wein bedeutet auch im C&C Image und Wertschöpfung. Bei der Metro wurde er als Profil-Sortiment entdeckt, mit dem man bei Architekten, Ärzten, Rechtsanwälten und anderen Freiberuflern punkten konnte. Weinfachberater wurden angeheuert, die in den Märkten eine Exotenrolle einnahmen: abweichend von fast allen anderen Artikelgruppen sollte es beim Wein aktiven Verkauf und Beratung geben. Bis dahin kannte die Metro das nur bei Fisch, einem anderen Profilsortiment.
Es wurden Programme, wie zum Beispiel die „Faces of Wine„ entwickelt. Eine Range mit bekannten Produzenten, die aus einer Kooperation mit Mövenpick stammten. Das ambitionierte Sortiment war für Gastronomen gedacht – und wurde entsprechend rigide gehandhabt. Man wollte vom Billig-Image weg. Der damalige obertse Weinverantwortliche der Metro Gruppe „Global Head of Wine“ war ebenfalls ein Import aus der Schweiz: Ueli Eggenberger wechselte direkt aus der Geschäftsführung von Mövenpick an die Schlüterstrasse nach Düsseldorf. Unter seiner Ägide enstand in Sichtweite der Metro Hauptverwaltung der erste Wein-Humidor. Und Eggenberger war es auch, der Hendrik Thoma für ein Kurz-Gastspiel nach Düsseldorf holte.
Krisenzeiten und Richtungswechsel
Da standen die Zeichen schon auf Wechsel – die Krise kündigte sich an und man besann sich auf das Kerngeschäft – die Kneipiers, Kantinenbetreiber und Kioskbesitzer. Imbißschachteln, Papierservietten und Kaugummi waren angesagt. Die „Faces of Wine“ wurden sang- und klanglos beerdigt, das Angebot in den Humidoren wurde immer kleiner, viele Weinfachberater suchten sich einen neuen Job, Eggenberger sollte sich um den Aufbau des Geschäfts im Osten kümmern und das Sortiment in den Märkten wandelte sich in Richtung Markenwein und Aktionsangebote. Nach Thoma war dann auch Eggenberger weg. Wiederaufbau des Zustellgeschäftes in der Gastronomie hieß die Devise. Der Wein bei Metro C&C verlor an Profil.
Mit dem Effizienz- und Wertsteigerungsprogramm Shape 2012 kam die Verantwortlichkeit für den Wein dann wieder zurück in die Sparte. Die neuen Wein-Verantwortlichen haben bildlich gesprochen statt einem Stapler-Führerschein eher ein WSET Diploma in der Tasche. Die Humidore füllen sich wieder, die Markenweine werden zurückgefahren, in den Märkten kehrt wieder mehr Individualität ein. Für den Gastronomen möchte man sich gerne als Alternative zu Wein Wolf präsentieren und gleichzeitig für die gut betuchten Freiberufler wieder interessanter werden.
Angeblich soll das sehr gute Jahresendgeschäft 2010 die neuen Weinleute in ihrer Strategie bestätigt haben. Da wäre es nur konsequent, wenn in einigen Wochen im Metro-Online-Shop auch die Top-Weine zu den Metro üblichen attraktiven Preisen zu finden sind. Wenn dann im Marketing noch etwas getan wird, müssen sich die Kollegen in Tornesch vielleicht wirklich warm anziehen.
9. November 2011 um 12:48
Off-Topic aber ich konnte es mir nicht verkneifen:
Das gezeigte Bild ist zwar toll aufbereitet, entspricht aber nicht der Realität. Keiner der sieben Metro-Märkte die mir bekannt sind bietet Beratung geschweige denn Verkostung in Sachen Wein.
9. November 2011 um 13:34
In den neuen Märkten, in denen das Weinkonzept und die Frische-Arena umgesetzt sind, gibt es einen eigenen Counter, Fachpersonal und Verkostungsmöglichkeit. In acht Märkten gibt es zur Zeit einen eigenen Weinhumidor
1. Dezember 2011 um 13:30
Kassel hat seit kurzem einen Weinhumidor, bereits seit längerer Zeit einen angestelten Sommelier (DWS). Die Beratungs- und Verkostungsmöglichkeit ist gegeben und wird auch sehr engagiert wahrgenommen.
In der Präsentation der Weine hat sich schon einiges getan, auch wird nun mehr im mittleren und gehobenen Segment angeboten.
Auffällig ist in Kassel die Außendienstarbeit in der Gastronomie. Hier wird forciert und insbesondere dort „gegraben“, wo zwei ortsansässige Fachhändler schon immer sehr stark waren.
Neben der üblichen Metro Post gibt es Newsletter zu Aktionen und Angeboten für Interessierte, ausgesuchte Weine werden besonders beworben und für die Gastronomie gibt es Preislisten und Positionen, die nicht in den Märkten erhältlich sind.
1. Dezember 2011 um 14:00
Danke Michael für die interessanten Insights – die Metro gibt Gas!
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