Schnelle Schüsse in harten Zeiten (2)

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Vin de Merde

Monsieur Speziale und sein "Vin de Merde"

Genügend Aufmerksamkeit hat er bekommen: in den Zeitungen, im Fernsehen und in den internationalen Medien. BBCNEWS hat über ihn berichtet und weltweit wird er zur Zeit durch die Medien gereicht: der „Vin de Merde“, der „Sch..-Wein“ aus Aniane im Languedoc.

Aber noch einmal von vorne: Der Gastronom Jean-Marc Speziale hatte die Idee, die Cooperative in Cignac hat die Etiketten auf ihren Wein geklebt. Gemeinsam hat man sich dann um die Vermarktung gekümmert.

„Klar, wir gehen volles Risiko. Aber man muß heute schon so etwas bringen, um überhaupt noch aufzufallen. Da kann man die besten Weine produzieren, trotzdem wird man von den Einkäufern nicht wahrgenommen“, sagt Walter Valgalier von der Cooperative in einem Interview mit France 24.

Die Reaktionen vor Ort sind gespalten, es überwiegen aber Kommentare wie: „..wenn man schon so tief drinsitzt wie wir, warum soll man das dann nicht auf die Flasche schreiben?“ Auch die Medien nehmen die Gelegenheit wahr, um auf die prekäre Situation der Weinwirtschaft im Languedoc hinzuweisen. „Nicht nur ein erwünschter Nebeneffekt“, sagen die Initiatoren auf EUROPE1. 5.000 Flaschen hat man verkauft, weitere 7.500 sind gefüllt. Für 6,50 Euro die Flasche.

Die Winzer im Languedoc sind für ihre direkte Art bekannt, die Probleme anzugehen. Ihre Aktionen sind oft nicht zimperlich. Aber muß man so die Hosen herunterlassen, um wahrgenommen zu werden?

Nachbemerkung:

Ironie und Humor setzen beim Empfänger einer Botschaft ein Vorwissen voraus. Dies ist beim Wein in den seltensten Fällen gegeben. Deshalb reagieren Verbraucher auf Ironie im Zusammenhang mit Wein eher verunsichert und negativ. Warum das so ist, kann man bei Gerd Nufer / Linda Hirschburger „Humor in der Werbung“ der ESB Business School/Universität Reutlingen nachlesen.