Weinkäufer kaufen smarter – Umsätze brechen um 6% ein

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Verbraucher kaufen smarter ein foto:JSmith Photo/flickr

„Nach kontinuierlichen Zuwächsen in den vergangenen drei Jahren ist der Umsatz der Weineinkäufe in Deutschland im ersten Halbjahr 2010 um sechs Prozent zurückgegangen“ meldete Das Deutsche Weininstistut (DWI) gestern bei der Bekanntgabe der GFK-Zahlen. Der Verbrauch ging im gleichen Zeitraum um 2 Prozent zurück.

Die Verbraucher trinken weiter Wein, aber sie kaufen smarter ein. Dafür spricht, daß die Einbrüche insbesondere beim Direktbezug vom Winzer sowie im Weinfachhandel am größten sind, wie das DWI vermeldet. Gewinner sind einmal mehr der LEH und die Discounter. Deren Strategie, sich mit höherwertigen Weinen zu profilieren, habe in 2009 sogar dazu geführt das sie im Umsatz ein Prozent zuglegen konnten, sagte DWI Geschäftsführerin Monika Reule im März vor der Prowein.

Das Tagebuch der Krise liest sich nach den letzten Veröffentlichungen wie folgt:

  • 2007 und 2008 stiegen die Wein-Umsätze um  um 1,2 bzw 2,2 Prozent, dabei ging die Menge leicht zurück. Die Verbraucher kauften etwas teurer.
  • 2009 profitierte der Handel vom Rückzug der Verbraucher ins Private. Vor allem bei deutschen Herkünften wurde wieder etwas weniger, aber teurer gekauft. Gleichzeitig verabschiedeten sich immer mehr Verbraucher vom Wein, was sich in einem Rückgang der Käuferhaushalte auf nunmehr 60% äußerte. Zwei Jahre zuvor lag der Anteil der Käufer noch bei knapp 70%.
  • 2010 geht der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 6% zurück, während der Absatz leicht sinkt. Es wird preiswerter eingekauft. Eine Belebung der privaten Nachfrage wird angesichts stagnierender Löhne und höherer Beiträge für die Kranken- und Arbeitslosenversicherung im kommenden Jahr von den Analysten erher kritisch gesehen.

Die Weinwirtschaft steht damit vor den  Herausforderungen:

  • verlorengegangene Käufer zurückzugewinnen
  • das Preisniveau wieder nach oben zu bringen
  • dem Trend zum Discount Paroli zu bieten

Besonders der letzte Punkt dürfte zu schaffen machen: hat man sich doch gerade von Erzeuger-Seite in den letzten Jahren den Discountern in die Arme geworfen. Davon haben zwar einige wenige kurzfristig profitiert, den größten Nutzen hatten aber die Discounter selbst durch ein leicht gestiegenes Preisniveau und zusätzliches Image. In den USA hat sich gezeigt, daß es fast unmöglich ist, am Weinmarkt verlorenes Terrain wieder gut zu machen, wie Rabobank Analyst Rannekleiv in seinem Vierteljahresbericht feststellt. Die Verhältnisse scheinen sich auch bei uns in die gleiche Richtung zu bewegen.

Haben die Verbraucher in der Krise entdeckt, daß man auch preiswerte Weine trinken kann, wird es außerordentlich schwierig, sie wieder an teurere Qualitäten heranzuführen.

8 Kommentare

  1. smart = preiswert, darauf muss erst mal einer kommen:-).

    Auf meiner Lieblingsübersetzungsseite (http://dict.leo.org) findet man dafür: gewitzt, gerissen, gewieft, elegant, fesch und geschickt…Geiz ist eben immer noch geil.

  2. na ja, vermutlich müssen diese Weine dann auch keinen Elch-Test bestehen:-)

    • Nee. Aber Achtung: ALDI holt sich systematisch VDP Leute ins Boot und LIDL rüstet mit seiner VIAJERO Linie auf. Und nicht nur unsere Online Freunde sind begeistert. Guten Wein scheint man mittlerweile in Deutschland beim Discounter zu kaufen!

  3. Erinnert mich an die Champagner-Käufer bei Aldi vor einigen Jahren – das war auch „smart“;-)

  4. Guten Wein scheint man mittlerweile in Deutschland beim Discounter zu kaufen!

    … ist ein ziemlich provokatives Statement, lieber Herr Pleitgen. Vielleicht sollte man das einmal von der anderen Seite her betrachten: Kann der VDP die Intensivierung einer Discount-Absatzstrategie seiner Mitglieder wollen? Was bedeutet dies auf Dauer für sein Renommée, für die Wertigkeit von VDP-Winzern und -Weinen? Was sagt das im Hocherträgeland Deutschland über Mengenbegrenzungs-Kriterien für Spitzenwinzer/-weine aus? Am Ende geht eine „Discounterisierung” wie bei Milch, Fleisch usw. doch nur zu Lasten der Qualität. Das können Spitzenverbände wie der VDP 1. nicht wollen und 2. konterkarieren. Und das meine ich nicht im Sinne einer Einschränkung unserer freien Marktwirtschaft, sondern im Sinne rigoroser, sich abgrenzender Qualitätskriterien. Auch einen „kleinen” Ferrari gibt es nicht im Kaufhaus.

    Beste Grüße aus Köln!

    • Hallo Herr Landwehrs,

      der Satz ist ironisch gemeint! Ich bin vollkommen Ihrer Ansicht und warne schon seit langem vor dem Trend zum Discount. Viele Winzer (und auch deren Funktionäre) haben nur noch nicht verstanden, wohin der Discount-Tripp letztendlich führt

  5. Pingback: Wein: Trend zum Discounter hält an