Jetzt steht es fest: Parker-Punkte lassen einen Wein besser schmecken! Aber nicht nur Parker-Punkte, auch Wein-Wisser und Gault-Millau Bewertungen und ganz profane Euros verändern den Geschmack!
Michael Siegrist und Marie-Eve Cousin von der ETH Zürich veröffentlichten in der Juni-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „appetite“ die Ergebnisse einer Studie zum Verhältnis von Vorwissen und Geschmacks-Eindrücken bei Wein. Appetite beschäftigt sich sonst mit so schönen Themen wie „The biology of binge eating“ und „α1- and α2-containing GABA receptor modulation is not necessary for benzodiazepine-induced hyperphagia“.
Siegrist und Cousin ließen Probanden in vier Gruppen einen 92-Parker-Punkte-Wein verkosten: die erste Gruppe kannte die Parker-Bewertung vor der Probe, der zweiten wurde der Wein als ein 72 Punkte-Wein vorgestellt, Gruppe 3 und 4 bekamen erst nach der Probe die 92 bzw. 72 Punkte Bewertungen mitgeteilt. Gruppe 1 schmeckte der Wein deutlich besser als Gruppe 2. Bei Gruppe 3 und 4 gab es keinen Unterschied: sie blieben bei ihrer Bewertung.
Die Forscher folgern daraus, daß bekannte Punkte-Zahlen oder der Preis die geschmackliche Wahrnehmung beeinflussen. Schön, daß das jetzt auch wissenschaftlich bewiesen ist! Aus zahlreichen Verkostungen und Seminaren kennen wir die Situation: viele gehen innerlich „auf die Knie“ wenn eine „große“ Flasche geöffnet wird. Bei Blindverkostungen dagegen schneiden oft auch „große“ Weine schlecht ab.
Michael Siegrist empfiehlt für den Alltag: (hohen) Preis oder Top-Bewertung vor der Verkostung nennen, dann schmeckt der Wein den Freunden oder dem Kunden nachher besser! Und wunderbar: Die Leute sind auch bereit, für den Wein mehr zu bezahlen! Die Parker-Punkte und Medaillen in der Werbung können also gar nicht groß genug sein!
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18. September 2009 um 09:53
Aus diesem Grund halte ich auch neue Alternativen zu Parkerpunkten, wie etwa den Meininger-Weintest, für eine gute Marketingidee. Wenn Profis mit Rang und Namen einen Wein benoten und sich das direkt auf der Flasche oder in der Werbung kommunizieren lässt, kann das nur von Vorteil sein.
Es gibt da allerdings die bekannte Ausnahme: Inflationär vergebene Preise, wie z.B. die Badische Weinprämierung, verpuffen wirkungslos – so wurden 2008 von 2.618 Weinen eingereichten Weinen 2.393 prämiiert.