Online-Medien haben bei Information zu Essen und Trinken wenig Bedeutung

| 7.398 mal gelesen |

NESTLE Studie 2011

NESTLE Studie 2011

Nur 13% der Bevölkerung nutzt Online Medien um sich über Essen und Trinken zu informieren. Viel wichtiger sind in Konsum- und Ernährungsfragen für die Meisten das unmittelbare persönlich Umfeld:  Familie und Verwandte sind mit 48% häufigtse Informationsquelle gefolgt von Freunden und Bekannten mit 46%.
Auch Zeitschriften und Zeitungen  (40%) and Supermarkt-Prospekte (15%) öfter genutzt als Online Quellen wie chefkoch.de oder blogs. Zu dieser für die Online Gemeinde sicher eher ernüchternden Feststellung kommt die gerade in gebundener Form erschienene NESTLE Studie 2011.

Wie kann das im Zeitalter des Booms von Facebook und G+ sein? Die Studie weiss auch, daß sich das Informations-Verhalten der Bevölkerung insgesamt in den letzten Jahren dramatisch in Richtung Online entwickelt hat: geht es um Anschaffungen, Produktvergleiche etc verlassen sich 78% auf Familie und Freunde, 63% informieren sich im Fernsehen und bereits 58% über das Internet.

Online boomt – aber nicht bei Essen und Trinken

Es läßt sich feststellen, daß sich immer größere Teile der Bevölkerung über das Internet informieren –  aber nicht, wenn es um Essen und Trinken geht. Warum ist das so? Die Studie geht dieser Frage nicht im Detail nach – liefert aber Ansätze: ROPO setzt sich immer mehr durch – Research Online, Purchase Offline. Vor größeren Anschaffungen aber auch bei Einkäufen bei Elektronik- und Unterhaltungsmedien, bei denen sich sehr schnell sehr viel ändert und es viele Neuerungen gibt, hat sich die Online Recherche durchgesetzt. Kaufen tut man dann bei Saturn oder Media Markt oder zunehmend Online (die Suchmaschinen und Preisvergleiche haben den beiden immens geschadet, wie aktuell zu beobachten ist). Die Unsicherheit der Verbraucher hinsichtlich Qualität und Preis ist bei solchen Artikeln sehr hoch – entsprechend intensiv wird recherchiert.

Bei Lebensmittel-Einkäufen ist das nicht notwendig: die Investition ist überschaubar und man kennt sich durch die tägliche persönliche Übung aus. Zudem liegt der nächste Aldi oder Lidl statistisch gesehen für jeden Bundesbürger nur 11 Minuten weit entfernt. Dort kann man die Waren anfassen, hat keine langen Lieferzeiten und braucht nicht zu bestimmten Zeiten zu Hause zu sein, wenn die Ware geliefert wird – alles Punkte übrigens, die laut der Studie bisher gegen das Online-Einkaufen von Lebensmitteln sprechen.

Trotzdem mit Wein online gute Geschäfte machen

Das alles heißt jetzt nicht, daß man nicht auch mit Wein online gute Geschäfte machen kann – aber eben mehr mit Methoden des klassischen Versandhandels, der sich mehr und mehr zum e-commerce wandelt. Wie an dieser Stelle schon oft angemerkt, eignen sich Online Medien und dabei insbesondere Facebook zur Zeit für die Wein-Kommunikaion mit einer kleinen Fan-Gemeinde. Die dürfte allerdings wachsen, wie auch die NESTLE Studie zeigt: bei den 18 – 29 Jährigen holen sich 24% Ernährungstipps in Blogs und Internetforen, 18% auf den Internetseiten von Zeitschriften und 10% in sozialen Netzwerken – zum Teil ist die Nutzung also doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Leider wird den Internet-Informationen auch von den Jungen nur wenig Vertrauen geschenkt: nur 13% halten die Informationen für valide.

Unabhängig von der NESTLE Studie, die sich auf Deutschland bezieht kommen internationale Untersuchungen zu den gleichen Ergebnissen.

Was tun?

Für Wein-Marketer heißt es also in Bezug auf Online Medien noch einige Zeit abzuwarten, bis die Jungen das Alter erreicht haben, in dem sie sich für Wein interessieren und sich dann auch online in größerem Maße dazu informieren und austauschen – bis dahin kann man dort schon einmal „zeigen, daß man ein passioniertes kritikfähiges Unternehmen ist, welches die Belange seiner Kunden auch ernst nimmt“ wie Hendrik Thoma in einer FB Diskussion schrieb.

Interessant: für die Studie wurden über 10.000 Personen befragt – alters- und themengerecht die Jüngeren zum großen Teil online, die Älteren face-to-face zusätzlich wurden das GFK Consumer Panel mit 30.000 Teilnehmern ausgewertet.

Weitere Ergebnisse der Studie mit Keine Zeit mehr für Genuß und Unterschichten-Einkauf hatten wir bereits Anfang des Jahres vorgestellt.

Die NESTLE Studie 2011 aktualisiert die Untersuchungen der letzten Studie von 2009. Für Food- und Wein-Marketer gehört sie zur Pflichtlektüre. Bestellen kann man sie hier über die Weinakademie Berlin Bücherecke.